Anti-Krisen-Maßnahme

EZB pumpt 1,14 Billionen Euro in die Wirtschaft

Wirtschaft
22.01.2015 14:42
Die Europäische Zentralbank will im Kampf gegen eine erneute Krise im Euro-Raum insgesamt 1,14 Billionen Euro in die Wirtschaft pumpen. Die EZB beschloss am Donnerstag, monatlich Anleihen von Staaten und Unternehmen um 60 Milliarden Euro zu erwerben. Das Kaufprogramm soll von März 2015 bis September 2016 laufen, wie Notenbank-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt sagte.

Für eine solche Anti-Krisen-Maßnahme - im Fachjargon quantitative Lockerung oder "QE" genannt - druckt die Notenbank frisches Zentralbankgeld und kauft damit von Banken oder anderen Finanzinstituten Wertpapiere. Seit Monaten hatten Draghi und weitere führende Notenbanker die Märkte auf einen solchen Schritt vorbereitet.

Das frische Geld kommt im Idealfall über die Banken, denen die Zentralbank Anleihen abkauft, in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. So könnte es Konsum und Investitionen anschieben und so die maue Konjunktur in Schwung bringen.

Deflationsgespenst vorerst wohl vertrieben
Funktioniert das wie erwartet, würde das auch die zuletzt extrem niedrige Inflation im Euroraum wieder in Richtung des EZB-Ziel von knapp unter 2,0 Prozent befördern. Damit würden Sorgen vor einem gefährlichen Preisverfall auf breiter Front - also einer Deflation - vorerst beendet. Allerdings ist umstritten, dass Anleihenkäufe das gewünschte Ziel erreichen.

Kritiker sind der Meinung, dass das viele Zentralbankgeld nicht bei Kreditnehmern ankommen, sondern in Aktien oder Immobilien gesteckt werden wird. Das könnte zu neuen Preisblasen führen. Zudem wird befürchtet, dass die EZB den Reformeifer in Krisenländern bremst, wenn sie den Staaten in großem Stil Schuldscheine abkauft - und damit deren Kosten zur Aufnahme neuer Schulden drückt.

Die EZB begründet das Vorhaben mit der seit Monaten sehr niedrigen Inflation im Euroraum. Im Dezember sanken die Verbraucherpreise auf Jahressicht sogar erstmals seit 2009 - vor allem weil die Ölpreise abgestürzt sind. Die EZB muss gegensteuern, weil sie sich einem Inflationsziel von knapp unter 2,0 Prozent verpflichtet hat.

Experten befürchten "unnötigen Aktionismus"
Allerdings ist die negative Inflationsrate vor allem eine Folge des Verfalls der Ölpreise. Und diese Entwicklung belebt zugleich die Konjunktur, weil Verbraucher mehr Geld für andere Dinge als Sprit oder Heizöl ausgeben können und die Kosten der Unternehmen sinken. Daher halten etliche Experten die neue Geldschwemme der EZB für unnötigen Aktionismus.

Leitzins bleibt bei 0,05 Prozent
Unterdessen beließ die EZB den Leitzins im Euroraum wie erwartet auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Auch der Strafzins für Banken, die überschüssiges Geld bei der Notenbank parken, bleibt unverändert bei minus 0,2 Prozent.

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