Nach Sturz in Soldeu

Lindsey Vonn: Rätselraten um ihr Knie

Sport
28.02.2016 09:50

Der Sturz war wohl doch nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Lindsey Vonn war am Samstag beim Super-G in Andorra eingeknickt und auf der Piste praktisch regungslos liegengeblieben. Noch am Abend ließ sie verlautbaren, dass sie sich vorstellen könne, am Sonntag bei der Kombi zu starten. Lindsey nahm an der Hangbesichtigung teil. Wie es um das Knie tatsächlich bestellt ist, ließ sie aber offen. Das Video oben zeigt, wie Vonns Knie drainiert wird.

Praktisch nur ein Detail am Rande: Der Sieg im Samstag-Rennen ging an die Italienerin Federica Brignone vor Laurenne Ross (USA) und Österreichs Tamara Tippler. Krass! Die Bedingungen in Soldeu waren absolut grenzwertig: Heftiger Schneefall und Windböen hatten zunächst eine Verschiebung der Startzeit erforderlich gemacht. Wirklich gut waren die Bedingungen aber auch um 13.30 Uhr nicht, als das Rennen schließlich gestartet wurde.

Abtransportiert
Vonnwurden diese schlechten Bedingungen zum Verhängnis. Mit Startnummer 16 und damit als erste Läuferin der Top-Gruppe attackierte die vierfache Weltcup-Gesamtsiegerin trotz des dichten Schneefalls voll. Mit Bestzeit bekam sie kurz vor dem Ziel Probleme, überdrehte bei einem Linksschwung, geriet danach etwas außerhalb der Piste in ein Loch und rutschte beim folgenden Rechtsschwung aus. Fakt ist, dass Vonn nicht selbstständig aufstehen konnte. Sie musste per Akja abtransportiert werden.

"Fühlt sich besser an"
Am Sonntagvormittag postete Vonn dann ein Video, das zeigt, wie ihr Knie behandelt wird (siehe oben). Dazu schrieb sie: "Ich habe mein Knie ein paar Mal drainieren lassen. Jetzt fühlt es sich besser an. Ich werde auf den Berg gehen und sehen, wie es sich anfühlt."

US-Damen-Chefcoach Paul Kristofic wollte nicht ausschließen, dass Vonn trotz lädiertem linken Knie am Sonntag in der Kombination an den Start geht. "Wir arbeiten auf Hochtouren, um Lindsey bis morgen fit zu bekommen - und glauben an das Wunder", versicherte Kristofic. "Sie ist ein harter Knochen, man sollte nie unterschätzen, wozu sie in der Lage ist."

Haarriss im linken Knie
Vonn gab am Abend auf Facebook bekannt, dass sie sich einen Haarriss im linken Knie zugezogen hat. Die US-Amerikanerin wird sich am Montag einer MRI-Untersuchung unterziehen, hielt sich aber einen Start am Sonntag offen. "Ich werde warten und sehen, wie ich mich morgen fühle und dann entscheiden, ob ich das Rennen fahren kann", erklärte Vonn.

Der Sturz zog zumindest leise Kritik Kristofics nach sich. "Wir müssen eine klare Rennlinie haben, die von Schnee befreit ist. Und wir müssen anerkennen, dass manche Athleten in den Kurven weiter hinauskommen, wenn sie an ihre Grenzen gehen. Und diese weiten Linien müssen frei sein. Da sind wir heute in Probleme gekommen", meinte er.

Die FIS konterte den US-Vorwurf nicht zuletzt mit dem Hinweis auf Vonns extreme Linien. "Dass Vonn an einer 'borderline' Rennen fährt, wissen wir alle. Wenn es solche Verhältnisse gibt, dann ist sie immer dabei, weil sie immer am Limit oder über dem Limit unterwegs ist", meinte Markus Mayr in Vertretung von FIS-Renndirektor Atle Skaardal. "Ich habe mir das genau angeschaut, und ich denke, dass es keinen Vorwurf geben darf, dass es nicht fahrbar war."

Auch Jürgen Kriechbaum sah es ähnlich. "Man trachtet schon danach, dass nicht nur die Ideallinie gut gerutscht ist", betonte der ÖSV-Damen-Rennsportleiter. "Aber das passiert bei vielen Rennen so, gerade bei Super-Gs und Abfahrten, wenn so viel Neuschnee ist wie heute, dass nicht alles super gerutscht ist. Meines Wissens nach ist dem Sturz ein technischer Fehler vorausgegangen, deswegen ist sie dann auch in den gerutschten Schnee gekommen. "

Unendliche Leidensgeschichte
Lindsey Vonn hat in ihrer Karriere schon zwei schwere Knieverletzungen hinnehmen müssen, wie das folgende Video zeigt:

Unmittelbar nach Vonn ging mit Lara Gut ihre größte Rivalin im Kampf um den Gesamtweltcup an den Start. Gut konnte aber nicht ins Spitzenfeld fahren. Sie wirkte im Zielraum (ob der irregulären Bedingungen) ziemlich genervt.

Brignone siegt bei guten Bedingungen
Profitiert von den wechselnden Bedingungen hat jedenfalls Federica Brignone. Die Italienerin markierte auf der verkürzten Strecke in 57,33 Sekunden Bestzeit. Für Brignone der erste Sieg in einem Speed-Rennen. "Ich kann es gar nicht glauben", strahlte sie im Zielraum. Sie gab zu: "Bei meinem Lauf waren die Bedingungen gut. Der Schneefall war ein bisschen stark, deswegen habe ich schlechte Sicht gehabt, aber die Piste war in einem guten Zustand. Ob das Rennen letztlich regulär war oder nicht, kann ich nicht beurteilen."

Tippler starke Dritte
Ebenfalls hervorragend ausgenützt hat die für sie günstigen Bedingungen Tamara Tippler. Mit nur 36 Hundertstel-Sekunden Rückstand auf die Siegerin belegte die junge Österreicherin den starken dritten Rang. Dabei wäre, hätte sie im oberen Teil einige Fehler nicht gemacht, wohl sogar der Sieg drinnen gewesen. "Es war ein schwieriges Rennen. Ich hatte es sicher ein bissl besser als die Topgruppe. Man muss es aber auch ausnutzen und das habe ich gut gemacht", sagte die Steirerin, die davor in Soldeu schon Europacup-Rennen bestritten hatte und der nach Rang zwei in Lake Louise der zweite Podestplatz dieser Saison gelungen ist. "Mit dem Ergebnis bin ich superzufrieden", freute sich Tippler, die ihre erste komplette Weltcupsaison bestreitet.

Das Ergebnis:
1. Federica Brignone (ITA)       57,33 Sek.
2. Laurenne Ross (USA)              +0,13
3. Tamara Tippler (AUT)          +0,37
4. Sofia Goggia (ITA)                  +0,44
5. Elena Fanchini (ITA)                +0,51
6. Johanna Schnarf (ITA)             +0,69
7. Viktoria Rebensburg (GER)       +0,82
8. Romane Miradoli (FRA)            +0,83
9. Kajsa Kling (SWE)                  +0,98
10. Elena Curtoni (ITA)               +0,99
11. Ilka Stuhec (SLO)                  +1,00
12. Stephanie Venier (AUT)      +1,02
13. Tina Weirather (LIE)              +1,03
14. Tessa Worley (FRA)              +1,08
15. Francesca Marsaglia (ITA)       +1,11
16. Lara Gut (SUI)                      +1,15
17. Ragnhild Mowinckel (NOR)      +1,56
17. Margot Bailet (FRA)               +1,56
19. Nadia Fanchini (ITA)              +1,67
20. Cornelia Hütter (AUT)         +1,70
21. Daniela Merighetti (ITA)         +1,76
22. Candace Crawford (CAN)       +1,82
23. Marie-Michele Gagnon (CAN)   +1,92
24. Stacey Cook (USA)                +1,94
25. Mirjam Puchner (AUT)          +1,99
26. Corinne Suter (SUI)               +2,01
27. Coralie Frasse Sombet (FRA)   +2,14
28. Rosina Schneeberger (AUT)  +2,19
29. Mikaela Shiffrin (USA)             +2,31
30. Sabrina Maier (AUT)              +2,33
Weiters:
31. Elisabeth Görgl (AUT)             +2,36
36. Christine Scheyer (AUT)          +2,68
38. Ricarda Haaser (AUT)              +2,80
44. Michaela Kirchgasser (AUT)       +3,04
45. Ramona Siebenhofer (AUT)      +3,09

Ausgeschieden u.a.: Lindsey Vonn (USA), Fabienne Suter (SUI), Joana Hählen (SUI)

Der Stand im Gesamtweltcup:
1. Lindsey Vonn (USA)               1215 Punkte
2. Lara Gut (SUI)                       1207
3. Viktoria Rebensburg (GER)      914
4. Tina Weirather (LIE)                794
5. Frida Hansdotter (SWE)           781
6. Cornelia Hütter (AUT)          651
7. Nina Löseth (NOR)                  591
8. Federica Brignone (ITA)           573
9. Nadia Fanchini (ITA)                570
10. Wendy Holdener (SUI)           500
11. Eva-Maria Brem (AUT)       492
12. V. Velez Zuzulova (SVK)        486
13. Fabienne Suter (SUI)            462
14. Larisa Yurkiw (CAN)              455
15. Sarka Strachova (CZE)          432
Weiters:
20. Michaela Kirchgasser (AUT)     388
28. Carmen Thalmann (AUT)          295
30. Tamara Tippler (AUT)               270
31. Elisabeth Görgl (AUT)               268
40. Nicole Schmidhofer (AUT)        181
43. Mirjam Puchner (AUT)              166
43. Stephanie Venier (AUT)            166
45. Ramona Siebenhofer (AUT)      165
52. Katharina Truppe (AUT)           118
58. Bernadette Schild (AUT)          100
68. Stephanie Brunner (AUT)          72
75. Julia Grünwald (AUT)                57
77. Sabrina Maier (AUT)                  49
78. Katharina Gallhuber (AUT)        44
82. Katharina Huber (AUT)              38
93. Lisa-Maria Zeller (AUT)             15
98. Ricarda Haaser (AUT)               13
109. Stefanie Moser (AUT)               7
116. Elisabeth Reisinger (AUT)        5
119. Rosina Schneeberger (AUT)     3
123. Dajana Dengscherz (AUT)        1

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(Bild: KMM)



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