Nach Video-Aufreger

Hermann Maier: “Ich muss meine Familie beschützen”

Sport
19.10.2014 10:37
2005 sorgte er für den letzten österreichischen Herren-Triumph in Sölden. 2009 trat er unter Tränen zurück. Dennoch ist er fünf Jahre danach immer noch in aller Munde. Mit kultigen Werbespots seines Sponsors. Mit Auftritten auf Kirtagsbühnen. Oder mit der Tatsache, dass er zum dritten Mal Vater wird: Im Interview mit "Krone"-Reporter Peter Frauneder spricht Hermann Maier genau eine Woche vor dem Startschuss in die neue Ski-Saison über seine Familie und erklärt mit höchst bewegenden Worten, warum er vor allem wegen ihr rechtliche Schritte einleiten muss und wird.

"Krone": Hermann, du machst dich in der Öffentlichkeit ziemlich rar: kaum Interviews, keine Auftritte auf VIP-Partys, und Social-Media-Events wie etwa zuletzt der "Ice-Bucket-Challenge" entziehst du dich sowieso, obwohl du für sie sieben Mal nominiert wurdest.
Hermann Maier: Es ist natürlich gut, wenn man auf Krankheiten wie ALS aufmerksam macht. Aber da ist meiner Meinung nach eine Peinlichkeit in jeder Hinsicht entstanden. Ich schütte mir zwar keinen Eiskübel über den Kopf. Dafür mache ich andere Dinge, die auffallen.

"Krone": Du sprichst das berühmte Kirtagsvideo an?
Maier: Ja. Wobei für mich das erste Thema ist, dass niemand hinterfragt hat, warum ich darauf den Stinkefinger in die Menge gezeigt habe. Zugrunde liegt dem Ganzen, dass ich oft belagert werde. Das ist immer intensiver geworden. Ich habe so viele scheußliche Erfahrungen gemacht, das kann man sich gar nicht vorstellen. Dann marschiert man also raus auf eine Bühne und sieht eine ganze Galerie von Menschen mit ihren Handys auf den Biertischen. Ja, was soll ich machen? Für mich gab es in dem Moment nur eine elegante Methode, meinen Protest zu zeigen, nämlich diese bösen Finger. Wobei es nicht so sehr um mich selbst geht. Aber ich bin nicht mehr allein. Ich habe eine Lebensgefährtin und zwei kleine Töchter.

"Krone": Werden auch sie mit Fotos oder Videos belästigt?
Maier: Wenn man schon die Anonymität wegen so einem bissl Skifahren aufgeben musste, bleibt das Privatleben das höchste Gut. Aber das können wir leider nur in unseren vier Wänden genießen: Erst unlängst etwa war ich mit den Mädchen einkaufen. Ich habe das Auto so hingestellt, dass man uns nicht gleich erkennt. Trotzdem habe ich gemerkt, wie hinter uns eine Dame ihr Handy schon im Hüftanschlag hatte, um ein Foto von uns zu machen - nur eines von vielen Beispielen.

"Krone": Ganz ähnlich wie beim Kirtagsvideo, oder?
Maier: Genau. Es war an diesem Abend schon mein zweiter Auftritt auf der Bühne - aber der erste war wahrscheinlich nicht gut, sprich nicht spektakulär genug. Es war halb drei in der Früh, und man weiß ja, wie es da in Bierzelten zugeht: Wer das noch nie erlebt hat, hat etwas versäumt! Den Stinkefinger zu gebrauchen ist normalerweise überhaupt nicht meine Art. Aber heute kann man mit jedem Gerät filmen oder fotografieren: Ich werde dabei zum Freiwild, bin aber kein öffentliches Gut, auf das man einfach so zugreifen kann. Und die Art und Weise, wie danach darüber in gewissen Medien berichtet wurde, ist die reine Hetze gegen mich - das kann ich nicht mehr zulassen. Die Sache brachte das Fass zum Überlaufen. Ich muss und ich werde rechtliche Schritte einleiten, weil das sonst eskalieren kann und es macht bald jeder irgendein ein Video. Deshalb gehe ich dagegen vor. Es geht mir um Anstand und Gerechtigkeit. Und ich muss meine Familie beschützen. Sie soll ihre Anonymität immer behalten.

"Krone": Wird man den Hermann Maier jetzt gar nicht mehr in der Öffentlichkeit sehen?
Maier: Es gehört einfach dazu, ab und zu einmal fortzugehen. Ich bin authentisch. Es ist mein Leben und soll nicht sonst irgendwas darstellen. Ich musste schon immer viele Entbehrungen in Kauf nehmen. Und ich wusste, dass viele Dinge nicht förderlich für mein Leben, für meine Karriere, sind. Erst später, nach den ersten Siegen, habe ich auch gelernt zu feiern. Es ist ein Wahnsinn, dass nach solchen Videos vielleicht bei manchen der Eindruck entstehen könnte: Der Maier macht jetzt gar nichts anderes mehr. Das ist natürlich absoluter Blödsinn. Trotzdem werde ich weiter mit meinen Freunden dann und wann auf ein paar Bier gehen. Vater zu sein ist wunderschön, aber es ist auch mit gewissen Veränderungen verbunden. Da braucht man hin und wieder auch eine kurze Auszeit.

"Krone": Wie sieht eigentlich so ein Tag im Leben des Familienvaters Hermann Maier aus?
Maier: Abgesehen vom Stillen habe ich immer alles gemacht, angefangen beim Wickeln. Wir haben Zwillinge, da ist der Aufwand natürlich doppelt so groß. Aber wir können gemeinsam sehr viel Zeit mit unseren Kindern verbringen und ich weiß, welcher Luxus das für uns ist. Das macht mich irrsinnig glücklich. Genau wie die Tatsache, dass bald das dritte Kind kommt.

Noch mehr lesen Sie auf Hermann Maiers Homepage.

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(Bild: KMM)



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