"Krone"-Interview

Schröcksnadel: “Anna sagt ‘Präsi’ zu mir”

Sport
20.06.2015 17:00
Nach dem Friedensschluss mit Anna Fenninger (nicht mit ihrem Manager!) spricht ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel (73) mit Conny Bischofberger über Macht und Intrigen, Machos und Damen und die Suche nach einem neuen Leitwolf.

Um ein Haar wäre Ski-Königin Anna Fenninger (26) nach einem Streit wegen Sponsoring und ihrem deutschen Manager Klaus Kärcher aus dem ÖSV geflogen. Der Stein des Anstoßes: Eine Mercedes-Werbung, obwohl der offizielle Sponsor des ÖSV Audi heißt. Am Donnerstag gab Peter Schröcksnadel überraschend eine Einigung bekannt.

"Krone": Herr Schröcksnadel, stimmt es, dass Sie vor lauter Ärger über das Tohuwabohu mit Anna Fenninger ins Spital mussten?
Peter Schröcksnadel: Wie soll ich sagen? Ich war im Auto, und plötzlich ist mir die linke Hand und dann der linke Fuß eingeschlafen. Ich dachte: Krieg' ich jetzt einen Schlaganfall? Aber im Spital haben sie festgestellt: Mir fehlt überhaupt nichts, ich bin total gesund. Anscheinend hab' ich mich aber wirklich sehr aufgeregt…

"Krone": Worüber denn?
Schröcksnadel: Über die Ungerechtigkeit, die hasse ich. Dass der Manger von Anna Fenninger Dinge erzählt, die alle nicht stimmen. Einfach unglaublich. Aber auf seine Spielchen lassen wir uns jetzt nicht mehr ein.

"Krone": Fühlen Sie sich nach der überraschenden Einigung als Sieger?
Schröcksnadel: Ich bin froh, dass die Anna und ich uns ausgesprochen haben und dass das gelöst ist. Sie hat jetzt verstanden, worum es geht, sie ist ja eine gescheite Frau. Ich glaube, wir haben beide gewonnen, ich und sie.

Hier gibt's drei Audio-Ausschnitte vom Interview mit Peter Schröcksnadel: Clip 1 (über die "Sprache der Frauen"), Clip 2 (über Verdienstunterschiede bei männlichen und weiblichen Sportlern) und Clip 3 (über seine Zukunft im Verband)

"Krone": Aber ihr Manager hat erklärt, dass er gar nicht daran denkt, sich zurückzuziehen. Was soll der Zirkus?
Schröcksnadel: Mit ihrem Manager wollen wir nichts mehr zu tun haben, aus. Wenn er weiter wirbelt, werden wir schauen.

"Krone": Werfen Sie ihn hinaus, wenn er zum nächsten Rennen mitkommt?
Schröcksnadel: Interessiert uns nicht. Wenn die Anna ihn weiter als Berater oder Begleiter beschäftigen will, ist das ihre Geschichte. Aber er muss sich im Hintergrund halten.

"Krone": Wie soll das gehen?
Schröcksnadel: Das ist sehr einfach. Denn wir managen ja sowieso alles, für alle Sportler, egal welchen Hintergrund sie haben. Wir zahlen die Flüge, wir buchen die Hotels, wir organsieren das Training und so weiter. Auch für den Nachwuchs. Das wird alles von unseren Sponsoren finanziert. Insofern sind wir der sozialste Verband, den es gibt. Der ÖSV kann eigentlich mit unserer Sozialversicherung verglichen werden. Nur in dieser Gemeinschaft ist es möglich, allen Mitgliedern optimale Bedingungen zu bieten. Wenn wir dieses System aufgeben, dann werden nur mehr die Reichen weiterkommen. 90 Prozent aller Läufer haben keine Manager. Sie kennen ihre Rechte und ihre Pflichten. Annas Manager kennt sie offenbar nicht.

Wir sitzen im 22. Stock der Twin Towers am Wienerberg, Restaurant "Das Turm". Schröcksnadel hat keinen Hunger, "nur Wasser!" sagt er zum Kellner und erklärt in Tiroler Dialekt, was Sache ist.

"Krone": Wird da eine Spitzensportlerin zwischen zwei Machtmenschen zerrieben?
Schröcksnadel: Ich bin niemandem böse, wenn er mich für einen Machtmenschen hält. Ich glaube nur, dass das nicht stimmt. Ich übe nicht Macht aus, ich führe. Das ist ein Unterschied. Das mag nicht immer basisdemokratisch sein, aber es geschieht mit einer konsequenten Haltung. Was die Anna betrifft: Ich denke, unser Friedensschluss wird halten. Natürlich habe ich ihr empfohlen, sich von dem Manager etwas zu distanzieren. Wenn sie trotzdem an ihm festhält, ist mir das völlig wurscht - solange er sich bei uns nicht einmischt. Er soll nur mit seinen Intrigen aufhören.

"Krone": Ist er ein schlechter Manager?
Schröcksnadel: Ein guter Manager würde nicht ganz Österreich durcheinanderbringen. Aber dem geht es natürlich um sein Geld. Wenn die Pferdchen davongaloppieren, dann hat so ein Manager ja kein Geschäft mehr.

"Krone": Wären Sie vielleicht gerne Anna Fenningers Manager?
Schröcksnadel: Ich habe ihr jedenfalls gesagt, dass ich für sie da bin, wenn sie mich braucht. Und ich verlange dafür wie man weiß kein Geld. Ich bezahle mir seit 25 Jahren alles selber: jeden Flug, jedes Hotel, jedes Auto.

"Krone": Wie nennt Anna Fenninger Sie?
Schröcksnadel: Präsi. Oder auch Schröcksi.

"Krone": Stimmt es, dass das Protokoll, in dem Annas Mercedes-Werbung besprochen wurde, im Nachhinein gefälscht worden ist?
Schröcksnadel: Ich bitte Sie! Wir fälschen doch keine Protokolle. Außerdem ist gar nicht relevant, was in dem Protokoll steht. Weil Mercedes von vornherein ausgeschlossen war als Partner. Der Herr Alaba kann auch nicht für ein anderes Auto Werbung machen als jene Marke, die Bayern München im Vertrag hat. Dieses Vorhaben von Anna und ihrem Manager hätte uns viel früher vorgelegt werden müssen. Dann hätten wir es abgelehnt. So war es ein eindeutiger Vertragsbruch und auch unlauter. Jetzt hat Mercedes die Kampagne von sich aus gestoppt.

"Krone": Anna Fenninger hat in einem sehr emotionalen Posting auf Facebook von "Lügen" geschrieben und von schlechter Behandlung als Frau. Was hat sie da gemeint?
Schröcksnadel: Sie hat sich dafür entschuldigt, deshalb interpretiere ich das nicht. Ich bin ja auch nicht Teil der Mannschaft.

"Krone": Sie könnte auch Sie gemeint haben…
Schröcksnadel: Nein, also das glaube ich wirklich nicht. Ich bin Damen gegenüber bekannterweise immer sehr höflich.

"Krone": Sie haben behauptet, dass Frauen eine andere Sprache sprechen, was meinen Sie damit?
Schröcksnadel: Das war nicht negativ gemeint, darüber gibt es sogar ein Buch. Frauen haben eben andere Bedürfnisse, auch einen anderen Lebenszyklus. Deshalb denke ich daran, die Petra Kronberger als Frauenbeauftragte des ÖSV ins Team zu holen.

"Krone": Singen Sie die Bundehymne mit den Töchtern?
Schröcksnadel: Ich kann nicht gut singen, ich summe nur…

"Krone": Gendern Sie?
Schröcksnadel: Nein. Für mich ist ein Athlet ein Athlet, egal ob er ein Mann oder eine Frau ist. Das ist völlig wurscht.

"Krone": Wieso verdienen Sportlerinnen dann weniger als Sportler?
Schröcksnadel: Bei uns im Skiverband kriegen sie gleich viel Prämie aus dem Topf wie die Männer. Nur in der Werbung, und da kann man mich bitte nicht verantwortlich machen, verdienen sie weniger, weil ihr Marktwert eben nicht so hoch ist. Ich war ja der, der in den Neunzigerjahren, als die RAIKA die Firma Blizzard übernommen hat, den Damensport gerettet hat. Die RAIKA wollte keine Damen mehr ausrüsten. Nur weil der ÖSV die Servicekosten übernommen hat, blieb RAIKA dann doch noch im Damen-Rennsport dabei.

"Krone": Pograpschgesetz?
Schröcksnadel: Ist ein Blödsinn. Und mir wurscht, ob es im Strafgesetzbuch steht, weil ich tue es sowieso nicht.

"Krone": Haben Sie sich je bemüht, ein moderner Mann zu werden?
Schröcksnadel: Ich glaube, ich bin ein ganz moderner Bursche. Ich spiele Schlagzeug, ich tanze, und wenn mich eine Frau unbedingt einladen will, dann darf sie auch gerne die Rechnung im Restaurant bezahlen. Ist mir aber leidearf man Sie auch fragen, ob Sie sich irgendwann zurückziehen?
Schröcksnadel: Dürfen Sie gerne fragen. Ich denke darüber schon lange nach. Genau gesagt seit der Dopingaffäre 2006. Damals war ich 65. Aber ich wollte den Verband nicht im Stich lassen, sondern für meine Athleten kämpfen. 30 waren angeklagt, kein einziger ist verurteilt worden.

"Krone": Seither sind neun weitere Jahre vergangen. Ist es so schwer, einen Nachfolger zu finden?
Schröcksnadel: Das ist gar nicht meine Aufgabe. Wenn meine Freunde meinen, ich soll aufhören, dann höre ich sofort auf. Aber wenn ich mir die SMS anschaue, die ich im Moment kriege, von Skifahrern, Snowboardern, Langläufern, ist das eher nicht zu erwarten. Die stehen alle zu mir.

Aufs Stichwort schnappt er sein Uralt-Nokia – "das ist nur zum Telefonieren!" – und sucht die Textnachrichten, in denen ihm Fans und Freunde zur Versöhnung mit Anna Fenninger gratulieren. Einige liest er laut und stolz vor.

"Krone": Aber Sie werden bei Ihrer Nachfolge doch sicher ein Wörtchen mitreden wollen, oder?
Schröcksnadel: Sagen wir so: Der nächste ÖSV-Präsident muss unabhängig sein, den Sport verstehen und gut im Management und Werbegeschäft sein.

"Krone": Ihr Sohn zum Beispiel? Oder könnte es auch eine Frau sein?
Schröcksnadel: Der könnte das sicher, aber wir haben ja keine Erbfolge, und deshalb möchte ich das nicht. Mann oder Frau, egal. Wissen Sie, es ist wie bei einem Wolfsrudel. Der Leitwolf ist so lange Leitwolf, bis ein Jüngerer, Besserer nachkommt. Ich warte auf einen, der besser ist als ich.

"Krone": Weder Wolf noch Wölfin in Aussicht?
Schröcksnadel: Wölfe schleichen sich immer wieder heran, aber es muss eben ein Leitwolf sein.

Seine Karriere
Peter Schröcksnadel, geboren am 30. Juli 1941 in Innsbruck, leitet seit mehr als 25 Jahren die Geschicke des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Präsident ist der Selfmade-Millionär Herr über mehr als 30 Unternehmen im In- und Ausland (geschätzter Umsatz: 70 Millionen Euro pro Jahr). Der Fliegenfischer und leidenschaftliche Skiläufer ist verheiratet und hat drei Kinder.

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(Bild: KMM)



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