Prozess beendet

Drei Schuldsprüche im Wiener Handgranaten-Prozess

Österreich
11.02.2015 18:37
Mit drei Schuldsprüchen im vollen Umfang der Anklage ist am Mittwoch der Prozess um den sogenannten Wiener Handgranatenmord zu Ende gegangen. Der Hauptangeklagte Kristijan Hasek (Bildmitte) wurde schuldig gesprochen, zwei Geschäftspartner Anfang des vergangenen Jahres in Ottakring in die Luft gesprengt zu haben. Er wurde - bereits rechtskräftig - zu 20 Jahren Haft verurteilt. Seine Schwester Renata Hasek und sein Freund Dejan Vasic erhielten als Beitragstäter zum Doppelmord zwölf bzw. 20 Jahre. Die beiden erbaten Bedenkzeit, diese Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Während die Vorsitzende Richterin Martina Krainz die Urteile verkündete, kollabierte Dejan V. Er verdrehte die Augen, sackte mit leichenblassem Gesicht zusammen, kam zunächst auf der Anklagebank und schließlich auf dem Fußboden zu liegen. Im Publikum anwesende Angehörige des Mannes stießen Schreie des Entsetzens aus und forderten "Gebt's ihm wenigstens a Wasser!"

Zwei Männer, die zum Zusammengebrochenen stürmen wollten, wurden von Staatsanwalt Leopold Bien zurückgerufen: "Bleiben Sie hinten!" Die Verhandlung wurde zur ärztlichen Versorgung des 30-Jährigen kurzzeitig unterbrochen. Währenddessen kollabierte auch die Mutter von V., die im Publikum gesessen war. Auch sie musste medizinisch versorgt werden. Danach wurde die Urteilsverkündung fortgesetzt.

"Der Trottel hat nix gewusst"
Zuvor war am Schlusstag des Prozesses noch der letzte Zeuge einvernommen worden, ein Zellengenosse des 36-jährigen Haupttäters Kristijan H. "Der Trottel hat nix gewusst" - eher abfällig, aber durchaus positiv für den Zweitangeklagten hätte sich H. demnach dem Mitinsassen gegenüber geäußert.

H. war wegen Mordes an zwei Geschäftspartnern angeklagt, die er im Auto in die Luft gejagt hatte. Selten hat ein Angeklagter ein so unmissverständliches Geständnis abgelegt wie H., verteidigt von Anwalt Philipp Winkler. Ja, er wollte töten. Es sei ihm um die Ermordung seiner Geschäftspartner gegangen. Er habe sich eine Pistole besorgt, eine Handgranate - und eine Flasche Champagner. Die köpfte er vor dem Blutbad.

Harmloses Treffen vorgetäuscht
Seine Geschäftspartner mussten sterben, weil sie aus einem schwungvollen, aber illegalen Treibstoffhandel aussteigen wollten. Importierter Diesel wurde dabei ohne Abfuhr der Mineralölsteuer im Sommer 2013 direkt an Tankstellen verkauft.

Nachdem H. vom Ausstiegswillen der beiden Männer erfahren hatte, bestellte er sie nach Wien. Um den Anschein eines harmlosen Treffens zu wahren, hatte er Frau, Kind und Schwester Renata mitgebracht - und Dejan V., der den neuen Geschäftspartner mimen sollte. Geredet wurde aber nicht viel: H. stieg ins Auto seiner Ex-Partner, schoss auf den Boss und warf dem Fahrer eine Handgranate vor die Füße. Beide starben.

Eher unklar waren nach den Einvernahmen die Rollen der Mitangeklagten. Die Schwester will vom Mordplan keine Ahnung gehabt haben. Und Dejan V. wäre, so sein Verteidiger, "durch die Handgranate fast selbst gestorben". Dem widersprach Staatsanwalt Bien: V. hätte die Waffen gesehen, da müsse man sich doch etwas denken. Sowohl V. als auch die Schwester von H. wurden im Sinne der Anklage zu 20 bzw. zwölf Jahren Haft verurteilt.

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