Vassilakou im Talk

“Die SPÖ ruht sich auf ihren Lorbeeren aus”

Wien
08.10.2015 17:35
Zwei Tage vor der Wahl zeigt sich die grüne Spitzenkandidatin Maria Vassilakou zuversichtlich: "Ich werde die Wahl schlagen und Vize-Bürgermeisterin bleiben." Im Interview verrät sie, wie viel die FPÖ jedem Wiener schon gekostet hat.

"Krone": "Wer Strache verhindern will, muss Grün wählen", lautet Ihr Aufruf. Was wäre an einem Bürgermeister Strache so schlimm?
Maria Vassilakou: Die Fakten aus der Vergangenheit zeigen es: Die FPÖ-Regentschaft in Kärnten endete mit einem Bundesland das pleite ist. Und wir haben die größte de facto Bankenpleite der zweiten Republik, die uns 14 Milliarden Euro gekostet hat. Ohne in der Regierung zu sitzen, hat die FPÖ bereits jedem Wiener einen Tausender gekostet. Wer sein eigenes Geld verbrennen will, kann Strache wählen. Klar ist aber auch: Er steht für Hetze und Menschenverachtung. Ich hingegen stehe für Weltoffenheit und für eine moderne Demokratie.

"Krone": Warum sollte man die Grünen am Sonntag wählen?
Vassilakou: Es braucht in der Stadtregierung eine unbeugsame und unermüdliche Kraft. Sonst geht in Wien wenig weiter. Die SPÖ ist dafür zu träge und zu bequem. Die Grünen konnten hingegen beweisen, was in fünf Jahren weitergehen kann, wenn man anpackt und sich nicht fürchtet. Die 365-Euro-Jahreskarte ist Beleg genug.

"Krone": Man könnte jetzt glauben, die Roten hätten in den letzten Jahren nichts weitergebracht.
Vassilakou: Die SPÖ hat zweifellos historische Verdienste geleistet. Wenn heute 65 Prozent der Wiener in leistbaren Wohnungen leben, dann ihretwegen. Aber das letzte Jahrzehnt war von Trägheit und Parteibuchwirtschaft gekennzeichnet. Sie haben sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht.

"Krone": Angenommen, Rot-Grün geht sich wieder aus. Möchten Sie Verkehrsstadträtin bleiben?
Vassilakou: Ja. Ich bin heute erfahrener und inhaltlich versierter, als zuvor. Wichtig wäre mir aber auch ein zweites Ressort. Ich möchte Schulen und Kindergarten in grüner Hand sehen. Wir müssen die Schulen von der Stadtschulratsbürokratie befreien. Es braucht 1000 zusätzliche Lehrer, Schulen sollen über ihre Unterrichtsmethoden frei entscheiden dürfen. Und wir brauchen eine Kindergartenplatzgarantie ab dem zweiten Lebensjahr.

"Krone": Viele waren 2010 der Meinung, dass ein grüner Koalitionspartner der Stadt gut tun würde. Nicht zuletzt um die lange SPÖ-Dominanz im Rathaus zu brechen. Fünf Jahre später und die Grünen haben sich selbst ein paar Beauftragte gegönnt.
Vassilakou: Das System zu verändern, gelingt nicht über Nacht. Und die Gewohnheiten, die sich die SPÖ über Jahrzehnte aufgebaut hat, lassen sich auch nicht in ein paar Jahren abstellen. Dafür wird es Jahre, wenn nicht ein ganzes Jahrzehnt harter Arbeit brauchen. Zumindest ist es uns gelungen, die Verlängerung des Vertrags mit dem Compress-Verlag zu verhindern, der für die Stadt Auslandsbüros betreibt. Damit haben wir dem Steuerzahler 146 Millionen Euro erspart. Und: wer verändern will, muss große Wiederstände überwinden - das zeigt auch das Beispiel Mariahilfer Straße sehr schön.

"Krone": Warum dann die Beauftragten?
Vassilakou: Die Stadt braucht in vielen Bereichen Beauftragte und Koordinatoren. Natürlich, können diese Stellen auch intern besetzt werden. Manchmal braucht es aber zusätzlich jemanden von außen, der spezielle Fähigkeiten mitbringt. Ein Beispiel: In den Augen von jemanden, dem die Erhöhung des Radfahreranteils im Verkehr wichtig ist, ist der Radfahrbeauftragte nachvollziehbar. Wenn man diese Ansicht nicht teilt, ist es überflüssiges Geld.

"Krone": Sollten die Grünen am Sonntag nicht dazugewinnen, wollen Sie an die nächste Generation übergeben. Verlassen Sie dann auch den Gemeinderat?
Vassilakou: Ich bin ein sehr politischer Mensch, ich liebe Wien. Ich mache Politik sehr gerne und auch aus Liebe zu Wien. Selbstverständlich werde ich daher weiter für die Stadt arbeiten. Am Sonntag geht es aber darum die Wahl zu gewinnen. Und wenn ich verliere, dann ziehe ich die Konsequenzen.

"Krone": Themenwechsel: Was halten Sie von den vielen Ringsperren im Jahr?
Vassilakou: Die Entscheidung ob der Ring gesperrt wird oder nicht, liegt ausschließlich bei der Polizei.

"Krone": Abschlussfrage: Träumen Sie manchmal von Heinz-Christian Strache?
Vassilakou: Gott bewahre! Zum Glück schlafe ich wie ein Stein. Man kann mich auch in einer Ecke abstellen und ich schlafe. Strache bereitet mir auch keine schlaflosen Nächte.

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