Baltikum angreifen?

Zeman: “Putin ist doch kein Selbstmörder!”

Ausland
22.04.2015 11:55
Ein militärischer Angriff Russlands auf eines der baltischen Länder ist nach Auffassung des tschechischen Präsidenten Milos Zeman sehr unwahrscheinlich, denn der russische Staatschef Wladimir Putin sei "sicher kein Selbstmörder". Auch werde Russland nicht die Ostukraine annektieren, zeigte sich Zeman in einem Interview überzeugt.

"Ich denke nicht, dass Russland einen Krieg entfachen will, indem es eines der NATO-Länder angreift. Weil Wladimir Putin kein Selbstmörder ist und weiß, was dies für Folgen hätte. Ich bin mir sicher, dass es in diesem Fall eine militärische Reaktion geben würde, nicht nur eine politische und wirtschaftliche Reaktion", sagte Zeman am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Der immer wieder für seine russlandfreundliche Haltung kritisierte tschechische Präsident reagierte damit auf die Befürchtungen Estlands, Lettlands und Litauens, dass Russland nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim und der Einmischung in den Konflikt in der Ostukraine auch Pläne für eine Aggression gegen die baltischen Länder haben könnte. In allen drei Republiken lebt eine starke russischsprachige Minderheit.

"Russland mit Krim-Annexion befriedigt"
Auch eine Annexion der Ostukraine durch Moskau hält Zeman für unwahrscheinlich, da dies aus wirtschaftlicher Sicht für Russland unsinnig wäre. "Ich denke, dass Russland mit der Annexion der Krim befriedigt ist. Ich zweifle daran, dass es möglich wäre, in die östliche Ukraine einzufallen. Allein deshalb, weil sie durch den Bürgerkrieg zerstört wurde und Moskau Dutzende Millionen hungrige Mäuler stopfen müsste - und dafür reicht seine Wirtschaftskapazität nicht", erklärte Zeman weiter.

Erneut kritisierte der tschechische Präsident den US-Botschafter in Tschechien, Andrew Schapiro, der in einem TV-Interview Bedenken über den geplanten Besuch Zemans in Moskau anlässlich des 70. Jahrestags des Kriegsendes zu Ausdruck gebracht hatte. "Die Wiener Konvention (über diplomatische Beziehungen, Anm.) verbietet es den Botschaftern jeglichen Landes strengstens, sich in innere Angelegenheiten des Gastgeberstaates einzumischen. Herr Schapiro hat diese Konvention entweder unbewusst oder absichtlich verletzt, was ihn als Professionellen disqualifiziert", so Zeman.

"Fahre nach Moskau, um die Toten zu ehren"
Der tschechische Staatschef bestätigte in diesem Zusammenhang, dass er zum Jahrestag des Sieges über Hitler am 9. Mai nach Moskau reisen werde, ohne jedoch an der traditionellen Militärparade auf dem Roten Platz teilzunehmen. "Ich fahre nach Moskau, um die Toten zu ehren, nicht die Lebenden."

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