Kampagne in Neapel
Wer die Mafia verpfeift, muss keine Steuern zahlen
Die Steuerbefreiung gilt ab der erstinstanzlichen Verurteilung der Angezeigten, heißt es in einem Beschluss des neapolitanischen Gemeinderats. "Wir senden den Bürgern ein klares Signal: Die Behörden wollen all jene Neapolitaner aktiv unterstützen, die mit uns das organisierte Verbrechen bekämpfen", hieß es in einer Presseaussendung des Gemeinderats unter der Führung von Bürgermeister Luigi De Magistris.
Die Gemeinde wolle den Bürgern klar machen, dass sie nicht allein sind, wenn es darum geht, ihre Erpresser anzuzeigen. "Wir wollen ein Netz der Solidarität aufbauen, um das organisierte Verbrechen zu bekämpfen, das von der Krise profitiert und sich mit Erpressung und Wucher enorm bereichert", erklärte ein Sprecher des Gemeinderats.
Unternehmer zahlen kein Schutzgeld mehr
Immer mehr Kaufleute und Unternehmer beteiligen sich im Süden Italiens an einer Kampagne gegen das organisierte Verbrechen. Sie erklären öffentlich, keine Schutzgelder mehr an die Clans zu zahlen. In den Geschäften Palermos prangen Aufkleber mit der Aufschrift "Ein ganzes Volk, das Schutzgelder zahlt, ist ein Volk ohne Würde".
Die Anti-Mafia-Kampagne habe bereits mehr als 7.000 Einwohner Palermos überzeugt, ausschließlich Geschäfte, Cafes und Lokale zu nutzen, die an der Aktion beteiligt sind, hieß es. Schätzungen von Ermittlern zufolge bezahlen 80 Prozent aller Händler in Palermo Schutzgelder an die Mafia.
Mafia nutzt Krise aus
Die Mafia nutzt die Krise aus, um immer tiefer in das Wirtschaftssystem in Nord- und Mittelitalien einzudringen, warnen Ermittler. Das organisierte Verbrechen sei Italiens Unternehmen mit dem höchsten Umsatz. Wie aus Studien hervorgeht, steht die Kriminalität in dem Mittelmeerland mit 140 Milliarden Euro Umsatz für sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
Der Jahresbericht des Verbandes der italienischen Kaufmannschaften, "Confesercenti", nannte zuletzt illegale Müllentsorgung, Schutzgelderpressung, illegalen Geldverleih, Diebstahl, Betrug und Schmuggel als Hauptgeschäftsbereiche der kriminellen Organisationen.
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