Rekord für US-Firma

Weihnachtsboom bei Munition für Massaker-Gewehr

Ausland
24.12.2012 08:08
Während die Waffenlobby weiter auf Konfrontationskurs zu Präsident Barack Obama geht, der nach dem Massaker in einer Volksschule in Newtown die Waffengesetze verschärfen will, boomt das Geschäft mit Waffen und Munition in den USA mehr denn je. So verzeichnete der weltweit größte Waffenzulieferer Brownells einen noch nie dagewesenen Anstieg bei Munitionskäufen: Binnen 72 Stunden habe man so viele Magazine für das (von Amokläufer Adam Lanza benutzte, Anm.) Sturmgewehr AR-15 verkauft wie in den letzten dreieinhalb Jahren zusammen, teilte Firmenchef Pete Brownell mit.

Der Hersteller von Zubehör und Munition, dessen Motto "Selection, Service, Satisfaction" lautet, habe in den vergangenen Tagen eine "beispiellose" Nachfrage an Munition für das Sturmgewehr (Bild) erlebt, zitierte die "Huffington Post" aus einem Statement, das der Brownells-Chef knapp eine Woche nach dem Schulmassaker, bei dem 20 Kinder und sechs Frauen erschossen wurden, auf einer Website für AR-15-Enthusiasten veröffentlicht hatte.

Das Unternehmen arbeite "wie verrückt" daran, den Bestellungen nachzukommen, hieß es darin weiter. Man habe bereits zusätzliche Rohstofflieferungen angefordert, um Engpässe in der Produktion zu verhindern. Bei Brownells ist man jedenfalls in weihnachtlicher Stimmung: Am 24. Dezember wünscht das Unternehmen auf seiner Website all seinen Kunden "Merry Christmas".

NRA will jegliche Waffen-Einschränkung bekämpfen
Zugleich schießt sich die einflussreiche National Rifle Association (NRA) weiter auf Präsident Obama ein. Man werde jede Einschränkung des Rechts auf das Tragen einer Waffe bekämpfen, machten die Spitzen der NRA am Sonntag in TV-Interviews deutlich.

Nicht die Waffen seien das Problem, sondern die Schützen, argumentierte NRA-Präsident David Keene im TV-Sender CBS. Dabei zielte er auch auf Menschen mit psychischen Problemen. Er erklärte weiters, er sage nicht, "dass jeder, der Videos schaut, ein potenzieller Killer ist. Das stimmt nicht. Aber genauso wenig stimmt, dass jeder, der eine Waffe besitzt, ein potenzieller Killer ist".

NRA-Vize Wayne LaPierre kritisierte auch die von Obama zur Waffengewalt eingesetzte Taskforce unter der Leitung von US-Vizepräsident Joe Biden. "Wenn das eine Kommission ist, die nur aus einem Haufen Leuten zusammengesetzt wird, die schon in den letzten 20 Jahren versucht haben, den zweiten Zusatzartikel (zur Verfassung) zu zerstören, bin ich nicht daran interessiert, in dieser Kommission zu sitzen", sagte er dem Sender NBC. Im zweiten Zusatzartikel wird den US-Amerikanern das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen garantiert.

LaPierre: "Verkaufsverbot wird nicht helfen"
Auch ein Verkaufsverbot der von Obama besonders ins Visier genommenen Sturmgewehre und Schnellfeuerwaffen mit großen Magazinen an Privatpersonen lehnt die NRA ab. "Es wird nicht helfen. Es hat nicht geholfen", sagte LaPierre mit Hinweis auf ein bereits zwischen 1994 und 2004 bestehendes Verbot, das unter US-Präsident George W. Bush ausgelaufen und nicht verlängert worden war. "Ich halte das für ein falsches Stück Gesetzgebung, und aus diesem Grund glaube ich nicht, dass es durchkommen wird: Es ist nur auf Lügen aufgebaut, die bereits aufgedeckt sind."

LaPierre hatte am Freitag mit seiner Forderung weltweit für Empörung gesorgt, als Konsequenz aus dem Schulmassaker in Connecticut landesweit bewaffnete Wächter in Volksschulen einzusetzen (siehe Infobox). Am Sonntag wiederholte er die Forderung. "Wenn es verrückt ist, nach der Polizei zur Sicherung der Schulen zu rufen, um unsere Kinder zu schützen, dann nennen Sie mich verrückt. Ich denke, dass die Amerikaner es verrückt finden, es nicht zu tun."

Waffenrechtsanwälte forderen Journalisten-Auslieferung
Nach einer hitzigen Debatte über die Bluttat von Newtown im US-Fernsehen richteten unterdessen Tausende Waffenrechtsanwälte eine Petition an das Weiße Haus, die eine Auslieferung des britischen CNN-Moderators Piers Morgan verlangt. Bis zum späten Sonntagabend erhielt die Forderung etwa 28.500 Unterstützer. Damit sich die Regierung damit befasst, sind 25.000 nötig.

In einem Interview hatte Morgan am Dienstag den US-Waffenlobbyisten Larry Pratt einen "unvorstellbar dummen Mann" genannt, als dieser als Reaktion auf die Ereignisse von Newtown mehr statt weniger Waffen forderte. "Sie haben überhaupt kein schlüssiges Argument, Sie scheren sich einen Dreck um die Zahl der Waffenmorde in Amerika", sagte er zudem.

Die Unterzeichner der Petition sehen darin eine Verletzung des zweiten Zusatzartikels der US-Verfassung. Dieser sichert nach Ansicht von Befürwortern des freien Tragens von Waffen den US-Bürgern dieses Recht zu, was von Gegnern angezweifelt wird. Morgan ist der Ansicht, dass die USA bestimmte Hochleistungswaffen wie halbautomatische Gewehre verbieten könnten.

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