OECD-Bericht

Warnung vor japanischen Verhältnissen im Euro-Raum

Wirtschaft
25.11.2014 12:10
Der Euro-Raum droht nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in eine lang anhaltende Phase schwachen Wachstums und niedriger Inflation zu fallen. "Die Euro-Zone als Ganzes, und insbesondere die schwächsten Länder, scheint am ehesten von Tendenzen einer dauerhaften Stagnation betroffen zu sein", heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Wirtschaftsausblick der OECD.

Die USA und Großbritannien, deren Volkswirtschaften seit Längerem robust wachsen, seien davon weniger betroffen. Japan dagegen, das als Paradebeispiel eines Landes mit dauerhaft schwachem Wachstum gilt, sei bereits vor zwei Jahrzehnten in eine Stagnationsphase gefallen.

Von einer Stagnationsfalle sprechen Ökonomen, wenn selbst eine außergewöhnlich lockere Geldpolitik mit Nullzinsen das Wachstum nicht anschieben kann. Demnach liegt der Realzins (Nominalzins abzüglich Inflation) trotz nominaler Nullzinsen zu hoch, um Investitionen oder den privaten Konsum hinreichend anzuregen. Als ein entscheidender Grund dafür gilt eine zu schwache Inflation oder Deflation. Denn bei fallendem Preisniveau steigt der Realzins.

Staatliche Eingriffe als Gegenmittel
Als Gegenmittel empfiehlt die OECD staatliche Eingriffe: "Eine dauerhafte Stagnation - oder das Risiko, in diese Falle zu gehen - sollte mit einem umfassenden Stimulierungspaket angegangen werden." Die Geldpolitik müsse zusätzlich gelockert werden, wegen der bereits auf null gefallenen Leitzinsen allerdings auf unkonventionelle Art und Weise. Hierzu zählen massive Käufe privater und öffentlicher Anleihen (quantitative Lockerung). Zudem müsse der Staat seine Ausgaben erhöhen und wirtschaftliche Strukturreformen einleiten.

Allerdings warnt die OECD auch vor den Folgen einer solchen Politik: So könne eine lockere Geldpolitik Investoren dazu verleiten, überhöhte Risiken einzugehen, was letztlich die Finanzstabilität gefährden und zu "kostspieligen Rezessionen" führen könnte. Aufsichtsrechtliche Regelungen könnten derartigen Risiken allenfalls begrenzt entgegenwirken. Zudem erhöhten zusätzliche Staatsausgaben nicht nur die öffentliche Verschuldung. Auch könnten private Investitionen verdrängt werden.

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