Soldat entführt

Waffenruhe in Gaza von Israel vorzeitig beendet

Ausland
01.08.2014 20:15
Militante Palästinenser haben trotz einer humanitären Waffenruhe einen israelischen Soldaten verschleppt und damit den Gaza-Konflikt neu angeheizt. Als Reaktion darauf erklärte Israel die Feuerpause am Freitag für gescheitert. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte harte Gegenmaßnahmen an. US-Außenminister John Kerry sprach von einer "empörenden Verletzung" der ausgehandelten Waffenruhe.

Der 23-jährige Leutnant fiel nach Angaben des israelischen Militärs einem Kommando der radikal-islamischen Hamas in die Hände, während seine Einheit mit Zerstörungsarbeiten an einem Tunnel beschäftigt war. Demnach erfolgte die Entführung eineinhalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die UNO und die USA in der Nacht zuvor zwischen Israel und der Hamas vermittelt hatten.

Die Al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, bestätigten die Gefangennahme des Soldaten, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan meldete. Die militanten Islamisten behaupteten aber zugleich, dass ihnen der Soldat bei Kämpfen eine Stunde vor Inkrafttreten der Waffenruhe in die Hände gefallen sei.

Umfassende Suchaktion eingeleitet
Die israelische Armee leitete eine umfassende Suchaktion ein. Israelische Fernsehsender zeigten Panzer, die in den Gazastreifen einfuhren. Im Gebiet um Rafah flammten neue Kämpfe auf. Nach Angaben palästinensischer Ärzte und Augenzeugen wurden am Freitag bei israelischen Angriffen 66 Palästinenser getötet und 250 weitere verletzt. Militante aus dem Gazastreifen feuerten mindestens acht Geschosse auf Israel ab. Drei wurden von der Raketenabwehr abgefangen, die anderen landeten auf freiem Feld.

Vorgehen der Hamas verurteilt
Der US-Senat hat am Freitag einstimmig 225 Millionen Dollar (rund 167 Millionen Euro) zur Verstärkung des israelischen Raketenabwehrsystems "Eisenkuppel" bewilligt. US-Außenminister John Kerry verurteilte die Handlungen der Islamisten aufs schärfste. Die Hamas müsse den Soldaten sofort und bedingungslos freilassen, hielt er in einer schriftlichen Erklärung fest. Die internationale Gemeinschaft müsse ihre Anstrengungen verstärken, um den Raketenangriffen der Hamas und den Tunneln unter israelischem Territorium sowie dem Leid und Tod von Zivilisten ein Ende zu setzen. Auch die EU rief zu einer dauerhaften Waffenruhe auf, so wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der die sofortige Freilassung des verschleppten Offiziers forderte.

Simcha Goldin, der Vater des vermissten Soldaten, rief zur Unterstützung der israelischen Armee in Gaza auf. "Wir hoffen, dass das Militär die Aktivitäten nicht stoppt und jeden Stein umdreht, bis Hadar heil und gesund zurückgebracht wird", sagte er israelischen Journalisten.

Entsetzen über Scheitern der Waffenruhe
Laut UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA ist die Lage der Zivilbevölkerung in dem blockierten und dicht besiedelten Küstengebiet katastrophal. Rund 230.000 Palästinenser hätten Schutz in UN-Einrichtungen gesucht. UNRWA-Leiter Pierre Krähenbühl bestätigte, dass in drei leer stehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen gefunden worden seien. "Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrichtungen."

Auch das Welternährungsprogramm WFP reagierte alarmiert. "Wir sind sehr besorgt über den Abbruch der Waffenruhe", sagte WFP-Exekutivdirektorin Ertharin Cousin. Entscheidend sei, dass das WFP ungehinderten Zugang zu den Menschen in Not bekomme und dass die zivile Bevölkerung geschützt werde.

Die Waffenruhe war am Freitag 7 Uhr (MESZ) in Kraft getreten und hätte 72 Stunden dauern sollen. Sie hätte den Menschen "eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt" bringen sollen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister Kerry.

Zugleich hätten in Ägypten sofortige Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe beginnen sollen. Nach palästinensischen Medienberichten sagte allerdings Kairo die Gespräche unter Berufung auf das Scheitern der humanitären Feuerpause vorerst wieder ab.

Bereits mehr als 1.400 Palästinenser getötet
Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist inzwischen mit über 1.450 höher als bei der Bodenoffensive Israels 2009. Laut der israelischen Regierung handelt es sich bei Hunderten davon um militante Kämpfer. Nach palästinensischen Angaben sind es die höchsten Verluste seit der israelischen Eroberung des Gazastreifens im Sechstagekrieg von 1967.

Innerhalb von mehr als drei Wochen wurden im nunmehrigen Gaza-Krieg zudem 61 israelische Soldaten und drei Zivilisten getötet.

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