Geld für Extremisten

Vorwurf: EU-Länder kauften Öl von Terrormiliz IS

Ausland
22.09.2014 14:48
Ende Juni hat der UN-Sicherheitsrat eine der wichtigsten Einnahmequellen der Terrormiliz Islamischer Staat zu blockieren versucht. Das mächtige Gremium forderte damals alle Staaten auf sicherzustellen, dass keiner ihrer Bürger mit IS-Extremisten Handel treibt und Öl aus syrischen und irakischen Quellen kauft. Nun wurde jedoch bekannt, dass offenbar selbst die EU Erdöl von der Terrorgruppe bezog.

Die Botschafterin der EU im Irak, Jana Hybaskova, berichtete bei einem Treffen des Auswärtigen Ausschusses des EU-Parlaments, dass mehrere EU-Staaten Öl vom IS gekauft hätten. Der Transport sei demnach über die türkischen, irakischen und iranischen Grenzen erfolgt. Die Türkei wies diese Anschuldigungen zurück. "Das steht außer Frage und ist nicht wahr. Die Türkei als ein Land dazustellen, das Terrorismus unterstützt, ist unbedacht", erklärte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.

Geschäft mit Öl schon seit Längerem erfolgreich
Nach Informationen der oppositionsnahen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte verkaufen die Dschihadisten schon seit geraumer Zeit Rohöl aus einigen von ihr eroberten Ölfeldern auf dem Schwarzmarkt. Dies geschieht demnach mit Hilfe von Schmugglern aus der Türkei oder dem Irak.

In den von ihnen kontrollierten Gebieten verkaufen die Kämpfer das Öl laut der Beobachtungsstelle auch ganz öffentlich. Konkrete Zahlen sind jedoch schwer zu bekommen. Die "Financial Times" jedenfalls geht unter Berufung auf eine Geheimdienstquelle allein in der Region um die ostsyrische Stadt Al-Raqqa von einer täglichen Förderquote von 30.000 Barrel aus.

Für gewöhnlich belaufen sich die Kosten für Öl aus kurdischen Regionen auf 50 bis 55 Dollar pro Barrel. Öl-Analysten zufolge könnte der IS rund 40 Dollar pro Barrel verlangen. "Es ist sehr schwer, das Öl von den Märkten zu nehmen, da die Margen so lukrativ sind", zitiert die "Washington Post" einen Experten.

Auch Raubzüge, Entführungen etc. bringen viel Geld
Doch neben dem Ölgeschäft haben die IS-Kämpfer auch noch andere lukrative Einnahmequellen: Lange haben sich die Islamisten auch mit Spenden aus den Golfstaaten über Wasser gehalten. Von diesen sind sie inzwischen unabhängig. Allein bei der Eroberung der nordirakischen Stadt Mossul soll die Gruppe umgerechnet 318 Millionen Euro in der Zentralbank erbeutet haben.

Raubzüge durch antike Stätten haben der Miliz nach Geheimdienstinformationen ebenfalls Millioneneinnahmen beschert. Im syrischen Al-Nabuk westlich von Damaskus etwa seien dem IS mehr als 8.000 Jahre alte Kunstschätze im Wert von umgerechnet 27 Millionen Euro in die Hände gefallen. Solche Einzelheiten zum Vermögen der Miliz zogen irakische und westliche Geheimdienste einem Bericht des "Guardian" zufolge aus USB-Sticks, die die irakische Armee von einem führenden IS-Mitglied beschlagnahmt habe.

In den Gebieten des sogenannten Kalifats kassieren die Dschihadisten zudem von den noch übrig gebliebenen Christen Kopfsteuern. Auch Entführungen und Lösegelderpressung bringen der Organisation Millionen.

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