Bruder wird befragt

Vierfach-Mord bei Annecy: Streit um Geld Tatmotiv?

Ausland
07.09.2012 19:23
Dem Vierfach-Mord in den französischen Alpen liegt womöglich ein Familienstreit um Geld zugrunde. Der ermittelnde Staatsanwalt Eric Maillaud sagte am Donnerstag der AFP, eines der Mordopfer, der erschossene Familienvater Saad al-Hilli, habe anscheinend Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder gehabt. "Diese Information scheint seriös zu sein, sie stammt von der britischen Polizei." Der Bruder müsse nun "sehr lange" befragt werden.

Zugleich warnte Maillaud davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Es müsse die Frage gestellt werden, ob Geldstreitigkeiten tatsächlich Anlass für einen Vierfach-Mord sein könnten. Laut britischen Medien geht es dabei um eine Erbschaft von mehr als einer Million Euro. Nach Angaben aus französischen Polizeikreisen hat sich der Bruder des Mordopfers bereits bei den britischen Behörden gemeldet und seine Unschuld beteuert.

Weiterhin zahlreiche Unklarheiten
In dem Fall gibt es weiterhin zahllose Unklarheiten, der Tathergang ist noch nicht rekonstruiert. So ist ungewiss, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelte, die am Mittwoch den 50 Jahre alten Al-Hilli, seine Frau, eine weitere Familienangehörige und einen Radfahrer, der vermutlich zufällig am Tatort vorbeifuhr, erschossen haben. Weiters ist auch noch nicht klar, wie viele Waffen bei der Bluttat verwendet wurden. Dass der oder die Täter kaltblütig handelten, steht fest: Jedes der Opfer wurde von mehreren Kugeln getroffen, jedes der Opfer wies mindestens einen Kopfschuss auf.

Also womöglich ein Profikiller? Die Behörden schweigen sich aus. Es wird allerdings wegen "Mordes" und "versuchten Mordes" ermittelt, hieß es am Freitag. Staatsanwalt Maillaud sagte dazu: "Es gab den Willen, alle lebenden Personen zu töten." Zuletzt hatte der Informatikexperte Al-Hilli als Berater für SSTL gearbeitet, eine zum Rüstungs- und Luftfahrtkonzern EADS gehörende Firma im Bereich des Satellitenbaus. Gefährliche Geheimnisse habe der 50-Jährige aber wohl nicht gekannt, sagte sein Buchhalter Stedman. "Er hatte nichts mit irgendwelchen Rüstungsprojekten zu tun."

Den Irak in den 70ern verlassen
Ein Nachbar berichtete, die Familie Al-Hilli habe den Irak in den 1970er-Jahren aus politischen Gründen verlassen und sei nach Großbritannien gekommen. Nun wurde von den französischen Ermittlern ein offizielles Hilfegesuch an die britischen Behörden gerichtet, auch um DNA-Material der Familie in deren Haus in Claygate nahe London zu sichern, das britische Polizisten bereits am Donnerstag durchsucht hatten. "Wir könnten in dem Haus Erklärungen finden, die uns auf die Spur der Mörder bringen", hoffte Staatsanwalt Maillaud.

Erkenntnisse könnte womöglich auch der britische Geheimdienst liefern. Nach Angaben der Zeitung "Daily Mail" wurde Al-Hilli nach dem Einmarsch britischer und US-amerikanischer Truppen im Irak 2003 vom Geheimdienst unter Überwachung gestellt.

Überlebende Vierjährige erstmals befragt
Zudem erhoffen die Ermittler auch von den beiden überlebenden Mädchen wichtige Hinweise zur Bluttat. Die unverletzte Vierjährige sei am Donnerstagabend erstmals befragt worden, sagte Staatsanwalt Maillaud. Die Kleine habe aber keine Einzelheiten nennen können. "Sie hat Schreie gehört, sie hatte Angst und wollte sich verstecken." Immerhin konnte sie aber die Identität zweier Opfer bestätigten, denn das Mädchen sagte aus, dass es mit Vater, Mutter und Schwester in dem Wagen gewesen sei, sagte Maillaud. Die ältere Frau, die einen schwedischen Pass hatte, sei "vielleicht eine Großmutter, eine Tante", das sei noch nicht endgültig geklärt.

Ob die siebenjährige Schwester, die bei der Tat schwer verletzt wurde, sich mittlerweile aber zumindest außer Lebensgefahr befindet, jemals konkrete Angaben machen kann, bezweifelt Maillaud. Schließlich sei das Mädchen schwer traumatisiert.

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