Wirtschaftsmisere

Venezuela gehen Kondome aus, Angst vor Aids steigt

Ausland
05.02.2015 13:29
Die fallenden Ölpreise setzen der Wirtschaft Venezuelas immer mehr zu. Laufend kommt es bei bestimmten Produkten zu Knappheiten. Die Menschen müssen seit Anfang des Jahres in langen Schlangen vor Supermärkten anstehen, um Grundnahrungsmittel wie etwa Mehl zu bekommen. Auch viele Hygieneartikel wie Babywindeln und Toilettenpapier sowie Medikamente sind Mangelware. Nun gehen auch die Kondomreserven zur Neige - und das in einem Land, das mit einer hohen HIV-Infektionsrate zu kämpfen hat.

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg erreicht der Preis einer Packung Kondome mittlerweile unglaubliche 755 US-Dollar (rund 660 Euro). "Dieses Land ist so kaputt, wir müssen uns sogar anstellen, um Sex zu haben", hadert etwa der 31-jährige Werbefachmann Jonatan Montilla.

Und Jhonatan Rodriguez, Chef der NGO StopVIH, warnt: "Ohne Kondome können wir nichts tun. Diese Knappheit bedroht all unsere Präventionsprogramme." Venezuela hat nicht nur eine der höchsten HIV-Raten in Südamerika, sondern kämpft auch mit dem Problem häufiger Teenager-Schwangerschaften.

Kondome gehen an den Meistbietenden
Seit Dezember werden die Kondomreserven in Apotheken und Kaufhäusern knapp. Ende Jänner gab es bereits in zehn Provinzen des Landes keine Verhütungsmittel mehr. Venezolaner klappern nicht nur zahlreiche Geschäfte auf der Suche nach Präservativen ab, sondern bieten zunehmend auf Versteigerungsplattformen im Internet wie "MercadoLibre" mit. Dort lag unlängst der Preis einer 36-Stück-Packung bei rund 660 Euro.

Experten befürchten, dass die Anzahl der Todesfälle infolge einer selbst durchgeführten Abtreibung ansteigen wird, sollte die Knappheit an Kondomen länger anhalten - zumal auch die Vorräte an Anti-Baby-Pillen immer kleiner werden. In Venezuela sind Schwangerschaftsabbrüche illegal.

Regierung sieht Putschversuche der USA
Bisher scheint die Regierung von Präsident Nicolas Maduro gegen die Wirtschaftsmisere des Landes machtlos zu sein. Laufend wird betont, dass es sich dabei um Putschversuche von außen bzw. um einen "Wirtschaftskrieg" der USA gegen das Land handelt. Zahlreiche Manager von Drogerieketten sind beretis wegen "Konspiration gegen das Volk" festgenommen worden. Sie sollen unter anderem ihre Produkte horten und so die Preise absichtlich in die Höhe treiben.

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