Nach Eindringen

Ukraine: Armee zerstörte russischen Militärkonvoi

Ausland
15.08.2014 20:53
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben die russische Militärkolonne großteils zerstört, die über die Grenze in die Ostukraine vorgedrungen war. Das teilte das Büro des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko am späten Freitagnachmittag mit. Demnach erfolgte der Artillerieangriff auf die Truppentransporter und Militärlastwagen bereits in der Nacht auf Freitag. Moskau wiederum behauptet, der Vorfall habe gar nicht stattgefunden.

Auf der Internetseite des ukrainischen Präsidentenamtes hieß es, ein "bedeutender Teil" des Verbandes sei durch Artillerie zerstört worden.

Russland weist Kiews Angaben zurück
Russland hingegen bestreitet angebliche Gefechte seiner Einheiten in der Ukraine. "Eine russische Militärkolonne, die die Grenze zur Ukraine überquert haben soll, existiert nicht", sagte Generalmajor Igor Konaschenkow am Freitagabend der Agentur Interfax. "Weder am Tag, noch in der Nacht" sei ein solcher Konvoi auf ausländisches Gebiet gefahren. "Aber es ist immer noch besser, die ukrainische Artillerie schießt auf ein Phantom und nicht auf Flüchtlinge oder die eigenen Soldaten."

Der für die Grenzsicherung zuständige russische Inlandsgeheimdienst FSB teilte mit, dass es sich bei dem Konvoi um eine normale Patrouille gehandelt habe. "Mobile Einheiten" würden die Region nahe des Übergangs Donezk/Iswarino kontrollieren, da es dort wiederholt zu Granatenbeschuss von ukrainischem Territorium gekommen sei. Kein Konvoi sei über die Grenze gefahren, sagte ein namentlich nicht genannter FSB-Mitarbeiter der Staatsagentur Ria Nowosti.

NATO bestätigte "russischen Einfall"
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hatte am Freitagnachmittag britische Medienberichte über eine Verletzung der ukrainischen Grenze durch Russland bestätigt. "In der vergangenen Nacht haben wir einen russischen Einfall erlebt, eine Überschreitung der ukrainischen Grenze", sagte Rasmussen nach NATO-Angaben in Kopenhagen vor Journalisten. "Dies bestätigt nur die Tatsache, dass wir einen dauernden Fluss von Waffen und Kämpfern aus Russland in die Ostukraine sehen. Und es ist eine deutliche Demonstration der anhaltenden russischen Beteiligung an der Destabilisierung der Ostukraine."

Auch die Regierung in Kiew bestätigte der Nachrichtenagentur AFP die Überquerung des russischen Militärkonvois. Ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte erklärte, dies passiere praktisch jede Nacht, um die Ukraine zu provozieren. "Die vergangene Nacht war da keine Ausnahme."

Militärkonvoi überquerte nachts die Grenze
Die britischen Zeitungen "The Guardian" und "The Daily Telegraph" hatten zuvor berichtet, gepanzerte russische Fahrzeuge seien in der Nacht auf Freitag auf ukrainisches Territorium vorgedrungen. Demnach hätte ein russischer Konvoi aus 23 gepanzerten Mannschaftstransportwagen gemeinsam mit Tanklastwagen und anderen Versorgungsfahrzeugen die Grenze zur Ukraine überquert. An allen Fahrzeugen seien Kennzeichen des russischen Militärs angebracht gewesen. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass es sich um eine groß angelegte russische Invasion handle - es gebe damit aber einen klaren Beleg, dass russische Truppen in der Ukraine aktiv seien, schreiben die britischen Zeitungen.

Mittlerweile soll auch ein Fotobeweis dafür vorliegen, dass sich russische Militärfahrzeuge auf ukrainischem Boden befunden hatten, berichtete der schwedische Außenminister Carl Bildt. "Es gibt konkrete fotografische Beweise von russischen Armeefahrzeugen, die in die Ukraine eingedrungen sind", sagte Bildt am Freitag vor einem Sondertreffen der EU-Außenminister. Das sei "ein grober Verstoß". Die EU müsse zuerst ihre Einschätzung der Lage diskutieren, "dann müssen wir sehr klar sein in unserer politischen Botschaft", so Bildt.

Ukrainische Beamten kontrollieren Hilfstransport
Unterdessen kommt der russische Hilfskonvoi mit etwa 280 Lastwagen, die nach Angaben aus Moskau 2.000 Tonnen Wasser, Babynahrung und andere Hilfsgüter mit sich führen, vorerst nicht weiter. Die Fahrzeuge wurden bereits am Donnerstag in der Nähe der Stadt Kamensk-Schachtinski etwa 20 Kilometer von der Grenze entfernt abgestellt. Derzeit untersuchen ukrainische Grenzbeamte den Konvoi. Dies geschehe auf russischer Seite der Grenze, so der Chef des ukrainischen Grenzschutzes. "Es ist bereits eine Vielzahl von Beamten dort."

Der Hilfstransport ist umstritten, weil die proeuropäische Regierung in Kiew Russland als Aggressor ansieht. Moskau wies Vorwürfe zurück, der Konvoi könnte Waffen für die prorussischen Separatisten enthalten. Die Verteilung der Güter soll deshalb das Internationale Rote Kreuz (IKRK) koordinieren. Eine Sprecherin des IKRK sagte am Donnerstag in Genf, die Modalitäten für den Grenzübertritt müssten noch zwischen den beiden Ländern geklärt werden. Sie mahnte Russland und die Ukraine, der Transport dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden.

Nach vier Monaten der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Separatisten in der Ostukraine werden in den Städten Donezk und Lugansk Wasser und Nahrungsmittel knapp. Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben Lugansk von den Versorgungswegen der Aufständischen abgeschnitten. Die Kämpfe gingen auch am Freitag weiter. Bei Gefechten in Donezk sollen elf Zivilisten getötet worden sein. Acht weitere Bewohner seien verletzt worden, hieß es in einer Erklärung des Rathauses.

Erneuter Appell der EU: "Feindseligkeiten einstellen"
Die EU-Außenminister drängten Russland unterdessen einmal mehr, "alle Feindseligkeiten" an der Grenze zur Ukraine umgehend einzustellen. Insbesondere müssten der Fluss von Waffen, Militärberatern und bewaffneten Kräften gestoppt und die Truppen von der Grenze zurückgezogen werden, forderten die Minister nach einem Sondertreffen in Brüssel. Außenminister Sebastian Kurz sagte, die EU habe nochmals klar gemacht, dass es keine Unterstützung Russlands für die Separatisten geben dürfe. Es sei zudem klar gemacht worden, dass Russland nicht direkt militärisch aktiv werden dürfe und die Souveränität der Ukraine respektieren müsse.

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