In Rebellengebiet

Grubenunglück in Ukraine: Dutzende Tote befürchtet

Ausland
04.03.2015 18:50
Ein Grubenunglück im ostukrainischen Rebellengebiet Donezk hat am Mittwoch vermutlich 33 Kumpeln das Leben gekostet. Bis zum Abend seien die Leichen von zehn Bergleuten geortet worden, das Schicksal von 23 weiteren sei unbekannt, teilte die Kiew-treue Regionalverwaltung mit.

Verzweifelte Angehörige versammelten sich an der Zeche und warfen den Behörden vor, sie ihm Stich zu lassen. Die Rebellen blockten Hilfe aus Kiew bei der Suche nach Überlebenden ab.

Überlebenschance "praktisch null"
Die Tragödie ereignete sich gegen 4 Uhr im Kohlebergwerk Sasjadko in der Nähe des zerbombten Flughafens von Donezk. Grund war offenbar eine Methangasexplosion. Wegen der hohen Methan-Konzentration musste die Bergungsaktion am Abend abgebrochen werden, wie ein Sprecher der Bergbaugewerkschaft UIMO sagte. Der Sprecher einer anderen Gewerkschaft, der ungenannt bleiben wollte, sagte, die noch vermissten Kumpel hätten "praktisch null" Überlebenschancen.

Ein Vertreter der selbst ernannten "Volksrepublik Donezk", Maxim Leschtschenko, sagte, von 230 Kumpeln seien 197 gerettet worden. Den ganzen Tag über hatten Angehörige an der Grube ausgeharrt. Valentina Dsjuba konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, während sie vergeblich auf gute Nachrichten über das Schicksal ihres 47-jährigen Sohns Wladimir hoffte. "Keiner sagt uns etwas. Ich erfuhr von dem Unglück aus dem Fernsehen", klagte sie und fügte mit erstickter Stimme hinzu: "Ich fürchte, er ist tot." "Wir wissen nichts", beschwerte sich die Frau eines der Vermissten, die mit ihrer Mutter zu dem Bergwerk geeilt war.

Eines der größten Bergwerke des Landes
Die Sasjadko-Grube gehört zu den größten Bergwerken des Landes. Schon häufig gab es dort schwere Unglücke und Unfälle: Bei einer Gasexplosion im Jahr 2007 beispielsweise kamen dort 101 Menschen ums Leben. Bisher aber waren alle Beschwerden der Bergarbeiter über häufige Verstöße gegen die Sicherheitsregeln vergeblich.

Besitzer der Sasjadko-Grube ist der Abgeordnete Juchim Swjahilski, ein früherer Verbündeter des vor einem Jahr gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch. Das Bergwerk liegt in der Nähe des monatelang heftig umkämpften Flughafens von Donezk. Immer wieder geriet bei den Kämpfen auch die Zeche ins Kreuzfeuer. Im Jänner saßen dort fast 500 Bergarbeiter vorübergehend unter Tage fest, weil der Strom nach einem Granateinschlag in einem Umspannwerk ausgefallen war.

"Wir brauchen keine Hilfe"
Der erbitterte Konflikt zwischen Kiew und den prorussischen Separatisten beeinträchtigte am Mittwoch auch die Rettungsbemühungen. Ministerpräsident Arseni Jazenjuk erklärte, er habe die Entsendung von Rettungsteams zu der Grube angeordnet. Diese seien aber von den prorussischen Rebellen nicht zugelassen worden. Deren Vertreter Leschtschenko sagte: "Wir brauchen keine Hilfe." Präsident Petro Poroschenko forderte vergeblich den ungehinderten Zugang von ukrainischen "Bergungs- und Polizeikräften" zu der Mine. Den Angehörigen der Opfer sprach er sein Beileid aus.

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