Nun in Uruguay

USA ließen sechs Guantanamo-Häftlinge frei

Ausland
07.12.2014 16:55
Sechs Häftlinge aus dem umstrittenen US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba sind nach Uruguay überstellt worden. Vier Syrer, ein Palästinenser und ein Tunesier seien freigelassen und mit einem US-Militärflugzeug in das südamerikanische Land geflogen worden, teilte das US-Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Uruguays linker Präsident Jose Mujica hatte zuvor die Aufnahme der Häftlinge angekündigt, um die von US-Präsident Barack Obama anvisierte Schließung des Lagers zu unterstützen.

Obamas Guantanamo-Sondergesandter Cliff Sloan erklärte, die US-Regierung sei Uruguay "sehr dankbar" für die Aufnahme der Gefangenen, die nicht in ihre Heimatländer zurückkehren könnten. Die Unterstützung durch befreundete und verbündete Staaten sei zentral für die Schließung von Guantanamo, und die Überstellung der sechs Häftlinge sei eine "wichtige Etappe". Laut der Wochenzeitung "Busqueda" wurden die Männer nach ihrer Ankunft in Uruguay Sonntag früh zur Untersuchung in ein Militärkrankenhaus gebracht.

Unter den nun Freigelassenen ist der Syrer Jihad Diyab, der in Guantanamo aus Protest gegen seine Inhaftierung und die Haftbedingungen in einen Hungerstreik getreten war. Er hatte die Justiz vergeblich dazu aufgefordert, der Gefängnisverwaltung zu verbieten, ihn zwangszuernähren. Die sechs Häftlinge sind alle zwischen 30 und 40 Jahren alt und waren seit 2002 in Guantanamo inhaftiert.

"Männer waren Opfer einer grausamen Entführung"
Präsident Mujica hatte am Freitag in einem offenen Brief an Obama angekündigt, dass sein Land als humanitäre Geste sechs Insassen des Gefangenenlagers aufnehmen werde. Zugleich übte der linke Staatschef heftige Kritik an dem Lager. Die Aufnahme der Häftlinge stelle demnach eine Geste für die Männer dar, die "Opfer einer grausamen Entführung" geworden seien. Nach Mujicas Plan sollen die Ex-Häftlinge in Uruguay wie normale Bürger behandelt werden und auch frei reisen dürfen. Das Schicksal der Guantanamo-Häftlinge erinnere ihn an seine eigenen 13 Jahre in politischer Gefangenschaft, schrieb der frühere Guerilla-Kämpfer.

Weiter Widerstand gegen geplante Schließung in den USA
Nach der nun erfolgten Freilassung der sechs Männer bleiben noch 136 Häftlinge in Guantanamo. Obama bemüht sich seit seinem Amtsantritt im Jänner 2009, das international kritisierte Gefangenenlager auf Kuba zu schließen. Er stößt dabei aber in Parlament, Justiz und Öffentlichkeit auf Widerstand. Kritiker sehen in den Gefangenen eine Bedrohung der nationalen Sicherheit. Ihre Freilassung lehnen sie ebenso ab wie ihre Überstellung in normale Gefängnisse in den USA. Sie verweisen auf mehrere Fälle, in denen sich freigelassene Häftlinge dem Terrornetzwerk Al-Kaida oder anderen Extremistengruppen angeschlossen haben.

Die meisten Häftlinge wurden seit ihrer Festnahme in den Jahren 2001 und 2002 weder angeklagt noch verurteilt. 67 Gefangene stellen nach Einschätzung der Behörden keine Gefahr mehr dar, sie finden jedoch keine Aufnahmeländer. Insgesamt waren seit 2001 auf der Marinebasis 779 Menschen inhaftiert.

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