Nach Gift-Panne

US-Todeskandidat verlangt Video seiner Hinrichtung

Ausland
17.05.2014 12:02
Nach der schweren Panne bei einer Hinrichtung im US-Bundesstaat Oklahoma verlangt nun ein Todeskandidat in Missouri, dass seine Exekution gefilmt wird. Die Anwälte des verurteilten Mörders Russell Bucklew, der am Mittwoch in Bonne Terre mit der Giftspritze hingerichtet werden soll, beantragten am Freitag die Aufzeichnung der Hinrichtung vor Gericht. Ein Politiker aus Utah spricht sich zudem nach dem Zwischenfall in Oklahoma für die Wiedereinführung von Erschießungskommandos aus.

Ende April war in Oklahoma die Hinrichtung von Clayton Lockett nach wenigen Minuten abgebrochen worden, weil es Probleme mit der Giftinjektion gab. Der Mann wand sich anschließend im Todeskampf vor Schmerzen. Erst 43 Minuten nach Verabreichung der nicht erprobten Giftmischung erlitt er einen tödlichen Herzinfarkt. Der Vorfall hatte in den USA die Debatte über die Todesstrafe erneut angeheizt.

Nun fordern die Anwälte des verurteilten Mörders Bucklew, der am Mittwoch in Missouri hingerichtet werden soll, genaue Informationen über den Giftcocktail, der bei der Hinrichtung zum Einsatz kommen soll. Die Behörden in Missouri weigern sich bisher, Einzelheiten zu der Giftmischung zu veröffentlichen. Außerdem soll die Hinrichtung auf Video aufgezeichnet werden.

US-Verfassung verbietet "grausame Bestrafung"
Zudem machen die Anwälte geltend, dass Bucklew unter seltenen Gefäßtumoren im Kopf und im Hals sowie unter Kreislaufstörungen leidet. Ein Arzt, der Bucklew kürzlich untersucht hatte, kam in einem Gutachten zu dem Schluss, dass Bucklew deswegen bei der Hinrichtung ersticken könnte. Nach Einschätzung seiner Anwälte wäre das ein Verstoß gegen die US-Verfassung, die eine "grausame und ungewöhnliche Bestrafung" verbietet.

Bucklews Hinrichtung wäre die erste Vollstreckung der Todesstrafe in den USA seit der schweren Panne in Oklahoma. Die US-Strafvollzugsbehörden haben seit Längerem Nachschubprobleme bei den Mitteln für die Giftspritzen, da sich die europäischen Hersteller der lange verwendeten Substanzen weigern, diese weiter für Hinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Mehrere US-Bundesstaaten haben daher neue und nicht erprobte Giftmischungen von nicht bundesweit zertifizierten Herstellern ausprobiert. Am Donnerstag hatten bereits mehrere US-Medien Klage eingereicht, um genaue Informationen über den Giftcocktail zu erhalten, der bei Bucklews Hinrichtung zum Einsatz kommen soll.

Politiker fordert Erschießungskommandos
Unterdessen lässt der republikanische Abgeordnete Paul Ray aus Utah mit einer anderen Forderung aufhorchen. Aufgrund der Nachschubprobleme für die tödlichen Injektionen spricht Ray sich für die Wiedereinführung von Erschießungskommandos aus. "Es klingt für viele vielleicht ein bisschen nach Wildem Westen, aber das Erschießungskommando ist die menschlichste und schmerzloseste Art, jemanden zu exekutieren", erklärte der Politiker gegenüber der Associated Press. "Der Verurteilte leidet nicht. Sobald die Kugel den Kopf trifft, ist man tot."

Zuletzt wurde Ronnie Lee Gardner in Utah im Jahr 2010 von einem Erschießungskommando, bestehend aus fünf Polizisten, hingerichtet. Eigentlich hat der Mormonenstaat die Todesstrafe durch Erschießen 2004 abgeschafft, da Gardner aber bereits 1985 verurteilt worden war, hatte er sich – so makaber es klingen mag – seine Art zu sterben selbst aussuchen können.

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