Nach Paris-Massaker

US-Rocker: “Wollen wieder im Bataclan spielen”

Musik
26.11.2015 07:35
Fast zwei Wochen nach dem Terror von Paris hat das Jugendmagazin "Vice" ein Interview mit der kalifornischen Band Eagles of Death Metal veröffentlicht. Der Schock bei den Musikern, in deren Konzert im Club Bataclan die Attentäter geplatzt waren und das Blutbad mit 89 Toten angerichtet hatten, sitzt noch tief. In dem Videoclip (siehe oben) müssen die Bandmitglieder das Gespräch mehrfach unterbrechen, da sie immer wieder den Tränen nahe sind. Trotzdem planen sie bereits ihre Rückkehr an den Ort des Geschehens.
(Bild: kmm)

"Vice" hatte bereits am Wochenende einen kurzen Ausschnitt des Gesprächs online gestellt, am Mittwoch erschien nun eineLangfassung des Interview-Clips.

"Plötzlich einem der Terroristen gegenübergestanden"
Frontmann Jesse Hughes sagt in den rund 26-minütigen Video, während des Massakers hätten sich mehrere Menschen im Umkleideraum der Musiker versteckt. Die Attentäter seien in den Raum gekommen und hätten alle getötet - "außer einer Person, die sich unter meiner Lederjacke versteckte". Während er auf der Suche nach seiner Freundin gewesen sei, sei er "plötzlich einem der Terroristen gegenübergestanden", so Hughes. Der Mann habe auf ihn gezielt, die Kugel habe ihn aber verfehlt und einen Türrahmen getroffen.

Auch Tontechniker Shawn London sah sich einem der Attentäter direkt gegenüber. "Er traf mein Mischpult, die Knöpfe sind überall rumgeflogen", berichtet London. Er habe sich sofort auf den Boden geworfen, während der Attentäter immer weiter geschossen und mit aller Kraft "Allahu Akbar!" (Allah ist groß) geschrien habe.

Frontman sah Bandmanager sterben
Hughes schaut in dem Interview kaum nach oben. Er beginnt zu weinen, wenn er sich etwa daran erinnert, wie der von Kugeln getroffene Bandmanager Nick Alexander starb. Er habe aber nicht gewagt, nach Hilfe zu rufen, weil er nicht wollte, dass noch andere verletzt werden, so Hughes.

Gleichzeitig macht er sich Vorwürfe, den Bassisten Matt McJunkins auf der Bühne zurückgelassen zu haben: "Ich fühlte mich so schuldig." McJunkins konnte sich aber schließlich wie die anderen Bandmitglieder ins Freie retten. Laut Hughes sei ein Hauptgrund dafür, dass so viele Menschen getötet wurden, gewesen, dass viele ihre Freunde nicht verlassen wollten: "So viele Leute haben sich vor andere gestellt."

Bandmitbegründer Joshua Homme war bei dem Auftritt nicht dabei. Als er von dem Angriff hörte, habe er einen Moment gebraucht, um es zu glauben, sagt er. Während eines Teils des Interviews hält Homme eine Liste mit den Namen der Toten in seinen Händen und meint: "Ich wünschte, ich könnte mit ihren Eltern reden." Was er ihnen sagen würde? Homme zuckt mit den Schultern, seine Worte stocken. "Vielleicht ist da gar nichts, was ich wirklich sagen könnte. Vielleicht ist es auch okay, dass es keine Worte dafür gibt, vielleicht sollte es keine Worte dafür geben."

"Ich will wieder dorthin gehen - und leben"
Ihre derzeitige Tour will die Band unbedingt fortsetzen - und auch erneut im Bataclan spielen. "Da haben wir keine wirkliche Wahl", sagt Homme. Nicht nur die Terroristen, auch sie würden Leute "rekrutieren", und zwar dafür, Teil des Lebens zu sein. Er könne es gar nicht erwarten, zurück nach Paris zu kommen. "Wir wollen die erste Band sein, die im Bataclan spielt, wenn es wieder öffnet", sagt er. "Unsere Freunde kamen dorthin, um Rock 'n' Roll zu sehen, und starben. Ich will wieder dorthin gehen - und leben."

Die Band ruft in dem Interview Musiker dazu auf, ihren Song "I love you all the time" zu covern - egal in welcher Musikrichtung. Alle Einnahmen daraus wollen die Eagles of Death Metal spenden. Homme fordert zudem Streaming-Dienste dazu auf, es ihnen nachzutun.

Aus dem Video-Archiv: Die ersten Sekunden des Bataclan-Anschlags

Aus dem Video-Archiv: Menschen fliehen durch den Bataclan-Notausgang

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