Bebenrisiko strittig
Türkei baut erstes AKW: Heftige Proteste
Energieminister Yildiz warb für das 19 Milliarden Euro teure Pilotprojekt. Ohne Atomkraft gebe es keine Entwicklung, sagte er. Eine aufstrebende Türkei könne nicht ohne Atomkraft auskommen. "Wenn wir dieses Kraftwerk vor zehn Jahren gebaut hätten, hätten wir schon 13 Milliarden Euro an Gasimporten eingespart", sagte der Minister. Auch der konservativ-islamische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan steht entschlossen hinter dem Bau. Er will die Türkei durch die Atomkraft von Gas- und Öleinfuhren unabhängiger machen.
Dutzende Umweltaktivisten störten die Zeremonie am Dienstag. Ihnen gelang es, die Delegationen, Sicherheitsdienste und Journalisten in der Anlage einzuschließen, indem sie das eiserne Eingangstor verschlossen. Die Polizei vertrieb die Gruppe schließlich mit Wasserwerfern.
Greenpeace warnt vor Erdbebengefahr und Atommüll
Greenpeace hatte im Jänner vergeblich versucht, den AKW-Bau in Akkuyu in der Provinz Mersin mit einer Klage zu verhindern. So sei etwa die behördliche Bewertung des Erdbebenrisikos "völlig unangemessen", sagte Jan Beranek, Greenpeace-Direktor für die Mittelmeerregion. Außerdem ignoriere die Regierung das Problem der Atommüllentsorgung. "Das Land hat keinen Bedarf, sich auf den Weg unvorhersehbarer Atom-Gefahren zu begeben und auf eine überholte und dennoch sehr teure Technologie zu setzen", so Beranek.
Yildiz bemühte sich am Dienstag, die Kritik zu entschärfen. Die Industrie habe "die Lektionen aus Fukushima gelernt", sagte er. Der Meiler werde auch den Tourismus in der Mittelmeerregion nicht beeinträchtigen. Die Regierung hat aufwendig für Akkuyu geworben, in Filmen sind lachende Kinder zu sehen, die im Schatten des Kraftwerks Fahrrad fahren.
Akkuyu erst der Startschuss: Zwei weitere AKWs sollen folgen
Der Meiler in Akkuyu soll bis 2020 fertig werden. Auch in Sinop an der Schwarzmeerküste will die türkische Regierung in den kommenden Jahren für 15 Milliarden Euro ein Atomkraftwerk errichten lassen. Bis 2030 sollen insgesamt drei Atomkraftwerke Strom liefern, der Standort für das dritte AKW ist noch nicht festgelegt.
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