Skandal-Bestseller

“Tigermutter” erzählt, wie sie ihre Töchter drillte

Ausland
24.01.2011 14:37
Amy Chua, selbst ernannte "Tigermutter" aus den USA, sorgt derzeit mit einem Buch über ihren Erziehungsstil bei Eltern und Pädagogen weltweit für heftige Debatten. Mit ihren extrem strengen Erziehungsmethoden eckt die chinesischstämmige Yale-Professorin an: Ist Amy Chua ein Vorbild oder eine Rabenmutter? Ist es tatsächlich noch Erziehung oder eher schon Folter, den Kindern mit Verlusten und Verboten zu drohen, sie stundenlang zu drillen und ihnen als Strafe das Trinken zu verbieten?

Mit ihrem Buch "Battle Cry of the Tiger Mother" ("Schlachtgesang der Tigermutter") hat Amy Chua binnen weniger Tagen halb Amerika gegen sich aufgebracht. Einige drohten ihr nach Exzerpt-Veröffentlichungen in Zeitungen wie dem "Wall Street Journal" und der "New York Times" sogar mit Mord. 

Amy Chua beschreibt in ihrem Bestseller, den sie selbst mehr als Autobiografie denn als Ratgeber versteht, ganz detailliert ihre von der chinesischen Mutter übernommenen Erziehungsmethoden, die die meisten modernen Eltern wohl als eher grenzwertig betrachten.

So war es Chuas Töchtern - beide mittlerweile am Ende ihrer Teenagerzeit - beispielsweise nie erlaubt, fernzusehen oder Computer zu spielen, stattdessen mussten sie täglich stundenlang über Mathebüchern sitzen und später noch eifrig Instrumente lernen. Spielten die Mädchen nicht mindestens zwei Stunden täglich Geige oder Klavier, drohten ihnen saftige Strafen.

Tochter durfte nicht aufs WC und bekam nichts zu trinken
Doch nur zu musizieren reichte nicht, die Mädchen mussten immer perfekt sein. Als Chuas Tochter Lula gerade einmal sieben Jahre alt war, hatte sie ein Klavierstück nicht ordentlich geübt. Daraufhin drohte die "Tigermutter" ihr mit Essensentzug, sollte das Stück am nächsten Tag nicht perfekt sitzen.

Außerdem durfte das kleine Mädchen so lange nicht vom Klavier aufstehen, bis sie endlich keine Fehler mehr machte, selbst Pausen, um aufs WC zu gehen oder einen Schluck Wasser zu trinken, wurden ihr verboten. Zudem drohte Chua ihren Töchtern damit, die Lieblingsspielsachen der Kleinen zu verschenken und die nächsten Geburtstage komplett ausfallen lassen.

Der harte Erziehungsstil zog sich durch das ganze Leben der Mädchen. Der Besuch von Freunden war nicht erlaubt, ebenso wurden lustige Spiele verboten. An der Tagesordnung stand immer nur lernen, lernen und nochmals lernen. Selbstverständlich mussten auch die schulischen Leistungen immer perfekt sein, andere Noten als glatte Einser brauchten die Kinder nicht nach Hause zu bringen.

Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg
Amy Chua ist selbst die Tochter von Einwanderern, die hart arbeiteten, um sich ein schönes Leben aufzubauen. Auf ihre chinesischen Wurzeln hat sich die Yale-Professorin aber ansonsten nicht viel berufen. Sie spricht zum Beispiel kein Mandarin, ihre beiden Töchter mussten es allerdings lernen.

Chua schreibt in ihrem Buch, dass es nicht sein dürfe, dass die dritte Generation die ganze Arbeit der ersten beiden Generationen zunichtemache. Kinder dürften sich nicht auf die faule Haut legen und den mühevoll erarbeiteten Wohlstand verschleudern. Die "Tigermutter" gibt an, große Angst davor zu haben, dass die Familie absteigen könnte - dies habe sie mit ihrem Erziehungsstil zu verhindern gewusst. Außerdem gehe es bei den Chinesen in Sachen Erziehung stets um Gehorsam und Tugend, und das habe sie ihren Kindern vermittelt.

Auch bei sich selbst dürfte die "Tigermutter" immer hohe Maßstäbe angesetzt haben, immerhin ist Amy Chua Jus-Professorin an der Eliteuniversität Yale, mit einem Kollegen verheiratet (den sie aus dem Buch aber weitgehend herausgehalten hat) und Verfasserin zweier bekannter und hochgelobter Werke zu den Themen "Internationale Konflikte und ethnische Minderheiten".

Tochter verteidigt Chua: "Keine Rabenmutter"
Chuas älteste Tochter Sophia (18) brach nach den ersten wütenden Reaktionen und Zeitungsberichten eine Lanze für ihre Mutter. In einem Offenen Brief an die "New York Post" verteidigte sie den Erziehungsstil ihrer Mutter. Sie habe sich nie wie von einer "Rabenmutter unterdrückt" gefühlt, auch seien ihr die im Buch geschilderten Strafen damals nicht so hart vorgekommen. "Wenn ich morgen sterben würde, wüsste ich, dass ich mein bisheriges Leben mit 110 Prozent gelebt habe. Und dafür danke ich dir, Tigermama!"

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