Keine Entspannung

Terror statt Safaris: Afrikas Krisenherde

Ausland
19.12.2014 11:58
Die Negativschlagzeilen aus Afrika haben 2014 wieder einmal die Oberhand über die guten Nachrichten behalten. In zahlreichen Ländern toben gewaltsame Konflikte, die teils religiöse, teils ethnische Hintergründe haben - und die vielerorts auch im kommenden Jahr andauern werden.

Besonders der islamistische Terror etwa in Nigeria und Somalia bereitet der internationalen Gemeinschaft Kopfzerbrechen. Auch im früheren Safari-Paradies Kenia ist die Sicherheitslage mittlerweile schwierig. Hinzu kommen trotz des Wirtschaftswachstums in vielen Staaten die bittere Armut der Landbevölkerung und schwere Hungersnöte. Ein Überblick über die größten Krisenherde:

Südsudan:
Der jüngste Staat der Erde versinkt seit einem Jahr im Chaos. Auslöser war ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar in dem 2011 unabhängig gewordenen Land. Wegen der ethnisch motivierten Gewalt droht jetzt auch noch eine humanitäre Katastrophe. Helfer sprechen von einer schockierend hohen Zahl an mangelernährten Kindern. "Seit einigen Monaten steht der Südsudan nicht mehr im Rampenlicht, aber das Land darf nicht vergessen werden, da die Situation nach einem Jahr immer noch sehr ernst ist", warnt Franz Rauchenstein, der Chef des Roten Kreuzes im Südsudan. Die Organisation Human Rights Watch fordert, Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Kiir und Machar einigten sich im November nach zähen Verhandlungen auf die Bildung einer Einheitsregierung und die Beilegung des Konflikts. Da waren aber schon 1,3 Millionen Menschen vertrieben und Tausende getötet worden.

Nigeria:
Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat den muslimischen Norden des westafrikanischen Landes seit fünf Jahren fest im Griff. Die Extremisten kämpfen mit blutiger Gewalt für einen Gottesstaat in der Region. 2014 hat die Gruppe ihre Angriffe intensiviert: Seit Monaten kommt es fast täglich zu Attacken auf Dörfer, Kirchen, Märkte oder Militärstellungen. Seit April hat die Gruppe außerdem mehr als 200 Mädchen in ihrer Gewalt, die sie aus einer Schule entführt hatte. Trotz internationaler Hilfe ist es den Behörden bisher nicht gelungen, sie zu befreien. Im nächsten Jahr stehen im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas Wahlen an. Präsident Goodluck Jonathan - ein Christ aus dem Süden - stellt sich dabei zur Wiederwahl. Jedoch wirft ihm die Bevölkerung schon lange vor, machtlos im Kampf gegen die Islamisten zu sein.

Zentralafrikanische Republik:
In dem armen Land ist kein Ende der religiös motivierten Gewalt in Sicht. Beobachter berichten weiter von schweren Übergriffen im Konflikt zwischen muslimischen Rebellen und christlichen Bürgermilizen. Das christlich geprägte Land versinkt im Chaos, seit muslimische Seleka-Rebellen im März 2013 zeitweise die Macht übernommen hatten. Fast alle der 4,6 Millionen Einwohner benötigen mittlerweile humanitäre Hilfe. Die "International Crisis Group" berichtete zuletzt, dass immer mehr Menschen in die Nachbarländer Kamerun und Tschad fliehen, wo es jedoch kaum noch Aufnahmemöglichkeiten gebe. Es müsse unbedingt verhindert werden, dass es nun auch noch zu Gewalt um Vieh und natürliche Ressourcen komme. "Auf dem Land wird jetzt schon um den Viehbestand gekämpft, den Reichtum der Armen", sagte der politische Beobachter Thibaud Lesueur. Für Anfang 2015 geplante Wahlen müssen wegen der prekären Sicherheitslage vermutlich auf später verschoben werden.

Somalia:
Das ostafrikanische Land gilt weiterhin als eines der unsichersten der Welt. Obwohl die gefürchtete Al-Shabaab-Miliz bereits 2011 vom Militär weitgehend aus der Hauptstadt Mogadischu vertrieben wurde, verbreitet sie dort - wie auch im Zentrum und Süden Somalias - blutigen Terror. Anfang Juli attackierten die Extremisten den Präsidentenpalast und töteten mehrere Sicherheitskräfte. Immer wieder werden auch Parlamentarier und Journalisten auf offener Straße ermordet. Für 2015 ist keine Entspannung der Lage in Sicht.

Kenia:
Wegen des Einsatzes von Truppen im Nachbarland Somalia erleidet das ostafrikanische Land immer wieder Terrorattacken der Al-Shabaab-Miliz. Die Islamisten fordern den Abzug der kenianischen Streitkräfte. Zuletzt hatten Extremisten in der Region Mandera an der Grenze zu Somalia bei mehreren Angriffen Dutzende Nicht-Muslime ermordet. Auch in der Küstenregion um Mombasa und in der Hauptstadt Nairobi ist es schon mehrmals zu Anschlägen gekommen. Im November führte die Polizei Razzien in Moscheen radikaler Muslime durch und nahm mehrere Hundert Jugendliche fest. Wegen der Gewalt ist der Tourismus in dem einst beliebten Safari-Land deutlich eingebrochen.

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