Grenzposten gestürmt

Golan: 43 UNO-Blauhelme von Islamisten verschleppt

Ausland
29.08.2014 06:07
Radikale Islamisten haben auf den Golanhöhen im Süden von Syrien Dutzende UNO-Blauhelme in ihre Gewalt gebracht. Die Vereinten Nationen bestätigten am Donnerstagnachmittag, dass 43 Angehörige ihrer Beobachtermission verschleppt worden sind. Die USA machten die radikalislamische Al-Nusra-Front für die Gefangennahme der Friedenskräfte verantwortlich.

Die Entführung der UN-Soldaten gehe laut Washington auf das Konto "nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen, darunter die vom UN-Sicherheitsrat als Terrorgruppe eingestufte Al-Nusra-Front". Diese ist der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al Kaida. Washington verlange die "bedingungslose und sofortige Freilassung" der Blauhelme, erklärte das Außenministerium.

Entgegen ersten Berichten stammen die Entführten nicht von den Philippinen, sondern von den Fidschi-Inseln, wie das philippinische Verteidigungsministerium am Abend bekannt gab. Allerdings handle es sich bei weiteren 81 Mitgliedern der sogenannten UNDOF-Mission, die derzeit laut UNO an ihren Standorten eingekesselt sind, um philippinische Soldaten. Diese hätten sich geweigert, ihre Waffen niederzulegen und ihre Stellungen aufzugeben.

Hintergrund sind heftige Kämpfe zwischen der syrischen Armee und bewaffneten Extremisten. Die UNO bemüht sich intensiv um eine Freilassung der Soldaten. Derzeit sind nach UN-Angaben 1.223 Blauhelmsoldaten an der Mission beteiligt. Sie stammen aus Indien, Irland, Nepal, den Niederlanden, von den Fidschi-Inseln und den Philippinen und beobachten den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien.

Entführung an früherem österreichischem Posten
Das Verteidigungsministerium in Wien gab am Donnerstag bekannt, dass die Soldaten an einer früher von Österreich gehaltenen Position nahe dem Grenzübergang Quneitra überfallen worden sind. Dieser war erst am Mittwoch von Rebellen der Al-Nusra-Front und anderen Aufständischen eingenommen worden.

Österreich stellte bis Juni des Vorjahres jahrzehntelang Beobachter für die UNO-Mission am Golan, zog sich jedoch in Folge einer vorübergehenden Einnahme des Grenzpostens durch syrische Rebellen zurück. Das nun betroffene Kontingent von den Fidschi-Inseln sprang damals für Österreich ein. Im März des vergangenen Jahres waren schon einmal 21 Blauhelme von syrischen Rebellen in der Nähe der Golanhöhen entführt und später freigelassen worden.

IS brüstet sich mit Massaker an Hunderten syrischen Soldaten
Die Al-Nusra-Front, auf deren Konto die Entführung der Blauhelme gehen soll, kämpft im syrischen Bürgerkrieg gegen die Truppen von Machthaber Bashar al-Assad. Der Al-Kaida-Ableger ist nicht zu verwechseln mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die in Syrien und im Irak seit Monaten Angst und Schrecken verbreitet. Jüngste Gräueltat des IS soll ein Massaker an 250 gefangen genommenen syrischen Soldaten sein.

Ein am Donnerstag im Internet veröffentlichtes Video zeigt mehrere Reihen von Männerleichen in Unterhosen. Zu sehen sind auch weitere Tote, die aufgeschichtet wurden. "Ja, wir haben sie alle hingerichtet", sagte ein IS-Kämpfer in der syrischen Provinz Raqqa. IS-Truppen hatten am Wochenende einen Luftwaffenstützpunkt in Raqqa eingenommen - die bis dahin letzte Basis der syrischen Streitkräfte in der von IS kontrollierten Region.

Mehr als 100 Gefangene in Unterwäsche durch Wüste gejagt
In einem zweiten am Donnerstag veröffentlichten Video ist zu sehen, wie die Islamisten mindestens 135 Männer in Unterwäsche zwingen, barfuß durch die Wüste zu laufen. Einige der Gepeinigten haben die Hände über dem Kopf, um sie herum johlen bewaffnete Männer. Auf ebenfalls online gestellten Fotos wird offenbar die Tötung von sieben Soldaten gezeigt. Echtheit und Herkunft der Aufnahmen ließen sich vorerst nicht bestätigen.

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