"Strömung zu stark"

Südkorea: Kapitän verzögerte Evakuierung der Fähre

Ausland
19.04.2014 12:16
Während nach dem Fährunglück vor der südkoreanischen Küste die Suche nach den 273 vermissten Passagieren weitergeht, werden nun immer mehr Details der dramatischen Stunden am vergangenen Mittwoch bekannt. So hat der Kapitän vor Journalisten angegeben, die Evakuierung der Fähre aus Sicherheitsgründen verzögert zu haben. "Die Strömung war sehr stark und das Wasser war kalt", sagte der 69-Jährige am Samstag.

Er habe befürchtet, dass die Passagiere von der Strömung fortgerissen werden könnten, so der Kapitän weiter. Nach Berichten von Überlebenden hatte die Crew nach dem Kentern des Schiffes zunächst Anweisung gegeben, in den Sitzen und Kabinen zu bleiben.

Kapitän war "aus persönlichen Gründen" in seiner Kabine
Gegen den Kapitän und zwei weitere Besatzungsmitglieder wurde Haftbefehl wegen Vernachlässigung von Dienstpflichten und Verstoßes gegen das Seerecht erlassen. Lee bestätigte, dass er zum Unglückszeitpunkt nicht auf der Kommandobrücke des Schiffes war. Stattdessen wurde die Fähre vom Steuermann unter der Aufsicht der dritten Offizierin gesteuert. "Es passierte, als ich gerade zurück von einem kurzen Abstecher aus persönlichen Gründen in die Kabine zurückkam", sagte er. Den Verdacht, er habe getrunken, wies der Kapitän zurück.

Vertreterin hatte noch nie Schiff durch Gewässer gelenkt
Die dritte Offizierin hatte die schwierige Strecke nach Medienberichten zum ersten Mal befahren. Vor der Unglücksfahrt am Mittwoch habe die 26-Jährige noch nie ein Schiff durch die Gewässer gesteuert, die für ihre starken Strömungen berüchtigt sind, berichtete der staatliche Sender Arirang unter Berufung auf die Ermittler. Der Ort der Havarie liegt auf einer Route, die an einer Kette von vielen kleinen Inseln vorbeiführt.

Die Fähre war mit 476 Menschen an Bord Mittwoch früh gekentert und gesunken. Nur 179 Insassen der Fähre konnten gerettet werden. Bis Samstag wurden 29 Leichen gefunden. 273 Menschen werden noch vermisst. Die meisten Passagiere waren Schüler auf Klassenfahrt.

Es wird vermutet, dass die meisten Opfer noch im Inneren des gesunkenen Schiffes eingeschlossen sind. Drei Leichen wurden bereits gefunden, doch die Einsatzkräfte konnten noch nicht in die Kabine vordringen, in der die Opfer gesichtet worden waren.

Bergung der Fähre könnte Monate dauern
Von Hinterbliebenen wurde Kritik laut, dass die Besatzung das sinkende Schiff verlassen habe, während viele Passagiere noch an Bord waren. Dutzende Angehörige campieren seit Tagen in einer Turnhalle auf der Insel Jindo, von wo aus die Rettungsaktion geleitet wird. Die Familien fordern, dass die Fähre aufgerichtet wird. Doch der Leiter der Rettungsaktion betonte gegenüber dem britischen Sender BBC, dass die Bergungsarbeiten mindestens ein bis zwei Monate dauern würden.

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