"Vorwürfe erfunden"

Strauss-Kahn zeigt Banon wegen Verleumdung an

Ausland
12.07.2011 07:18
Nach dem Vorwurf der versuchten Vergewaltigung seitens der französischen Autorin Tristane Banon setzt sich der ehemalige IWF-Boss Dominique Strauss-Kahn nun mit rechtlichen Mitteln zur Wehr: Der 62-Jährige habe Banon wegen Verleumdung angezeigt, teilte sein Anwalt am Montag mit. Sein Mandant habe die Anzeige bereits vergangene Woche erstattet, als die Staatsanwaltschaft den Beginn von Vorermittlungen bekannt gegeben habe.

Banon hatte ihren Landsmann am Dienstag vergangener Woche angezeigt, am Freitag leitete die Staatsanwaltschaft polizeiliche Ermittlungen zu ihren Vorwürfen ein. Am Montag sagte die 32-jährige Schriftstellerin dann bei der Pariser Polizei aus.

Die Autorin wirft Strauss-Kahn vor, er habe sie bei einem Interview in einer Pariser Wohnung im Februar 2003 zu vergewaltigen versucht. Banon erklärte, sie habe Strauss-Kahnseinerzeit nicht angezeigt, weil sie davon ausgegangen sei, dass sie gegen den einflussreichen Politiker nicht ankommen werde. Auch in ihrem Umfeld wurde ihr demnach von einer Anzeige abgeraten. Banons Mutter ist die sozialistische Politikerin Anne Mansouret, eine Parteikollegin und frühere Duzfreundin Strauss-Kahns, die ihre Tochter bei ihrer Anzeige nun unterstützt.

"Wie ein brünftiger Schimpanse"
Banon hatte schon 2007 in einer Fernsehsendung gesagt, der Sozialist sei bei dem Interview wie "ein brünftiger Schimpanse" über sie hergefallen. Strauss-KahnsName wurde dabei aber ausgeblendet. Der im Mai zurückgetretene IWF-Chef bezeichnete die Vorwürfe vorige Woche als "Erfindung" und drohte Banon über seine Anwälte mit einer Verleumdungsklage.

In den USA ist der 62-Jährige (noch) angeklagt, weil er ein am 14. Mai in seinem Hotelzimmer in New York ein Zimmermädchen unter anderem zum Oralsex gezwungen haben soll. Zuletzt waren jedoch Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers aufgekommen. Widersprüche in ihren Aussagen und einige Lügen gegenüber den US-amerikanischen Behörden lassen es als immer unwahrscheinlicher erscheinen, dass die Klage gegen Strauss-Kahn fortgesetzt wird.

US-Senator tritt für Prozess ein
Deshalb haben sich am Sonntag in New York der demokratische Senator Bill Perkins und verschiedene Vereinigungen zum Schutz der Rechte von Frauen und Schwarzen versammelt, um das aus Guinea stammende Zimmermädchen zu verteidigen. "Wir sind hier versammelt, um den Staatsanwalt aufzufordern, seine Arbeit zu machen", sagte Perkins bei einer Pressekonferenz in Harlem.

Perkins forderte insbesondere, dass der mit den Ermittlungen befasste Staatsanwalt Cyrus Vance dem mutmaßlichen Opfer die Möglichkeit gebe, im Rahmen eines Prozesses auszusagen. "Die Archivierung der Klage würde Opfer entmutigen, ihre Vorwürfe kundzutun, aus Furcht selbst angeklagt zu werden", betonte der Senator und erinnerte daran, dass auch Strauss-KahnsGlaubwürdigkeit "fraglich" sei - nicht zuletzt auch wegen der nunmehrigen Anzeige Banons in Frankreich.

An der Veranstaltung beteiligten sich auch der Imam der Moschee von Harlem, der Reverend der Baptistenkirche sowie mehrere feministische Vereinigungen und Vertreter der Gemeinschaft von Guinea. Eric Stevenson, Abgeordneter des Bundesstaates von New York, bezeichnete die Vorstellung, dass Staatsanwalt Vance die Klage fallenlassen könnte, als "schlechtes Signal seitens des amerikanischen Justizsystems".

Nächster Gerichtstermin verschoben
Indes wurde in New York am späten Montagabend Strauss-Kahns nächster Gerichtstermin vom 18. Juli auf den 1. August verschoben. Die anhaltenden Untersuchungen von Anklage und Verteidigung sollten so erleichtert werden, erklärten beide Seiten am Montag. Strauss-Kahns Anwälte Benjamin Brafman und William Taylor erklärten, sie hofften, dass Staatsanwalt Vance bis dahin "die nötige Entscheidung trifft und die Vorwürfe gegen Strauss-Kahn fallenlässt".

Vance seinerseits erklärte, noch sei keine Entscheidung gefallen. "Die Ermittlungen in dem Fall gehen weiter", teilte seine Sprecherin mit. Strauss-Kahns Strafverteidiger hatten bereits erklärt, dass der Franzose vor Gericht auf "nicht schuldig" plädieren werde, und jüngst einer außergerichtlichen Einigung mit der Staatsanwaltschaft eine klare Absage erteilt.

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