Letzte Ehre

Srebrenica: Weitere 136 Opfer werden bestattet

Ausland
09.07.2015 12:33
Tausende Menschen haben am Donnerstag Abschied von 136 Opfern des Massakers von Srebrenica genommen. Lastwagen überführten die Leichen der Opfer zu ihrer letzten Ruhestätte in Potocari, wo sie am Samstag, dem 20. Jahrestag des Völkermords, beigesetzt werden sollen. In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo erwiesen vor dem Staatspräsidium Tausende - darunter auch hohe Politiker - den Opfern die letzte Ehre.

Familienangehörige der neu identifizierten Massakeropfer schmückten bereits am Vormittag auf dem städtischen Friedhof von Visoko, 25 Kilometer nordwestlich von Sarajevo, mit Blumen die Lastwagen, mit denen die Leichen zu ihrer letzten Ruhestätte in Potocari bei Srebrenica überführt wurden. Es sei schwer, dem Abschied in Visoko beizuwohnen und sich der Ungerechtigkeit vom Mittwoch zu erinnern, meinte Fikret Begic, einer der in Visoko anwesenden Familienangehörigen im Hinblick auf das Scheitern des UNO-Sicherheitsrates am Mittwoch, eine Srebrenica-Resolution anzunehmen. Russland hatte ein Veto gegen die geplante Resolution eingelegt. Am Samstag soll in Potocari ein Bruder von Begic beigesetzt werden, sein Vater und ein anderer Bruder hatten dort vor Jahren bereits ihre letzte Ruhestätte gefunden.

UNO-Resolution zu Srebrenica von Russland gekippt
"20 Jahre nach dem Massaker sind wir Zeugen eines modernen Verbrechens der Nichtanerkennung des Völkermords und der Nichtannahme der Srebrenica-Resolution in der UNO", meinte auch Amra Babic, die Bürgermeisterin von Visoko, bei der Verabschiedung der Opfer. Unter den 136 Massakeropfern, die in Visoko im vergangenen Jahr identifiziert wurden, waren 18 bei ihrer Ermordung im Juli 1995 minderjährig, vier erst 16 Jahre alt. Das älteste Opfer, das heuer beigesetzt wird, war 75 Jahre alt.

Hunderte Opfer liegen noch in Massengräbern
In Potocari sind seit 2003 bereits 6.241 Massakeropfer beerdigt worden. Ihre Leichen wurden in 75 Massengräbern in Ostbosnien und verstreut an 150 anderen Stellen entdeckt. Nach vielen Opfern wird weiterhin gesucht. Die Zahl der Srebrenica-Opfer beläuft sich auf 8.372, davon waren 530 minderjährig. Sie wurden nach der Einnahme der damaligen UNO-Schutzzone durch bosnisch-serbische Truppen am 11. Juli 1995 in der Umgebung der ostbosnischen Stadt brutal ermordet.

Österreich durch Karlheinz Kopf vertreten
Der Gedenkfeier zum 20. Jahrestag des Völkermordes in Potocari werden am Samstag nach Angaben der Organisatoren mehr als 80 offizielle Delegationen beiwohnen, darunter die Präsidenten Sloweniens, Kroatiens und Montenegros sowie die Ministerpräsidenten Serbiens und der Türkei. Österreich wird durch den Zweiten Präsidenten des Nationalrates, Karlheinz Kopf, vertreten sein. Im Namen des Europaparlamentes wird auch die grüne Abgeordnete Ulrike Lunacek bei der Feier anwesend sein.

Auch Bill Clinton kommt
Prominenter Gast ist außerdem der frühere US-Präsident Bill Clinton, dessen Kommen am Donnerstag bestätigt wurde. Clinton hatte im Jahr 2003 den Gedenkfriedhof in Potocari eröffnet. Mitglied der US-amerikanischen Delegation wird auch die frühere Außenministerin Madeleine Albright sein.

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