Datenschatz erbeutet

So kommuniziert der IS über Frauen der Anführer

Ausland
09.06.2015 07:26
Wie ist der Islamische Staat organisiert? Neue Details zu dieser brennenden Frage haben die US-Behörden jetzt aus Daten, die ein Spezialkommando bei einer Razzia in Syrien erbeutete, gewinnen können. Unter anderem wurden bei der von langer Hand geplanten Aktion Laptops und Mobiltelefone sichergestellt, berichtete die "New York Times" am Montag. Aber auch die Frau eines getöteten IS-Anführers, die bei dem Einsatz in Gewahrsam genommen wurde, lieferte neue Erkenntnisse. Etwa, dass die Frauen der IS-Kommandeure wichtiger für die Kommunikation der Terrormiliz sind als bislang bekannt.

Dem Zeitungsbericht zufolge haben sich die Daten, die eine US-Eliteeinheit am 16. Mai erbeutete, als wahre Fundgrube erwiesen. Bei der Kommandoaktion im Osten Syriens hatte eine Einheit der Delta Force ein Gebäude in der Stadt Al-Amr gestürmt. Ziel der Mission war es, den Tunesier mit dem Kampfnamen Abu Sayyaf festzunehmen. Weil der ranghohe IS-Dschihadist aber Widerstand leistete, wurde er nach US-Angaben bei einem Feuergefecht getötet. Seine Frau, Umm Sayyaf genannt, wurde gefangen genommen. Sie soll seither in Verhören nützliches Wissen preisgegeben haben.

Bis zu sieben Terabyte Daten erbeutet
Den Soldaten gelang es zudem, bei der Aktion Laptops, Mobiltelefone und andere Datenträger zu erbeuten. Insgesamt soll es sich um vier bis sieben Terabyte Daten handeln, hieß es in dem Bericht. Die erbeuteten Materialien hätten wertvolle Hinweise dazu geliefert, wie der IS-Chef und selbst ernannte Kalif Abu Bakr al-Baghdadi die Terrororganisation führt.

So gehe aus den sichergestellten Daten unter anderem hervor, dass sich Baghdadi in der syrischen Stadt Rakka regelmäßig mit seinen sogenannten Emiren treffe, den regionalen Anführern des IS. Besonders vertrauenswürdige Fahrer holen demnach die Emire ab und nehmen ihnen Mobiltelefone und alle anderen elektronischen Geräte ab. Damit soll verhindert werden, dass US-Geheimdienste ihnen auf die Spur kommen, berichtete die "NYT".

"Einiges erfahren, das wir vorher nicht wussten"
Die Datenauswertung und die Angaben der festgenommenen Frau von Abu Sayyaf würden außerdem belegen, dass die Ehefrauen der IS-Führungsriege eine weitaus wichtigere Rolle spielen als bislang bekannt. Sie sollen untereinander Informationen weitergeben, die dadurch von Kommandeur zu Kommandeur gelangen - ohne dass diese direkt miteinander in Kontakt stehen. "Seit dem Kommandoeinsatz haben wir einiges erfahren, das wir vorher nicht wussten", sagte ein Beamter des US-Außenministeriums. "Mit jedem Tag wird unser Bild von der Organisation klarer und es wird deutlich, wie ausgeklügelt, global und vernetzt sie ist."

Die Analyse des Materials habe auch Einblicke in die Finanzstruktur der Terrormiliz gegeben, hieß es weiter. Etwa darüber, wie der IS seine Öleinnahmen verwendet. Demnach fließe eine Hälfte in das Budget der Terroristen, die andere Hälfte werde dazu eingesetzt, die Produktionsstätten zu erhalten und die Arbeiter zu bezahlen. Weil diese Arbeiter also offenbar IS-Angestellte sind, seien diese künftig als legitime Angriffsziele einzustufen, erklärte ein US-Beamter gegenüber der "New York Times".

Razzia-Infos führten zu Tod von hochrangigem IS-Mitglied
Ob das Wissen aus dem Datenschatz des getöteten IS-Kommandeurs Abu Sayyaf den USA langfristig helfen wird, bleibt abzuwarten. Die Geheimdienstler räumen ein, dass sich der IS bislang als extrem anpassungsfähig erwiesen habe. Neu gewonnene Informationen aus dem Datenmaterial sollen jedenfalls bereits zur Folge gehabt haben, dass bei einem Luftangriff Ende Mai in Ostsyrien das hochrangige IS-Mitglied Abu Hamid getötet wurde. Die Dschihadisten haben seinen Tod bislang jedoch nicht bestätigt.

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