"Verbrecher frei"

Seselj wieder in Belgrad – Empörung in Bosnien

Ausland
12.11.2014 17:56
Der wegen Kriegsverbrechen angeklagte serbische Ultranationalist Vojislav Seselj (60) ist nach knapp zwölf Jahren Gefängnis in den Niederlanden wieder in Belgrad. Das Das UNO-Kriegsverbrechertribunal (ICTY) hatte in der Vorwoche die vorläufige Freilassung Seseljs wegen dessen Krebserkrankung beschlossen. Diese Entscheidung löste in Bosnien und Herzegowina Empörung aus.

"Es gibt keine Gerechtigkeit, Verbrecher werden freigelassen. Niemand kümmert sich um die Opfer", meinte Munira Subasic, die Leiterin der NGO "Srebrenica-Mütter". Elf Verbände von Kriegsopfern und ihre Angehörigen wollen sich nach der Rückkehr Seseljs nach Belgrad am Mittwoch nun an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und die UNO-Sonderbeauftragte für unabhängige Richter und Anwälte, Gabriela Knaul, wenden. Ziel sei es auf den Weg hinzuweisen, den das ICTY mit seinen Entscheidungen eingeschlagen habe, hieß es gegenüber Medien in Sarajevo.

Anhänger sehen Freilassung als Sieg über Den Haag
In Serbien selbst herrscht unter den Parteifreunden und Anhängern Seseljs Freudenstimmung. Mehrere Hundert Anhänger des Ultranationalisten versammelten sich am Mittwoch zu seiner Begrüßung auf dem Flughafen. Aus Sicht seiner Anhänger hat Seselj durch die Rückkehr, ohne verurteilt worden zu sein, das UNO-Tribunal "besiegt". "Seselj, serbischer Held" und "Sieger" hieß es ganz in diesem Sinne auch auf Plakaten seines Begrüßungskomitees am Flughafen.

Die Serbische Radikale Partei liegt heute nur noch bei etwa zwei Prozent. Sie ist nicht mehr im Parlament vertreten. Viele ehemalige SRS-Anhänger haben schon vor Jahren das Lager gewechselt. Sie gehören der von Präsident Tomislav Nikolic und Premierminister Aleksandar Vucic gegründeten und seit 2012 regierenden Serbischen Fortschrittspartei an, die einen EU-Beitritt befürwortet.

Premier wünscht Seselj baldige Genesung
Die einstigen Vertrauten Seseljs gaben sich am Mittwoch wortkarg. Während Präsident Nikolic die Rückkehr seines frühen Partei- und privaten Freundes nicht kommentierte, wünschte Premier Vucic Seselj knapp eine rasche Genesung. Arbeitsminister Aleksandar Vulin warnte hingegen vor einer Destabilisierung durch die Anwesenheit des mutmaßlichen Kriegsverbrechers.

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