Von Brücke gestürzt

Schnellzug in Frankreich entgleist – mehrere Tote

Ausland
15.11.2015 16:23
Bei einem Zugunglück in der Nähe von Straßburg im Osten Frankreichs sind am Samstag während einer Testfahrt mindestens elf Menschen ums Leben gekommen und 36 weitere verletzt worden. Insgesamt waren nach offiziellen Angaben 49 Techniker und Bahnmitarbeiter an Bord, als der TGV-Schnellzug von einer Brücke in einen Kanal stürzte. In dem Unglückszug befanden sich entgegen den Bestimmungen offenbar auch mehrere Kinder.

Der silberschwarze Zug entgleiste nahe der Gemeinde Eckwersheim unweit der deutschen Grenze, als er bei einer Testfahrt mit 350 km/h unterwegs war. Das Unglück ereignete sich gegen 15 Uhr auf dem letzten Abschnitt einer neuen Schnellstrecke im Elsass, die im Frühjahr 2016 in Betrieb gehen soll. Der TGV sei "wegen überhöhter Geschwindigkeit entgleist", sagte der Kabinettschef der Präfektur Elsass, Dominique-Nicolas Jane.

Die Gewerkschaft Sud Rail teilte mit, der TGV sei für "Tests bei zu hohem Tempo" eingesetzt worden. Die Gendarmerie erklärte, die Unglücksursache stehe noch nicht fest, ein terroristischer Hintergrund werde jedoch derzeit ausgeschlossen. Die staatliche Bahngesellschaft SNCF leitete eine Untersuchung ein.

Nach Angaben der Behörden wurden 36 Menschen - laut Angaben der Nachrichtenagentur AFP auch ein Kind - verletzt, bei zwölf von ihnen handle es sich um "absolute Notfälle". Der Zustand von vier Menschen sei kritisch, berichtete die Zeitung "Dernieres Nouvelles d'Alsace". Unter einem der umgestürzten Waggons befand sich offenbar eine Kinderleiche, wie Rettungskräfte berichteten.

Rätsel über Mitnahme von Kindern auf Testfahrt
Die Anwesenheit von Kindern in dem Testzug gibt Rätsel auf. Die interne Untersuchung werde zeigen, welche "Begleitpersonen" in dem Zug waren und "unter welchen Umständen es ihnen gestattet wurde einzusteigen", sagte SNCF-Chef Guillaume Pepy. "So etwas wird von der SNCF nicht hingenommen. Ein Testzug ist ein Testzug."

"Der Unfall war ein schwerer Schock", erklärte Pepy. "Derzeit ist das Unglück unerklärbar", so der Bahnchef, der betonte, dass sich ein solcher Unfall im Normalbetrieb nicht ereignen könne. Es gebe automatische Sicherheitssysteme, die aber bei Testfahrten nicht aktiv seien. Die Fahrtenschreiber des TGV würden noch untersucht, sagte er.

Der Unglückszug bestand aus sechs Waggons, von denen die hinteren unter einer Brücke in den Rhein-Marne-Kanal stürzten. Eine der zwei Lokomotiven lag auf der Böschung. An den Rettungsarbeiten beteiligten sich rund 100 Einsatzkräfte der französischen Gendarmerie, des Zivilschutzes und Taucher. Helikopter und Dutzende Rettungswagen waren an Ort und Stelle.


Ab April soll die TVG-Verbindung zwischen Straßburg und Paris nur noch eine Stunde und etwa 50 Minuten dauern. Zurzeit sind es etwa zwei Stunden 20 Minuten. Als Folge des Unglücks könne eine Verschiebung dieses Termins nicht ausgeschlossen werden, berichtete AFP unter Berufung auf SNCF.

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