Flüchtlingswelle

Schleppern gehen allmählich die Schiffe aus

Ausland
08.10.2015 12:36
Die Flüchtlingswelle über das Mittelmeer lässt nach. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass den Schlepperbanden die verfügbaren Schiffe ausgehen, berichtete der italienische Admiral und Kommandant des EU-Einsatzes "Mission Sophia", Enrico Credendino, am Donnerstag in einer Rede vor dem Parlament in Rom.

Im September sei die Zahl der in Italien eingetroffenen Migranten gesunken. Dies sei auf den EU-Einsatz gegen die Schlepperbanden im Mittelmeer zurückzuführen. Dadurch habe sich die Flüchtlingswelle verstärkt auf die Balkan-Route verlagert. Die Mittelmeer-Route bleibe die gefährlichste für Flüchtlinge, wie die fast 3000 Todesopfer seit Jahresbeginn bezeugen würden.

Nur noch wenige Holzschiffe verfügbar
Die aus Libyen abfahrenden Migranten würden zuletzt verstärkt in Schlauchboote chinesischer Produktion gedrängt. Diese seien "schlechtester Qualität" und daher gefährlich, berichtete der Admiral. Ein Schlauchboot würde den Schleppern pro Reise etwa 70.000 Euro einbringen, ein Holzschiff mit rund 400 Menschen an Bord rund 400.000 Euro. Die Holzschiffe würden außerhalb Libyens, mehrheitlich in Tunesien und in Ägypten, hergestellt. "Es gibt nur mehr wenige davon. Daher versuchen die Schlepper, die zurückzuholen", betonte Credendino.

Die Reise von Libyen nach Italien koste jedem Flüchtling an Bord eines Schlauchbootes rund 1000 Euro, an Bord eines Holzschiffes bis zu 3500 Euro, da diese sicherer seien. Die Zahl der Menschen, die von den Schleppern an Bord der Boote genommen würden, habe zugenommen. Zählte man bis vor Kurzem noch meist rund 80 Menschen an Bord eines Schlauchbootes, so stieg diese Zahl zuletzt auf rund 120 Personen. Die Zahl der Menschen an Bord der sichereren Holzschiffe habe sich unterdessen von 200 auf 400 verdoppelt. "Der Menschenhandel ist sehr rentabel", sagte der Admiral.

Einsatzkräfte dürfen verdächtige Boote beschlagnahmen
Seit Beginn der ersten Phase EU-Mission vor dreieinhalb Monaten seien 3076 Menschen gerettet worden. 16 Personen wurden festgenommen. Laut Credendino könnte es Verbindungen zwischen Schlepperbanden und IS-Kämpfern geben. "Indem man die Schlepperei bekämpft, bekämpft man auch den fundamentalistischen Terrorismus", erklärte der Italiener. Die EU hat seit Mittwoch ihr Vorgehen gegen Schlepper im Mittelmeer verschärft und geht ab sofort mit Kriegsschiffen gegen Schlepperbanden vor. Die zweite Phase der "Mission Sophia" erlaubt EU-Kräften, Schiffe im Verdachtsfall anzuhalten, zu durchsuchen und zu beschlagnahmen.

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