"Wie ein Bumerang"

Russland droht dem Westen mit Vergeltung

Ausland
08.03.2014 09:57
Russland droht dem Westen wegen der Verhängung von Sanktionen in der Ukraine-Krise mit Vergeltung. Die von den USA beschlossenen Strafmaßnahmen würden die Amerikaner wie ein Bumerang treffen, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Sein Ministerium erklärte, sollte die Europäische Union die von ihr angedrohten weiteren Sanktionen tatsächlich verhängen, werde Russland Vergeltung üben. Ein Sprecher von Präsident Putin äußerte dennoch die Hoffnung, dass es nicht zu einem neuen Kalten Krieg kommen werde.

Lawrow habe in einem Telefonat an seinen US-Kollegen John Kerry appelliert, die bilateralen Beziehungen nicht durch "überhastete und rücksichtslose Schritte" zu beschädigen, teilte das russische Außenministerium am Freitagabend mit. Mit Blick auf die EU erklärte es, die Gemeinschaft habe mit ihrer Entscheidung, die Gespräche über Reiseerleichterungen auf Eis zu legen, eine "extrem unkonstruktive Position" eingenommen: "Russland wird die Sprache von Sanktionen und Drohungen nicht akzeptieren."

Krim: Russen rücken vor
Auf der Halbinsel Krim haben Russen indes offenbar einen Militärstandort der ukrainischen Streitkräfte übernommen. Bewaffnete Männer seien mit einem Lastwagen in die Raketenabwehrstation gefahren, berichtete ein Reuters-Reporter vor Ort. Es seien keine Schüsse gefallen. Das Tor des Luftwaffen-Stützpunkts sei nicht beschädigt.

In anderslautenden Berichten hatte es noch geheißen, der Standort sei gestürmt worden, der Lastwagen habe das Eingangstor durchbrochen. Ein Vertreter des ukrainischen Militärs sagte am Telefon, niemand sei verletzt. Ein anderer ukrainischer Vertreter sagte, er vermittle zwischen den Streitkräften und der bewaffneten Gruppe. Diese hätten keine Waffen erbeutet.

Merkel: "Weitere Sanktionen"
Deutschlands Bundeskanzlerin Merkel drohte im Ringen um eine Lösung der Krise am Freitag mit weiteren Sanktionen. Merkel erklärte, die EU habe sehr deutlich gemacht, wie sie vorgehen werde: "Wir erwarten uns innerhalb weniger Tage die Bildung eines diplomatischen Gremiums", sagte sie mit Blick auf die vom Westen geforderte und von Putin im Prinzip zugesagte Kontaktgruppe. "Wenn das nicht der Fall ist, dann wird man weitere Sanktionen ins Auge fassen müssen."

Ban: "Mit Ruhe angehen"
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief im Konflikt um die Krim alle Beteiligten zur Besonnenheit auf. Das für den 16. März geplante Referendum über den künftigen Status der Halbinsel sei eine "beunruhigende und ernste Entwicklung", ließ Ban in New York mitteilen. Er forderte alle beteiligten Parteien auf, "die Angelegenheit mit Ruhe anzugehen".

China: "Gelassenheit und Zrückhaltung haben Vorrang"
Auch Peking rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. "Es ist bedauerlich, dass es zu der heutigen Situation in der Ukraine gekommen ist, doch ist es kein Zufall, dass dieser Punkt erreicht wurde", sagte Außenminister Wang Yi am Samstag auf einer Pressekonferenz aus Anlass der laufenden Tagung des Volkskongresses in Peking. Die Krise sei "kompliziert". "Vorrang hat jetzt, dass Gelassenheit und Zurückhaltung geübt und verhindert wird, dass die Situation weiter eskaliert."

Wang beschrieb die Beziehungen zwischen China und Russland als "in der besten Phase ihrer Geschichte". Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin hätten eine "tiefe Freundschaft" entwickelt.

Das Parlament auf der Krim hatte Putin am Donnerstag um Aufnahme in die Russische Föderation gebeten. Ein Referendum dazu wurde für den 16. März angesetzt. Die Vorsitzenden beider Häuser des Parlaments in Moskau sagten am Freitag ihre Unterstützung für die Bestrebungen der örtlichen Führung auf der Krim zu.

Einreiseverbote und gesperrte Konten
Die ukrainische Übergangsregierung und der Westen wenden sich entschieden gegen eine Abspaltung der Krim und halten ein entsprechendes Referendum für unrechtmäßig. Wegen der Entsendung russischer Truppen auf die Krim verhängten die USA am Donnerstag Einreiseverbote und froren Vermögen ein. Auch die Europäische Union beschloss erste Sanktionen.

Der amtierende ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk sagte in Kiew, das Ergebnis des "sogenannten Referendums" werde von niemandem in der zivilisierten Welt anerkannt werden. Auch die prominente ukrainische Politikerin Julia Timoschenko betonte nach einem Gespräch mit Merkel in Dublin, eine russische Annexion der Krim müsse unbedingt verhindert werden.

"Gefahr für Russen" und "müdes Lächeln"
Putin-Sprecher Dmitri Peskow sagte dagegen, sollten die "Verantwortlichen für den Staatsstreich in Kiew" die Krim und den Osten des Nachbarlandes erreichen, sei eine Verfolgung der russischen Bevölkerung zu befürchten. Zum Vorschlag, der Westen könne zwischen Russland und der neuen Regierung in Kiew vermitteln, sagte Peskow, darüber könne er nur müde lächeln.

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