Exodus im Irak

Ramadi vom IS erobert: 25.000 auf der Flucht

Ausland
19.05.2015 06:48
Nach der Eroberung der westirakischen Stadt Ramadi durch Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat sind nach UNO-Angaben knapp 25.000 Menschen auf der Flucht. Die meisten von ihnen versuchten, in die Hauptstadt Bagdad zu gelangen, teilte die Regionalstelle des UN-Nothilfebüros im Irak am Montag mit. Die UNO und weitere Hilfsorganisationen hätten damit begonnen, Lebensmittel, Wasser und Medikamente an die Flüchtlinge zu verteilen. Auch Lager würden errichtet.

IS-Kämpfer hatten das rund 110 Kilometer westlich von Bagdad gelegene Ramadi am Wochenende nach heftigen Gefechten unter Kontrolle gebracht. Dabei seien seit Freitag rund 600 Menschen ums Leben gekommen, darunter Frauen und Kinder, wie der Vize-Vorsitzende des Provinzrates, Falich al-Issawi, sagte. Mit einer Offensive und dem umstrittenen Einsatz schiitischer Milizen will Iraks Regierung die Hauptstadt der Provinz Al-Anbar befreien.

Tausende Menschen müssen unter freiem Himmel übernachten
"Derzeit ist nichts wichtiger, als den Flüchtlingen aus Ramadi zu helfen. Sie sind in großen Schwierigkeiten, und wir müssen alles Menschenmögliche tun, um ihnen zu helfen", sagte UNO-Hilfskoordinatorin Lise Grande. "Tausende Menschen müssen unter freiem Himmel übernachten. Wir könnten mehr tun, wenn die Finanzierung gesichert wäre. Aber diese Menschen im Stich zu lassen, ist undenkbar. Wir müssen mehr tun." Wie das UNO-Büro weiter mitteilte, sollten in einem ersten Schritt Tausende Notrationen mit Trinkwasser und Hygieneartikeln zu den Flüchtlingen gebracht werden.

Die UNO und andere Hilfsorganisationen unterstützen mehr als 2,5 Millionen Menschen im Irak, die vor der Gewalt auf der Flucht sind. Die Mittel dafür seien aber nahezu ausgeschöpft, hieß es in der UNO-Erklärung. Im Juni müssten voraussichtlich 56 Gesundheitsprogramme beendet werden, im Juli breche wohl die Lebensmittelversorgung zusammen.

Einsatz schiitischer Kämpfer umstritten
Der Einsatz schiitischer Kämpfer zur Befreiung von Ramadi ist höchst umstritten, da in der Provinz Sunniten leben. Die Milizen hatten im März auch die Befreiung der ebenfalls vor allem von Sunniten bewohnten Stadt Tikrit aus den Händen des IS angeführt. Anschließend gab es Berichte über Plünderungen und Übergriffe von Schiiten auf Sunniten. Die irakischen Sunniten sehen sich seit Langem von der schiitischen Mehrheit diskriminiert.

Sunnitische Stämme in Al-Anbar lehnten einen Einsatz der Milizen in ihrer Provinz lange ab. Nach dem weiteren IS-Vormarsch gaben sie ihren Widerstand jedoch auf. Kritiker befürchten, durch den Einsatz der eng mit dem ebenfalls schiitischen Iran verbundenen Milizen könnte Teheran seinen Einfluss im Irak ausbauen.

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