Kämpfe in Ukraine

Putin lobt “wichtige Erfolge” der Separatisten

Ausland
29.08.2014 07:50
Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich in der Nacht auf Freitag direkt an die Separatisten in der Ostukraine gewandt - und ausdrücklich ihren Einsatz gelobt. Er forderte sie zugleich auf, einen Fluchtkorridor für ukrainische Regierungstruppen einzurichten. Die NATO hatte zuvor Satellitenbilder vorgelegt, die russische Einheiten in der umkämpften Ostukraine zeigen sollen. Mehr als 1.000 russische Kämpfer sollen derzeit im Nachbarland aktiv sein, der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sprach gar von einer Invasion.

Konkret rief Putin die Separatisten auf, einen "humanitären Korridor" zu öffnen für den Abzug eingekesselter ukrainischer Truppen. Im Zuge der Rebellenoffensive waren in den vergangenen Tagen ukrainische Truppenteile eingekreist worden. Die Rede war zuletzt von mehreren tausend Mann. Einen Appell an die Aufständischen, das Feuer einzustellen, enthielt die Mitteilung jedoch nicht.

Zur Entspannung der Lage dürfte die auf der Webseite des Kremls veröffentlichte Nachricht des russischen Präsidenten jedenfalls kaum beitragen: So lobte Putin darin ausdrücklich die jüngsten "wichtigen Erfolge der Landwehr", die Separatisten würden Kiews Militäroperation unterbinden, die "eine tödliche Gefahr für die Zivilbevölkerung darstellen".

Der russische Präsident richtete die Botschaft zudem nicht etwa an die Vertreter der "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk, wie das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel" in seiner Onlineausgabe anmerkte. Der Kreml sprach stattdessen den Widerstand von "Noworossija - Neurussland" an. Unter diesem Kampfbegriff fassen rechte Kreise in Russland den gesamten russisch geprägten Südosten der Ukraine zusammen. Das Gebiet ist um ein vielfaches größer als die bislang umkämpfte Region Donbass.

Putin fordert Waffenruhe von Kiew
Die Regierung in Kiew forderte Putin unterdessen erneut auf, sich sofort mit den Aufständischen im Osten "an einen Tisch zu setzen und alle Probleme auf friedlichem Weg zu lösen". Der Kreml selbst hatte noch am Montag nicht über eine Feuerpause verhandeln wollen: Russland sei keine Konfliktpartei und habe keinen Einfluss auf die Separatisten, hatte Putin bei Gesprächen in Minsk beteuert.

Separatistenführer Alexander Sachartschenko begrüßte den Appell aus Moskau. Die Rebellen hätten sich seinen Worten zufolge bereit erklärt, eingeschlossenen Regierungssoldaten freien Abzug zu gewähren. Sie seien damit einverstanden, einen humanitären Korridor zu öffnen, sagte Sachartschenko dem Fernsehsender Rossija 24 Freitag früh. Allerdings müssten die Soldaten ihre schweren Waffen und Munition zurücklassen.

Ukraine wirft Russlands Armee "Invasion" vor
Die Führung in Kiew wirft Russlands Armee unterdessen vor, eine "Invasion" des Landes voranzutreiben. Russland habe eine "beachtliche Eskalation" des militärischen Konflikts herbeigeführt, erklärte auch NATO-General Nico Tak am Donnerstag. Nach Schätzung der NATO befinden sich "deutlich mehr als 1.000" russische Soldaten in der Ukraine, die offenbar gezielt eine zweite Front im Südosten des Landes eröffnet hätten (siehe Story in der Infobox).

Zwei Ziele seien bei dem Einmarsch der russischen Truppen denkbar, berichtete die "Bild"-Zeitung am Freitag. Erstens: Die neuen Truppen sollen die Rebellen entlasten, die sich um Donezk zurückgezogen haben. "Eine zweite Front im Südosten soll den Separatisten im Nordosten Luft verschaffen", zitierte das Blatt das Auswärtige Amt in Berlin. Ein mögliches zweites Szenario: Putin will einen russischen Landkorridor über ukrainisches Gebiet in Richtung der eroberten Krim freikämpfen.

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