Teenager erschossen

Proteste und Plünderungen in US-Stadt Ferguson

Ausland
15.08.2014 09:41
Nach den tödlichen Schüssen auf einen jungen unbewaffneten Schwarzen durch einen US-Polizisten ist es in der Kleinstadt Ferguson im Bundestaat Missouri erneut zu Ausschreitungen und Plünderungen gekommen. Der Gouverneur zog nach zahlreichen Zusammenstößen die örtliche Polizei ab. Für die Sicherheit sei dort ab sofort die Polizei des US-Staates zuständig, sagte Gouverneur Jay Nixon am Donnerstag. Der Wechsel solle ein milderes Vorgehen der Sicherheitskräfte einleiten und zur Deeskalation beitragen.

"Dieser operative Wechsel wird allen Luft zum Atmen verschaffen", so Nixon. Die Polizei der Stadt mit 21.000 Einwohnern war in den vergangenen Tagen mehrfach für ihr hartes Vorgehen kritisiert worden. Die sogenannte Highway Patrol überwacht vor allem den Verkehr, ermittelt aber auch bei anderen Straftaten wie Mord und Diebstahl.

Nachdem ein weißer Polizist der Highway Partol am Samstag einen schwarzen Teenager erschossen hatte, kam es in den darauffolgenden Nächten zu Protesten, Plünderungen und Festnahmen. Zunächst hatten die Polizisten sich zurückgehalten, dann gingen sie aber schwer bewaffnet sowie mit Tränengas und Rauchbomben vor, um etwa eine Demonstration aufzulösen. Am Mittwoch eröffneten Beamte das Feuer auf einen 19-Jährigen und verletzten ihn schwer, wie örtliche Medien berichteten.

Der Jugendliche hatte demnach eine Waffe auf die Einsatzkräfte gerichtet, als diese eine Gruppe von etwa 30 Demonstranten auseinandertrieben. Auch Gummigeschosse waren im Einsatz. Journalisten wurden teils schikaniert oder von der Berichterstattung abgehalten. Mindestens zwei Reporter wurden gewaltsam festgenommen, mehrfach war von Verstößen gegen die Pressefreiheit die Rede.

Minister: Plünderungen nicht hinnehmbar
Polizeichef Tom Jackson gestand später ein, dass die Polizei kein gutes Verhalten gezeigt habe. US-Justizminister Eric Holder teilte allerdings mit, dass Plünderungen nicht hinnehmbar seien. Zugleich müsse die Polizei darauf hinwirken, die Lage zu entspannen und nicht anzuheizen. Der Einsatz militärischer Ausrüstung und Fahrzeuge sende eine widersprüchliche Botschaft, die ihn zutiefst besorge. Friedliche Protestler müssten demonstrieren und Journalisten ungestört arbeiten können, teilte Holder mit. Zuvor hatte bereits Präsident Barack Obama alle Beteiligten zur Ruhe aufgerufen.

Am 9. August war in Ferguson der 18-jährige Michael Brown unter ungeklärten Umständen von einem Polizisten erschossen worden. Nach Polizeiangaben handelte der Beamte aus Notwehr. Der Jugendliche hatte den Polizisten demnach attackiert und nach seiner Waffe gegriffen. Ein Zeuge berichtete hingegen, der Polizist habe ihn und Brown angesprochen und sich ihnen dann mit vorgehaltener Waffe genähert. Brown habe sich mit erhobenen Händen umgedreht und sei dann mit mehreren Schüssen niedergestreckt worden.

Granatwerfer und Panzerfahrzeuge für die Polizei
Die ungewöhnlich schwer bewaffnete örtliche Polizei in Ferguson ist kein Einzelfall. Polizeistationen in den USA können sich dank eines Programms des Verteidigungsministeriums kostenlos schwere militärische Ausrüstung zulegen. Das sogenannte 1033-Programm ermöglicht den kostenfreien Transfer überschüssigen Materials vom Pentagon an die Polizei in Gemeinden und Staaten. Darunter sind schwere Waffen wie Granatwerfer und gepanzerte, gegen Landminen geschützte Fahrzeuge, die auch in Ferguson zum Einsatz kamen. Seit Beginn des Programms im Jahr 1997 war laut Pentagon Ausrüstung im Wert von mehr als 4,3 Milliarden Dollar (3,2 Milliarden Euro) abgegeben worden.

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