Tumulte in Ungarn

Polizei setzt Tränengas gegen Flüchtlinge ein

Ausland
26.08.2015 11:29
Der anhaltende Strom an Flüchtlingen überfordert mittlerweile auch die ungarischen Sicherheitsbehörden. Nach Aufhebung der Grenzsperre in Mazedonien hat Ungarn eine neue Rekordzahl an Zuflucht Suchenden innerhalb eines Tages registriert. Allein am Dienstag seien 2.533 Flüchtlinge aus Serbien kommend aufgegriffen worden, teilte das Innenministerium mit. In der südostungarischen Grenzstadt Röszke griff die Polizei am Mittwoch mit Tränengas ein, als es vor einem Erstaufnahmezentrum Tumulte gab.

Der Nachrichtensender Hir TV berichtete, dass die Flüchtlinge vermutlich mit Journalisten sprechen wollten. Die Polizei habe sie jedoch nicht zu den Reportern vorgelassen, weshalb es zu einem Gerangel gekommen sei. Daraufhin sei die Polizei eingeschritten und habe Tränengas eingesetzt. Seitens der Behörden hingegen hieß es, rund 200 Flüchtlinge hätten versucht, sich dem Registrierungsverfahren zu entziehen. Demnach hätten sie sich geweigert, ihre Fingerabdrücke abzugeben.

Angespannte Situation in Grenzstadt
Ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, der sich zu dem Zeitpunkt an Ort und Stelle befand, erklärte, dass die Polizei zwischen 300 und 400 Flüchtlinge eingekreist hatte. Die Sicherheitskräfte konnten laut Hir TV das Gerangel stoppen. Die Situation sei aber nach wie vor angespannt, nachdem am Wochenende die Zahl der in Ungarn eingetroffenen Migranten kurzzeitig zurückgegangen war. Mazedonien hatte davor seine Grenze zu Serbien für einige Tage gesperrt, dann aber wieder geöffnet. Viele der Menschen, die zwischenzeitlich aufgehalten worden waren, kamen somit nun nach Ungarn.

Zwei Grenzzäune an ungarisch-serbischer Grenze
An der ungarisch-serbischen Grenze entstehen aufgrund von Zeitknappheit derzeit zwei Zäune. Der vom rechtskonservativen Premier Viktor Orban für den 31. August angekündigte Fertigstellungstermin für die 175 Kilometer lange und viereinhalb Meter hohe Grenzsperre kann offenbar nicht eingehalten werden. Deshalb wird aktuell ein 150 Zentimeter hohes Stacheldrahtgeflecht entlang der Grenze gezogen, das inzwischen weitgehend fertiggestellt sein soll. Dahinter wird die endgültige Grenzsperre gebaut, die im November fertig sein soll.

Flüchtlinge weichen über Bahngleise aus
Die Grenzzäune sollen die Flüchtlinge davon abhalten, nach Ungarn zu kommen. Viele Menschen - die meisten von ihnen syrische Bürgerkriegsflüchtlinge - nutzen neuerdings Bahngleise, die über die serbisch-ungarische Grenze führen und durch den Zaun nicht versperrt werden können. Andere überwinden die eineinhalb Meter hohe Stacheldrahtsperre, indem sie sie mit Decken oder Rucksäcken niederdrücken und übersteigen. Im Video unten sehen Sie Flüchtlinge, die entlang des Grenzzauns auf serbischer Seite marschieren und zum Teil durchgelassen werden.

Ungarn verschärft Grenzkontrollen weiter
Ungarn will die Grenzkontrollen angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen weiter verschärfen. Die Behörden kündigten am Mittwoch an, 2.100 Polizisten an die Grenze zu Serbien zu entsenden, um den Flüchtlingsandrang einzudämmen. Zudem plant die Regierung laut einem Medienbericht möglicherweise eine Änderung des Grundgesetzes, um das Heer gegen Migranten einsetzen zu können. Regierungssprecher Zoltan Kovacs erklärte laut dem Portal "Napi Gazdasag", die Südgrenze Ungarns solle nicht nur mit einem Grenzzaun, sondern auch durch Grenzjäger und mithilfe des Heeres geschützt werden. Zunächst sei jedoch unklar, welche Aufgabe den Soldaten im Grenzschutz zukämen.

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