Nach Dallas-Attentat

Obama fordert “rassenübergreifenden Respekt” ein

Ausland
13.07.2016 06:52

Eindringlicher Appell des US-Präsidenten an eine aufgewühlte Nation: Bei einer Trauerfeier für die von einem Attentäter getöteten fünf Polizisten von Dallas hat Barack Obama am Dienstag seine Landsleute aufgerufen, über die Rassengrenzen hinweg zusammenzustehen. Die US-Bürger müssten "der Verzweiflung entgegentreten" und sich als eine "amerikanische Familie" betrachten, in der "alle die gleiche Behandlung, alle den gleichen Respekt verdienen", sagte Obama.

Der Präsident ging in seiner Ansprache in der texanischen Millionenstadt nicht nur auf das dortige Attentat ein, sondern auch auf die jüngsten Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner: "Wir fragen uns, ob eine afroamerikanische Gemeinde, die sich unfair von der Polizei ins Visier genommen fühlt, und Polizeidienststellen, die sich unfair für die Erledigung ihrer Arbeit verleumdet fühlen, je ihre gegenseitigen Erfahrungen verstehen können."

"Sind nicht so gespalten wie es scheint"
Obama wies gleichzeitig den Eindruck zurück, das Land sei zerrissen: "Ich bin hier, um darauf zu bestehen, dass wir nicht so gespalten sind wie es scheint." In seiner eigenen Lebenszeit hätten sich die Beziehungen zwischen den Rassen "dramatisch verbessert". Während der ökumenischen Zeremonie wurden die fünf getöteten Polizisten auf symbolische Weise durch fünf leere Stühle geehrt, die mit gefalteten US-Fahnen und Polizeimützen dekoriert waren.

Die Beamten waren am Donnerstag während einer Demonstration gegen die tödlichen Polizeieinsätze an vorherigen Tagen von einem 25-jährigen afroamerikanischen Afghanistan-Veteranen aus dem Hinterhalt erschossen worden. Der Attentäter, der später von den Einsatzkräften in einer Parkgarage getötet wurde, schoss außerdem neun weitere Beamte sowie zwei Zivilisten an.

Obama schilderte das Verhalten von Beamten und Demonstranten nach den Schüssen als ermutigendes Beispiel rassenübergreifender Solidarität. Die Polizei habe teils mit der Hilfe von Demonstranten den Tod weiterer Menschen verhindert. "Es ging nicht um Schwarz oder Weiß. Jeder hat sich gegenseitig hoch- und weggeholfen."

"Das ist das Amerika, das ich kenne"
"Das ist das Amerika, das ich kenne", so Obama. Diese Worte wiederholte er während der rund 40-minütigen Ansprache refrainartig, um weitere Beispiele für den rassenübergreifenden Zusammenhalt hervorzuheben. Der Präsident führte unter anderem die Polizeireformen in Dallas selbst an, wo die Beschwerden über Polizeiübergriffe um 64 Prozent gesunken seien.

Obama hob aber auch hervor, dass gegenseitige Vorurteile fortbestünden. Keine Institution - auch nicht die Polizei - sei dagegen immun. Obwohl die meisten Beamten ihre Arbeit "fair und professionell" erledigten, müsse die "wachsende Verzweiflung" der afroamerikanischen Gemeinde über die von ihnen empfundene Ungleichbehandlung ernst genommen werden.

Zugleich warb Obama bei den Afromaerikanern um Verständnis für die "gefährliche Arbeit" der Polizei in einigen Gemeinden. Die Proteste gegen den Tod von zwei jungen Afroamerikanern in der vergangenen Woche in den Bundesstaaten Louisiana und Minnesota waren auch nach dem Anschlag von Dallas weitergegangen und teilweise in gewalttätige Unruhen ausgeschlagen.

Der Präsident gestand in seiner sehr persönlichen Rede ein, dass er sich der begrenzten Wirkung seiner Worte bewusst sei. Er sei "nicht naiv", im Laufe seiner Präsidentschaft habe er dafür "an zu vielen Trauerfeiern" teilgenommen.

Auch George W. Bush als Redner
Obamas Wahl zum ersten afroamerikanischen Präsidenten hatte vor acht Jahren die Hoffnung auf ein Ende der Rassengegensätze genährt. Im Laufe seiner mittlerweile siebeneinhalbjährigen Präsidentschaft wurde das Land jedoch durch eine Serie von tödlichen Polizeieinsätzen gegen Afroamerikaner, die dadurch entfachten Protesten sowie auch durch Gewalttaten gegen Polizisten aufgewühlt. Vor Obama hatte dessen Amtsvorgänger George W. Bush zu der Trauerversammlung gesprochen. Er appellierte an seine Landsleute, sich auf die "gemeinsamen Ideale" zu besinnen, die das Land zusammenhielten.

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