Nahost-Konflikt

Netanyahu: “Hamas will mehr zivile Opfer”

Ausland
22.07.2014 20:21
Die Spirale der Gewalt im Nahen Osten dreht sich auch am Dienstag unvermindert weiter. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat der im Gazastreifen herrschenden Hamas jetzt vorgeworfen, mehr Verluste unter der eigenen Bevölkerung anzustreben. "Sie wollen, ich wiederhole, wollen mehr zivile Opfer", sagte er bei einer Pressekonferenz mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon in Tel Aviv. Insgesamt wurden seit Beginn der "Operation Schutzlinie" vor mehr als zwei Wochen knapp 600 Palästinenser getötet. Auf israelischer Seite kamen bisher 27 Soldaten ums Leben.

"Israel tut, was jedes Land tun würde, wenn Terroristen Raketen auf seine Städte hageln lassen würde", sagte der Regierungschef. Hamas missbrauche Hilfslieferungen von Zement, um neue "Terror-Tunnel" nach Israel zu graben. Israel habe eine Waffenruhe akzeptiert, Hamas jedoch abgelehnt. "Wir haben diese Eskalation nicht gewählt."

UNO-Generalsekretär Ban bat die UN-Staaten um 115 Millionen Dollar für die Menschen im Gazastreifen. "Das ist nur für das Nötigste. Wir müssen alle alles tun, um das Leiden dieser Menschen zu lindern", sagte er auf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York, zu der er per Videokonferenz aus Ramallah zugeschaltet war. Nach seinen Angaben haben 100.000 Palästinenser Zuflucht in UN-Einrichtungen gesucht. Fast zwei Dutzend UN-Einrichtungen hätten aber wegen der Kämpfe geschlossen werden müssen.

"Ohne Rücksicht schlachtet Israel ganze Familien ab"
Riyad Manzu, der Vertreter der Palästinenser bei den UN, warf Israel beispiellose Härte vor. "Ohne Rücksicht schlachtet Israel ganze Familien ab. Die meisten Opfer sind Frauen und Kinder." Er las eine Reihe von Namen vor, bei denen es sich um Opfer des Konflikts handeln soll. Das jüngste war fünf Monate alt. "Unsere Krankenhäuser versinken im Blut der Unschuldigen."

Israels Vertreter David Roet wiederum zitierte "den großen deutschen Dichter und Staatsmann Goethe", nachdem die Dinge direkt vor Augen am schwersten zu erkennen seien. "Wenn wir uns auf der Welt umschauen wird klar, dass der Islamismus die größte Gefahr ist." IS (vormals ISIS; Anm.), Al-Kaida, Boko Haram, Hamas und Hisbollah kämpften gegen Demokratie und alles Moderne und stünden für Extremismus und Intoleranz, so Roet. Israel sei die einzige liberale Demokratie in der Region. "Wir stehen in vorderster Front. Den Kampf, den wir heute führen, könnte morgen schon der Rest der zivilisierten Welt führen müssen."

Rotes Kreuz: "80 Prozent der Todesopfer sind Zivilisten"
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief unterdessen die Konfliktparteien erneut auf, das "humanitäre Völkerrecht" zu beachten und "das Leben von Zivilsten zu schonen". "Wie bei vielen Konflikten sind die Zivilisten die Hauptleidtragenden", so Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. "Berichte über zivile Opfer und Schäden an zivilen Einrichtungen machen uns sehr betroffen. Die Sicherheit von Zivilisten ist unser größtes Anliegen", sagte Kerschbaum weiter. 80 Prozent der Todesopfer im Gazastreifen seien Zivilisten.

Kerry ruft zu sofortiger Waffenruhe in Gaza auf
Auch US-Außenminister John Kerry rief am Dienstag erneut zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf. Er appellierte in Kairo insbesondere an die Hamas, einer Waffenruhe mit Israel zuzustimmen. Hamas müsse eine grundlegende Entscheidung treffen, die erhebliche Auswirkungen auf die Menschen in Gaza habe, sagte Kerry. Mit dem ägyptischem Vorschlag für eine Waffenruhe gebe es einen Rahmen, mit dem die Gewalt beendet werden könne, so der oberste US-Diplomat. Die humanitäre Krise in Gaza werde von Tag zu Tag schlimmer, erklärte Kerry nach einem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen Samih Shukri.

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