Pakistanische Heldin

Mordanschlag auf 14-Jährige, die Taliban bekämpfte

Ausland
09.10.2012 14:06
Eine 14-jährige Schülerin, die mit ihrem Protest gegen die Dikatur der Taliban in ihrer Heimatregion in Pakistan landesweit bekannt wurde, ist am Dienstag Opfer eines heimtückischen Mordanschlags geworden. Bewaffnete Männer feuerten auf einen Schulbus und verletzten Malala Yousufzai sowie zwei ihrer Schulkolleginnen schwer. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Das Mädchen hatte letztes Jahr den erstmals verliehenen Friedenspreis Pakistans erhalten.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurde der Schulbus Dienstagmittag Ortszeit von mehreren bewaffneten Männern überfallen. Einem Bericht der BBC zufolge, für die Malala im Alter von elf Jahren ein "Tagebuch einer pakistanischen Schülerin" schrieb, habe ein "bärtiger Mann" das Fahrzeug angehalten, nach der 14-Jährigen gefragt und dann das Feuer eröffnet. Eine Kugel habe Malala in den Kopf getroffen, die zweite sei in die Schulter einer Schulfreundin eingedrungen und die dritte habe ein weiteres Mädchen am Bein verletzt.

Bilder aus Pakistan zeigten am Dienstag, wie die verletzte Schülerin von Sanitätern und Helfern auf einer Trage liegend zu einem Rettungshelikopter gebracht wird. Die 14-Jährige wurde ins Saidu-Sharif-Spital in ihrer Heimatstadt Mingora eingeliefert, nach Angaben der behandelnden Ärzte ist sie außer Lebensgefahr. Demnach drang die Kugel in den Kopf ein, verfehlte aber das Gehirn.

Ein Taliban-Sprecher erklärte, seine Organisation sei für den Angriff verantwortlich. "Sie ist ein westlich gesinntes Mädchen. Sie kritisiert uns immer. Wir werden jeden angreifen, der die Taliban kritisiert." Zudem hätte die Organisation das Mädchen und ihre Familie mehrfach gewarnt.

Taliban setzten Schulverbot für Mädchen durch
Die Taliban hatten von 2007 an mit Duldung der pakistanischen Regierung die Kontrolle über Malalas Heimatregion, das Swat-Tal im Nordwesten Pakistans, übernommen und installierten Schritt für Schritt ein Unterdrückungsregime, zu dem auch die Schließung von Schulen und ein Schulverbot für Mädchen gehörte. Malala beschrieb in ihrem Online-Tagebuch unter einem Pseudonym u.a. ihren letzten Schultag und schreckte auch nicht davor zurück, die Taliban dafür zu kritisieren, dass ihr die Bildungszukunft verbaut wird.

Ihr Protest gegen das Extremistenregime, das danach trachtete, eine mittelalterliche Gesellschaftsordnung zu etablieren, hielt so lange an, bis die pakistanische Regierung die Taliban aus dem Swat-Tal vertrieb. Bis dahin war Malala prakisch schon landesweit bekannt. Im Dezember 2011 wurde die damals 13-Jährige von der pakistanischen Regierung für ihren Einsatz um die Bildungschancen junger Mädchen in Pakistan geehrt. Bei der Entgegennahme des Friedenspreises erklärte die Schülerin stolz, sie wolle einmal Jus studieren und eine Partei gründen, die sich für eine Verbesserung des Bildungssystems einsetzt. Im selben Jahr war Malala auch für den Jugend-Friedensnobelpreis nominiert. Laut BBC hatte das Mädchen mehrmals Morddrohungen von Islamisten erhalten.

Pakistanischer Premier: "Sie ist für mich wie eine Tochter"
Pakistans Premierminister Raja Pervez Ashraf verurteilte das Attentat auf den Schulbus am Dienstag und zeigte sich tief betroffen. Er werde alles daran setzen, dass der Täter gefasst wird. "Wir müssen die Geisteshaltungen, die so etwas zulassen, bekämpfen. Malala ist für mich wie eine Tochter - und das sollte sie auch für euch sein. Wenn wir aber solche Denkweisen weiterhin zulassen, dann frage ich euch, wessen Tochter wird noch sicher sein?"

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, der Angriff auf Malala werfe ein Licht auf das "extrem gefährliche Klima" für Menschenrechtler im Nordwesten Pakistans. Besonders weibliche Aktivisten lebten unter der "stetigen Bedrohung durch die Taliban und andere militante Gruppen".

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