Nach 150 Tagen Haft

Milliardenzocker Kerviel mit Fußfessel wieder frei

Ausland
08.09.2014 11:18
Mit Finanzspekulationen bescherte Jerome Kerviel der französischen Großbank Societe General einen Milliardenverlust - und wurde dafür zu fünf Jahren Haft verurteilt. Jetzt ist der Skandalbanker nach rund 150 Tagen aus dem Gefängnis entlassen worden. Der Franzose darf den Rest seiner Strafe mit einer elektronischen Fußfessel in seiner Wohnung in Paris absitzen - diese aber unter der Woche tagsüber und am Wochenende ohne zeitliche Einschränkung verlassen.

Kerviel hatte vor sechs Jahren mit seinen Finanzspekulationen die Societe Generale fast in den Ruin getrieben. Von den dafür ausgefassten fünf Jahren Haftstrafe wurden bei seiner Verurteilung im Jahr 2010 zwei zur Bewährung ausgesetzt. Seine Haftstrafe trat der Ex-Banker Mitte Mai an, nachdem er 2008 bereits 41 Tage in Untersuchungshaft gesessen hatte.

"Ich bin superfroh, heute rauszukommen"
Nun durfte Kerviel die Haftanstalt in Fleury-Merogis im Süden von Paris am Montagmorgen in Begleitung seines Anwalts bereits wieder verlassen. Ihm sollte umgehend eine elektronische Fußfessel angelegt werden, die Bedingung für die vorzeitige Haftentlassung. "Ich bin superfroh, heute rauszukommen", sagte Kerviel zu wartenden Journalisten. "Ich will ein normales Leben führen."

Am Donnerstag hatte das Berufungsgericht von Paris einem Antrag von Kerviels Anwalt stattgegeben, den 37-Jährigen mit einer elektronischen Fußfessel aus der Haft zu entlassen. Kerviel muss unter der Woche die Nächte in seiner Wohnung verbringen, darf diese aber zwischen 7 Uhr und 20.30 Uhr verlassen. Am Wochenende gibt es keine Beschränkungen.

Neuer Job als Berater
Kerviel wird als Berater in einem Software-Beratungsunternehmen arbeiten. Die Fußfessel wird er voraussichtlich bis Juni 2015 tragen müssen. "Das ist immer noch besser, als in einer neun Quadratmeter großen Zelle eingesperrt zu sein", sagte der Ex-Banker am Montag nach seiner Entlassung.

Die juristischen Auseinandersetzungen um Kerviel sind indes noch lange nicht vorbei: Frankreichs Oberster Gerichtshof bestätigte zwar im März die Haftstrafe gegen den Banker, erklärte den gegen ihn verhängten Rekord-Schadenersatz von 4,9 Milliarden Euro aber für ungültig. Der Schadenersatz wird nun vor dem Berufungsgericht von Versailles bei Paris neu verhandelt. Kerviel bestreitet, dass er der Societe Generale mit seinen Finanzspekulationen einen Verlust in Milliardenhöhe bescherte.

Kerviel sieht sich als Opfer des Systems
Der Fall gilt als Symbol für die Auswüchse der Finanzwelt. Kerviel räumte zwar eine Teilschuld ein, stellte sich aber zugleich als Opfer des Systems dar. Unterstützung erhielt er von bekannten Linkspolitikern wie Jean-Luc Melenchon von der Linkspartei und Eva Joly von den Grünen.

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