Ägypter getötet

Militärrat in Kairo droht Libyen mit Eingriff der Armee

Ausland
22.02.2011 14:19
Das Blutvergießen in Libyen droht nun in einen militärischen Konflikt mit dem Nachbarland Ägypten auszuarten. Der in Kairo regierende Militärrat hat am Dienstag gedroht, schlimmstenfalls in Libyen "eingreifen zu müssen". Der Grund: Bei den Luftangriffen der Gadafi-Truppen auf Demonstranten dürften offenbar Dutzende Ägypter getötet worden sein.

In Libyen leben etwa zwei Millionen Ägypter. Viele von ihnen versuchen angeblich, Libyen zu verlassen und nach Ägypten zurückzukehren. Am Montag hatte es geheißen, dass Ägypten seine Truppen entlang der Grenze zu Libyen verstärkt habe.

Schon vor einigen Tagen, als es erste Berichte über Massaker in Libyen gab, boten die Ägypter Hilfe für Verletzte an. Doch Libyen hat die Grenze zu Ägypten geschlossen. Angeblich wurde inzwischen die Landebahn des Flughafens von Bengasi zerstört, sodass Flugzeuge dort nicht mehr landen können. Die Ägypten haben daraufhin nahe der Grenze ein großes Lazarett errichtet, um verletzten Libyern ärztliche Behandlung anzubieten, falls sie es schaffen, sich nach Ägypten durchzuschlagen.

Am Dienstag wurde es zunehmend schwieriger, Informationen über die Lage in Libyen zu erhalten. Alle Verbindungen mit dem Ausland wurden gekappt, sowohl die Satellitenverbindungen als auch die Handynetze innerhalb von Libyen. Jüngsten Berichten zufolge soll Machthaber Muammar al-Gadafi sich in eine von nur noch wenigen Rückzugsmöglichkeiten verschanzt haben (siehe Bericht "Gadafi hat sich nach bizarrer TV-Rede in Kaserne verschanzt" in der Infobox).

Spannungen zwischen Ägypten, Israel und dem Iran
Die Unruhen im Wüstenstaat bringen den gesamten Nahen Osten in Aufregung und verstärken die ohnehin bestehenden Konflikte zwischen den Staaten. Die palästinensische Führung hat Israel am Dienstag um eine Genehmigung gebeten, Palästinenser aus Libyen über die von Israel kontrollierte Grenze in das Westjordanland einreisen zu lassen. Zahlen wurden nicht genannt. Es wird geschätzt, dass sich etwa 20.000 Palästinenser in Libyen aufhalten. Eine Reaktion Israels wurde zunächst nicht bekannt.

Ägypten hat - abgesehen vom Volksaufstand im eigenen Land - mit mehreren politisch brenzligen Situation zu kämpfen. Die Militärspitze konnte am Dienstag die Durchfahrt von zwei iranischen Kriegsschiffen durch den Suezkanal trotz Protesten und Eingaben der Amerikaner wie der Israelis nicht verhindern. Die Fregatte und ein Versorgungsschiff der iranischen Marine fuhren Dienstag früh in den Kanal auf dem Weg ins Mittelmeer zur syrischen Hafenstadt Latakia ein. Der Suezkanal ist ein internationaler Wasserweg. Deshalb kann Ägypten dem Iran die Passage der Kriegsschiffe nicht verwehren.

Haben Iraner ägyptische Pipeline gesprengt?
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hatte schon in der vergangenen Woche die Einfahrt von iranischen Kriegsschiffen ins Mittelmeer als "Provokation" verurteilt. Vizepremier Silvan Shalom sagte bei einem Kongress zu erneuerbaren Energien, dass der Iran symbolisch demonstrieren wolle, wer heute im Nahen Osten das Sagen habe. Weiters behauptete er, dass vom Iran ausgeschickte Terroristen die Gasleitungen bei El Arish im Norden der Sinaihalbinsel vor zwei Wochen gesprengt hätten. Getroffen wurde das Rohr für Naturgas nach Jordanien, aber aus Sicherheitsgründen musste auch die Gasversorgung von Ägypten nach Israel unterbrochen werden. Die Gaslieferungen wurden bis heute nicht erneuert. Shalom forderte von der Regierung, die Energieversorgung Israels auf eine breitere Basis zu stellen, um nicht von Ägypten abhängig zu sein.

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