Umstrittenes Urteil

Mastermind der Mumbai-Anschläge hingerichtet

Ausland
30.07.2015 07:01
Mehr als 22 Jahre nach den blutigen Bombenanschlägen in Mumbai ist einer der Verantwortlichen in Indien hingerichtet worden. Yakub Memon wurde nach offiziellen Angaben am Donnerstag in einem Gefängnis im Bundesstaat Maharashtra gehängt. Kurz zuvor war ein letztes Gnadengesuch abgelehnt worden. Das Todesurteil war umstritten.

Er war der einzige von elf Verurteilten, dessen Todesstrafe im Zusammenhang mit der schwersten Anschlagsserie in der Geschichte des Landes aufrechtgehalten wurde. Die Bombenattentate hatten sich unter anderem gegen die Börse in Mumbai, die Niederlassung von Air india und ein Luxushotel gerichtet. 257 Menschen wurden damals getötet. Für die Taten wurden Mitglieder der muslimischen Minderheit verantwortlich gemacht. Die mutmaßlichen Hauptverantwortlichen für die Attacken wurden bisher nicht gefasst.

Indische Gesellschaft wegen Urteil gespalten
Memon soll die Anschläge am 12. März 1993 mitgeplant und finanziert haben. Er hatte eine Beteiligung dementiert, das gegen ihn verhängte Todesurteil spaltet die indische Gesellschaft. Menschenrechtsaktivisten wandten sich gegen Memons Hinrichtung. Auch der frühere Richter an Indiens Oberstem Gericht, Harjit Singh Bedi, rief das Tribunal auf anzuerkennen, dass der Mann mit den Ermittlern zusammengearbeitet und freiwillig aus Pakistan nach Indien zurückgekehrt sei.

Kurz vor den Anschlägen war Memons Familie nach Dubai gereist, später floh sie nach Pakistan. 1994 kehrte sie nach Indien zurück. Acht Familienmitglieder wurden festgenommen. Memons Vater starb während des langen Verfahrens, drei Verwandte wurden freigesprochen und drei andere schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Memon wurde 2006 mit zwei seiner Brüder von einem Sondergericht verurteilt, das auf Grundlage einer umstrittenen Anti-Terror-Gesetzgebung agierte, die nach den Anschlägen in Mumbai beschlossen worden war.

400 Menschen in Todeszellen indischer Gefängnisse
In Todeszellen indischer Gefängnisse sitzen derzeit rund 400 Menschen. Die Strafe wird nur noch sehr selten vollstreckt. Staatschef Pranab Mukherjee wies in den vergangenen drei Jahren aber eine Reihe von Gnadengesuchen ab und beendete damit ein achtjähriges de-facto-Moratorium der Todesstrafe. Alle drei in den vergangenen zehn Jahren in Indien Hingerichteten waren wegen Terrorismus verurteilt worden: der Pakistaner Ajmal Kasab, einer der Attentäter von Mumbai 2008, der Kaschmirer Mohammad Afzal Guru, der in den Sturm auf das indische Parlament 2001 verwickelt gewesen sein soll, und der nun hingerichtete Memon.

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