Abgeschossener Jet

MH17: Glück und Tragödie nur ein Ticket entfernt

Ausland
18.07.2014 18:00
Glück und menschliche Tragödien liegen in solchen Augenblicken nur ein Flugticket voneinander entfernt: Während 298 Menschen an Bord von Flug MH17 gestorben sind, entgingen einige andere nur durch Zufall der Katastrophe in der Ostukraine. Entweder weil sie zu spät dran waren, es keine Tickets mehr gegeben hatte oder weil sie sich wegen des Ticketpreises anders entschieden und umgebucht hatten.

Mindestens zwei Familien und der niederländische Radprofi Maarten de Jonge können bei all der Trauer um die 298 Toten ihr eigenes Glück kaum fassen. So wollte Barry Sim unbedingt mit der Unglücksmaschine von Amsterdam nach Kuala Lumpur fliegen, für die seine Frau Nour Azaani und sein drei Monate altes Baby bereits Tickets hatten. "Ich habe also mein Reisebüro gebeten, mich auf denselben Flug wie meine Familie zu buchen", erzählte Barry der niederländischen Zeitung "Algemeen Dagblad".

Aber für den Flug MH17 am Mittag gab es keinen Platz mehr und also buchte er sich auf den Abendflug ein - und die Tickets für seine Frau und sein Baby ebenfalls um: "Wir wollten nicht getrennt reisen." Seine Gedanken sind jetzt bei den Familien der vielen Opfer, auch wenn er selbst "erleichtert" ist und sich "gesegnet" fühlt, dass er und seine Familie nicht an Bord von MH17 waren.

Radprofi: Geiz rettete sein Leben
Auch der 29-jährige Radprofi Maarten de Jonge entging knapp der Katastrophe: "Im letzten Moment habe ich beschlossen, einen Flug am Sonntag zu nehmen, weil er 300 Euro billiger war. Es gab nur noch einen freien Platz, den ich sofort reserviert habe", berichtete er in verschiedenen niederländischen Medien. "Es hat mir also das Leben gerettet, dass ich Geld sparen wollte." Sein Glück ist schier unfassbar, denn er wäre auch schon beinahe in der verschwundenen Maschine des Fluges MH370 gesessen.

Auch im März Flug kurzfristig umgebucht
Für ein Profi-Team aus Malaysia nimmt er an Wettkämpfen in Asien teil. Am 8. März saß er demnach am Flughafen von Kuala Lumpur, als die Malaysia Airlines abflog. Das Flugzeug verunglückte, wurde aber bisher noch nicht gefunden. Auch damals buchte der Niederländer nach eigenen Angaben erst kurzfristig um. Am Sonntag will der Radrennfahrer trotzdem nach Kuala Lumpur fliegen. Angst hat er nicht. "Ich habe jetzt zweimal Glück gehabt, ein drittes Mal geht es auch gut," sagte er dem "Algemeen Dagblad".

Eine andere Familie, die über Kuala Lumpur zu einer Beerdigung nach Australien reisen wollte, kam zu spät zum Flughafen, um noch Tickets für Flug MH17 kaufen zu können. "Es ist ein bisschen unwirklich", sagte die Frau, mit einem kleinen Mädchen mit blonden Locken im Arm, dem Lokalfernsehsender AT5. "Ich kann es kaum glauben."

Familie verlor bei beiden Malaysia-Unglücken Mitglieder
Aber auch den umgekehrten und damit umso tragischeren Fall gibt es. So verlor laut australischen Medien eine Großfamilie aus Melbourne geliebte Angehörige bei beiden Flugkatastrophen. Nachdem ein Ehepaar aus der Familie mit Flug MH370 verschwand, starben nun zwei weitere Familienmitglieder in der Ostukraine. "Niemand konnte das jetzt vorhersagen, und nichts ist beim ersten Fall nachgewiesen", sagte Greg Burrows, dessen Bruder und Schwägerin an Bord von Flug MH370 war gegenüber dem Nachrichtensender ABC News. "Wir warten noch auf Antworten zum ersten Fall."

Malaysia-Stewardess: "Werde Uniform bald ablegen"
Während Burrows versicherte, er nehme Malaysia Airlines nichts übel, ist die Stimmung bei anderen Angehörigen in Malaysia oder China anders. So wie bei der malaysischen Stewardess Intan Maizura Othman, die ihren Mann, der ebenfalls Flugbegleiter war, durch MH370 verlor. Zwei Monate nach dieser Tragödie brachte sie ihr gemeinsames Kind zur Welt. Ihre Tränen würden immer noch für ihren Mann fließen - und jetzt auch für ihre Arbeitskollegen und Freunde von Flug MH17, schrieb sie auf Twitter. "Wie soll ich weiterhin fliegen? Ich denke, ich werde meine Uniform sehr bald ablegen."

Ministerium: Keine Österreicher unter den Opfern
Unterdessen sind bereits 181 Leichen an der Absturzstelle geborgen worden. Am Freitagvormittag wurden weitere Details zur Nationalität der insgesamt 298 Opfer bekannt. Nach Angaben des malaysischen Transportministers Liow Tiong Lai kamen 189 Niederländer ums Leben. Zudem starben demnach 44 Malaysier, 27 Australier, 12 Indonesier, 9 Menschen aus Großbritannien, 4 Deutsche, 4 Belgier, 3 Philippiner, ein Kanadier und ein Neuseeländer. Noch sei nicht bei allen Getöteten die Nationalität festgestellt worden, sagte der malaysische Minister.

Das Außenministerium in Wien erklärte am frühen Freitagabend, dass sich keine österreichischen Staatsbürger an Bord des Fluges befunden haben. "Wir können bestätigen, dass kein österreichischer Staatsbürger auf dem Flug eingecheckt war", sagte ein Sprecher des Ministeriums.

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