98 Leichen fehlen

Separatisten übergaben nur 200 Leichen

Ausland
23.07.2014 18:09
Während am Mittwoch die ersten Särge mit Opfern des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine in den Niederlanden angekommen sind, herrschte Unklarheit über den Verbleib zahlreicher Opfer. Denn offenbar haben die prorussischen Rebellen noch nicht alle Leichen übergeben. 98 Leichen würden fehlen, hieß es seitens des Forensikerteams.

Die Niederlande übernahmen am Dienstag auf Bitten der Ukraine offiziell die Leitung der internationalen Untersuchung zur Absturzursache von Flug MH17 der Malaysia Airlines. Die genauen Umstände sind auch gut eine Woche nach der Katastrophe noch unklar.

Sterbliche Überreste von 98 Menschen fehlen
Während die Niederländer trauerten, herrschte Unklarheit über die Zahl der übergebenen Leichen. Prorussischen Rebellen war schon direkt nach dem mutmaßichen Abschuss der Maschine vorgeworfen worden, nicht sorgsam mit den Toten umzugehen. Sie hätten diese teils tagelang bei schwüler Hitze im Freien liegen lassen sowie Leichenteile achtlos in schwarzen Säcken verstaut und an unbekannte Orte gebracht, hieß es, was schon vor einigen Tagen die Angst schürte, die sterblichen Überreste einiger Passagiere könnten spurlos verschwinden.

Dies scheint sich nun zu bestätigen. Am Dienstag erklärte Jan Tuinder (Bild), Chef des Forensikteams, das derzeit in der Ukraine die Leichen aus einem Kühlzug untersucht: "So weit wir in diesem Moment wissen, sprechen wir über 200 Opfer, was heißt, dass vermutlich sterbliche Überreste in dem Gebiet sind, wo das Unglück stattfand." Das stehe zwar noch nicht fest, so Tuinder, doch es handle sich sicher um 200 Tote. Er widersprach damit dezidiert den Angaben der ukrainischen Regierung, wonach 282 Tote und 87 Leichenteile weiterer 16 Opfer übergeben worden seien.

Ob die fehlenden Toten noch gefunden werden, ist fraglich. Das Suchgebiet ist laut Tuinder 14 Kilometer lang und es wurde nicht, wie sonst international üblich, abgesperrt und gründlich von Experten abgesucht. Stattdessen seien viele Stellen von Hunderten hilfsbereiten Anwohnern genau wie Gepäck durchwühlenden
Separatisten regelrecht plattgetrampelt worden, so Experten.

Separatisten trafen Maschine laut USA versehentlich
Wie US-Geheimdienstler laut Medienberichten vom Dienstagabend sagten, trafen prorussische Separatisten die Malaysia-Airlines-Maschine mit 298 Menschen an Bord nach bisherigen Erkenntnissen mit einer Boden-Luft-Rakete vom Typ SA-11. Die Rebellen hätten aber wahrscheinlich nicht beabsichtigt, die Boeing 777-200 abzuschießen.

Auch eine russische Mitwirkung ließe sich demnach derzeit nicht bestätigen. Der stellvertretende US-Sicherheitsberater Ben Rhodes sagte dem TV-Sender CNN, die USA untersuchten weiterhin eingehend, ob es eine "direkte Verbindung" zu Russland gebe. Unabhängig davon trage Moskau eine Verantwortung, weil es die Separatisten mit Material und Training unterstütze und die instabile Situation in der Ukraine mitverursacht habe. Auch nach dem Flugzeugunglück habe Russland die Hilfe nicht eingestellt. Separatistenführer Alexander Borodaj hatte zuvor erneut bestritten, dass Aufständische das Flugzeug abgeschossen hätten.

Ein Kühlzug mit den sterblichen Überresten der Passagiere und Besatzungsmitglieder war am Dienstag in der ostukrainischen Stadt Charkow eingetroffen, die von der Regierung in Kiew kontrolliert wird. Nach einer ersten Untersuchung sollen die Opfer gruppenweise nach Eindhoven unweit der deutschen Grenze ausgeflogen und dann in einer Kaserne nahe Amsterdam identifiziert werden.

Kiew startet Teilmobilmachung gegen Separatisten
Indes beschloss die Ukraine zur Lösung des blutigen Konflikts im Osten des Landes eine Teilmobilmachung. Präsident Petro Poroschenko begründete die vom Parlament unterstützte Maßnahme damit, dass die nationale Unabhängigkeit gesichert werden müsse. Mit den zusätzlichen Kräften will Poroschenko härter gegen die Separatisten vorgehen. Der russische Präsident Wladimir Putin wiederum verlangte von Kiew eine Feuerpause, solange in der Ostukraine nach der Absturzursache gesucht wird. Bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates in Moskau sagte Putin, Russland versuche auf die Separatisten einzuwirken, damit diese eine vollständige Aufklärung des Vorfalls ermöglichen.

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