Nach Schmutzkampagne

London: Khan wirft Konservativen “Trump-Stil” vor

Ausland
08.05.2016 14:29

Frisch vereidigt hat Londons neuer Bürgermeister Sadiq Khan den gesellschaftlichen Zusammenhalt beschworen. Der Labour-Politiker, erster Muslim auf dem Posten, warf den Konservativen am Sonntag vor, mit einer Schmutzkampagne im Wahlkampf die Spaltung der Gesellschaft riskiert zu haben. Die Tories hätten "Donald Trumps Drehbuch" verwendet, schrieb Khan in einem Zeitungsbeitrag in Anspielung auf den voraussichtlichen republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten, der bereits mehrfach Minderheiten attackiert hatte.

Laut Khan hätten die Konservativen durch Verbreitung von "Furcht und Unterstellungen" versucht, "unterschiedliche ethnische und religiöse Gruppen gegeneinander aufzubringen" - einiges davon entstamme "direkt dem Drehbuch von Donald Trump". Trump hatte im US-Vorwahlkampf nach einem islamistischen Anschlag auf eine Weihnachtsfeier in Kalifornien Anfang Dezember etwa ein Einreiseverbot für Muslime gefordert. Zu Khans ersten Gratulanten im Kurzmitteilungsdienst Twitter hatte am Samstag auch Hillary Clinton, de facto Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten und Trump-Widersacherin, gehört.

Interreligiöse Feier statt traditionellem Gottesdienst
Khan hatte bei seiner Vereidigung am Samstag angekündigt, Bürgermeister "für alle Londoner" sein zu wollen. Für die Zeremonie brach er demonstrativ mit den Gepflogenheiten und ersetzte den traditionellen Gottesdienst zur Amtseinführung in der Southwark Cathedral durch eine interreligiöse Feier. Er hoffe darauf, dass sein Wahlerfolg junge Menschen, Muslime und Angehörige anderer Minderheiten ermutige, "sich in der Zivilgesellschaft und der Politik zu engagieren", erklärte Khan nach seiner Vereidigung am Samstag.

Der 45-jährige Labour-Politiker, Sohn eines Einwanderers aus Pakistan, hatte bei der Wahl deutlich über den konservativen Kandidaten Zac Goldsmith triumphiert. Laut Endergebnis erhielt er rund 57 Prozent der Stimmen. Bereits in seiner Dankesrede in der Nacht auf Samstag hatte Khan Bezug auf den mit harten Bandagen geführten Wahlkampf genommen. "London hat für die Hoffnung und gegen die Furcht, für die Einheit und gegen die Spaltung gestimmt", sagte er.

Ex-Tory-Ministerin unterstützt Khan
Unterstützung erhielt Khan auch aus den Reihen der Konservativen. Sayeeda Warsi, frühere Tory-Ministerin und wie Khan Kind eines pakistanischstämmigen Busfahrers, begrüßte den Sieg des Labour-Mannes und äußerte sich beschämt über die "entsetzliche" Wahlkampagne, die ihre Partei letztlich "Sieg, Ansehen und Glaubwürdigkeit in Fragen von Rasse und Religion gekostet" habe. Der ehemalige Berater von Premier David Cameron, Steve Hilton, sagte, die Goldsmith-Kampagne habe das "hässliche" Gesicht der Partei wieder hervorgeholt.

Dagegen rechtfertigte Verteidigungsminister Michael Fallon in der BBC den Wahlkampfkurs, in dem die Tories Khans Tätigkeit als Menschenrechtsanwalt instrumentalisiert hatten. So hatte Khan etwa 2001 den umstrittenen Nation of Islam-Führer Louis Farrakhan verteidigt. Und Cameron hatte dem Anwalt vorgeworfen, mehrmals an der Seite des Predigers Suleiman Ghani aufgetaucht zu sein, der den IS unterstütze. Khan hatte sich jedoch stets von deren Ansichten distanziert. Fallon sagte, die sich daraus ergebenden Fragen an Khan seien dennoch legitim gewesen.

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