Junger Beamter tot

Kroatien: Polizist wegen Korruption in den Tod gemobbt?

Ausland
28.01.2013 16:23
Ein knappes halbes Jahr vor dem geplanten EU-Beitritt Kroatiens ist der Polizeiapparat des Adria-Landes mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Ein Blogger behauptet, ein 27-jähriger Polizist, der Korruptionsfälle in seiner Institution aufgezeichnet habe, sei in den Tod getrieben worden. Der Mann wurde in der vergangenen Woche erschossen aufgefunden. Brisante Dokumente sollen verschwunden sein.

Der kroatische Polizist Dino Molnar soll von seinen Kollegen in den Tod gemobbt worden sein. Diese massiven Anschuldigungen erhebt ein anonymer Blogger auf der Seite kroatienistbankrott.wordpress.com. Laut Angaben des Bloggers wurde Molnar am 21. Jänner erschossen in seinem Auto gefunden - wenige Kilometer von seinem Heimatort Dekanovec an der slowenischen Grenze entfernt. Der 27-Jährige soll zuvor mit belastenden Unterlagen und einem USB-Stick das Haus seiner Eltern verlassen haben. Was mit den Dokumenten und dem Speichermedium passiert sei, sei unklar, heißt es in dem Blog weiter.

Molnar soll in den vergangenen Monaten Korruptionsfälle in der kroatischen Polizei gesammelt haben. Am Heiligen Abend habe er die Dokumente – insgesamt 20 A4-Seiten – ans Innenministerium in Zagreb geschickt. Innenminister Ranko Ostojic habe daraufhin ein Ermittlungsverfahren gegen den jungen Beamten eingeleitet. Die Anzeige sei ausgerechnet an jene lokale Polizeibehörde "zur weiteren Bearbeitung" weitergeleitet worden, die der Polizist zuvor wegen Korruption und Mobbings angezeigt habe. Molnars Vorwürfe seien laut dem Blog nicht weiter verfolgt worden.

Blogger erhebt Mafiavorwürfe
Die Vorwürfe des Bloggers gegen den kroatischen Sicherheitsapparat greifen tief. Lokale Kriminelle und Mafiagrößen würden von der kroatischen Polizei gedeckt, Strafen storniert, Ermittlungen behindert, Daten aus der Polizeidatenbank gestohlen und Beweise vernichtet. Das Gesetz stehe "auf der Seite der Reichen und Mächtigen, und die Menschen, die sich gegen diesen Sumpf der Korruption auflehnen, kommen unter die Räder". Die Regierung in Zagreb decke diese Machenschaften.

Auch an der offiziellen Version des Todes von Molnar hat der Blogger Zweifel. Die Behörden gehen von Selbstmord aus, die lokale Bevölkerung glaube dieser Version laut den Angaben aber nicht. Die Schusswunde mitten auf der Stirn sei für einen Suizid ungewöhnlich, auch die Begleitumstände seien alarmierend. Molnar habe sein Elternhaus am Nachmittag des 20. Jänner mit zwei Reisetaschen verlassen. In einer sei eine Polizeiuniform gewesen, in der anderen belastende Dokumente. Am Tag danach sei seine Leiche gefunden worden, die Unterlagen seien jedoch verschwunden gewesen.

Zeitung bestätigt Angaben
Die kroatische Zeitung "Vecernji List" griff die Geschichte auf. Sie bestätigte, dass Molnar vor seinem Tod eine Anzeige wegen Korruption und Mobbings gegen seine Kollegen am Posten der Kleinstadt Mursko Sredisce eingebracht hatte. Der Bruder des Toten schilderte, wie Molnar das Haus mit den Unterlagen und dem USB-Stick verlassen habe und dass die Dokumente von der Polizei beschlagnahmt worden seien.

Die Polizeigewerkschaft hält die Korruptionsvorwürfe, die Molnar zu seiner Anzeige geführt hatten, für realistisch. Gewerkschaftspräsident Dubravko Jagic fordert laut dem Zeitungsbericht vom kroatischen Innenministerium die Einrichtung einer Untersuchungskommission. Der Betreiber der Wordpress-Seite sieht den Fall des jungen Polizisten als Beweis für Kroatiens mangelnde EU-Reife.

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