"Eine Invasion"

Kiew: 2.000 russische Soldaten auf Krim gelandet

Ausland
28.02.2014 22:56
Kiew und Moskau bleiben auf einem gefährlichen Konfrontationskurs um die ukrainische Halbinsel Krim. Dort sind am Freitagabend nach ukrainischen Angaben etwa 2.000 russische Soldaten auf einer Militärbasis nahe der Regionalhauptstadt Simferopol gelandet. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es jedoch nicht. Fast 60 Prozent der Krim-Bevölkerung sind ethnische Russen (Bild). Übergangspräsident Alexander Turtschinow rief Russlands Staatschef Wladimir Putin auf, umgehend die "militärischen Provokationen" und die "nackte Aggression gegen die Ukraine" zu stoppen.

"Erst provoziert man einen Konflikt, dann annektiert man das Gebiet", sagte Turtschinow im Fernsehen. "Russland hat Truppen auf die Krim geschickt und nicht nur das Parlament und den Regierungssitz der Krim besetzt, sondern es versucht auch, die Kommunikationsmittel unter Kontrolle zu bringen." Russland müsse diese Provokation umgehend stoppen, seine Truppen zurückziehen und sich an das Abkommen von 1997 halten, das die russische Militärpräsenz auf der Krim regelt. Turtschinow warf Moskau vor, auf der Krim ähnlich vorzugehen wie 2008 mit der abtrünnigen georgischen Region Abchasien. Damals sei ein militärischer Konflikt initiiert worden, um in der Folge die Region zu annektieren, so der Übergangspräsident.

Vorwurf der "bewaffneten Invasion"
Der Sondergesandte der ukrainischen Präsidentschaft auf der Krim, Sergej Kunizyn, sprach am Freitagabend im Fernsehen von einer "bewaffneten Invasion". Demnach landeten 13 russische Flugzeuge mit jeweils 150 Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Gwardeiskoje in der Nähe der Hauptstadt der autonomen Teilrepublik. Der Luftraum sei daraufhin geschlossen worden, sagte Kunizyn. Mehrere zivile Flüge nach Simferopol wurden gestrichen. Die Sperre des Luftraums über der Hauptstadt Simferopol gelte zunächst bis Samstagabend, teilte eine Flughafenmitarbeiterin mit. Medien zufolge brachen Internet- und Telefonverbindungen des Anbieters Ukrtelecom zusammen.

Protest gegen "Verletzung des Luftraums"
Kurz zuvor hatte das ukrainische Außenministerium erklärt, offiziell Protest gegen die "Verletzung des Luftraums" der Ukraine durch Russland eingelegt zu haben. In einer Erklärung forderte das Ministerium am Freitagabend den "sofortigen Rückzug" der Soldaten auf ihre Stützpunkte. Demnach waren mindestens zehn Helikopter in den ukrainischen Luftraum eingedrungen, obwohl nur drei auf russische Anfrage eine Überflugerlaubnis erhalten hatten.

Augenzeugen berichteten am Abend von gepanzerten Fahrzeugen auf der Straße von Sewastopol nach Simferopol sowie von der Landung mehrerer Transportflugzeuge auf einem Militärflughafen bei Simferopol. In Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. Laut einem Abkommen von 1997 hat die russische Armee das Recht zur Nutzung des Marinestützpunkts. Es war am Abend unklar, wie weit sich die Truppen auch außerhalb des Stützpunktes bewegen dürfen.

Flughäfen kurzzeitig von Bewaffneten besetzt
Bereits in der Früh hatten auf der Krim mit modernen Schnellfeuergewehren bewaffnete Männer in einheitlichen Uniformen ohne Erkennungszeichen den Flughafen von Simferopol und den Militärflughafen von Sewastopol besetzt. Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow warf der russischen Armee ebenso wie der Sondergesandte Kunizyn eine "bewaffnete Invasion" vor. Demnach handelte es sich eindeutig um russische Soldaten. Vertreter Russlands wiesen jedoch jegliche Verantwortung zurück (siehe Infobox).

EU fordert Achtung der "territorialen Integrität"
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso rief zur Achtung der "territorialen Integrität" auf. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte in einem Telefonat mit Putin "Zurückhaltung" auf der Krim. Schwedens Außenminister Carl Bildt appellierte am Abend an Russland, sofort seine Truppen auf der Krim auf ihre normalen Stützpunkte zurückzuziehen. "Simferopol liegt eindeutig außerhalb dieser Zone", schrieb er via Twitter.

Angst auf der Krim nach Machtwechsel in Kiew
Der Machtwechsel in Kiew hat auf der Krim Unmut und Angst ausgelöst. Der in der ukrainischen Hauptstadt von den Regierungsgegnern erkämpfte Rückzug von Präsident Viktor Janukowitsch gilt auf der Halbinsel im Schwarzen Meer und in Moskau als illegitim. "Russland, Russland!" riefen Tausende Menschen vor dem am Donnerstag besetzten Regionalparlament, das für den 25. Mai ein Referendum über den künftigen Status der autonomen Republik ansetzte. An diesem Tag wird in der Ukraine auch ein neuer Präsident gewählt.

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