In TV-Interview

Kapitän: “Fähre ist sicherstes Transportmittel”

Ausland
22.04.2014 12:10
Während die Suche nach weiteren Vermissten nach dem Fährunglück vor der Küste Südkoreas weitergeht - bisher wurden 108 Tote bestätigt -, haben südkoreanische Medien ein TV-Interview des Kapitäns ausgegraben, das für Angehörige der Verunglückten an Hohn nicht zu überbieten ist. Unglückskapitän Lee Joong Seok preist in diesem Fähren als sicherstes Transportmittel, solange die Passagiere "den Anweisungen der Crew folgen". Kritiker werfen aber Lee und seiner Crew vor, dass gerade ihr Handeln so viele Menschenleben gefordert habe.

Das Fernsehinterview wurde 2010 auf derselben Strecke zwischen Inchion und Jeju gedreht, wo sich das Unglück am vergangenen Mittwoch ereignete. Lee selbst rechtfertigte sich nach dem Unfall. Nach einer Vorführung vor Gericht sagte er, er habe angesichts der starken Strömung die Evakuierungsanordnung hinausgezögert. Die Verantwortung für die Katastrophe übernahm er nicht.

Präsidentin wirft Kapitän "Mord" vor
Dem seit Samstag inhaftierten Kapitän droht jetzt eine Anklage wegen Fahrlässigkeit und Verstößen gegen die Dienstpflichten. Selbst Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye bezeichnete das Agieren des Kapitän als "mörderisches Handeln". Dabei ist der 68 Jahre alte Lee ein Seemann mit 40-jähriger Berufserfahrung. Bekannt ist, dass er an dem verhängnisvollen Tag des Untergangs für den eigentlichen Kapitän der "Sewol" eingesprungen war. Den gefährlichen Streckenabschnitt, auf dem sich das Unglück ereignete, soll er aber schon mehrmals befahren haben.

Kapitän dachte nach jedem Sturm ans Aufhören
In einem weiteren Interview beschrieb Lee aber durchaus seine Ängste. "Ich hatte schon auf Schiffen gearbeitet, als ich Mitte 20 war", sagte er vor vier Jahren in einem Interview, das jetzt eine Zeitung ausgegraben hat. Nach jedem Sturm habe er ans Aufhören gedacht, sagte er demnach. Doch jedes Mal habe sich Lee, der in Medien bereits mit dem italienischen Unglückskapitän Francesco Schettino verglichen wird, sich wieder aufs Wasser getraut. Außerdem gab Lee in dem Interview 2004 zu, bereits einmal mit einem Schiff gekentert zu sein.

Am Dienstag wurden weitere Leichen aus dem Wrack geborgen. Mittlerweile wurden 108 Todesopfer bestätigt. Noch immer gelten rund 200 der ursprünglich 476 Insassen als vermisst. Bei den Tauchgängen wurden im Wrack bisher keine Überlebenden aufgespürt. Bei der Suche werden auch Tauchroboter eingesetzt.

Offizier nach Selbstmordversuch verhaftet
Unterdessen hat sich die Zahl der verhafteten Personen auf acht erhöht. Am Dienstag wurde ein weiteres Mitglied der Besatzung in Polizeigewahrsam genommen. Laut der Agentur Yonhap handelt es sich beim Verhafteten um einen Offizier, der am Montag einen Selbstmordversuch überlebt hat.

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