Nationalist fordert:

“Jeder Ukrainer soll Schusswaffe tragen dürfen”

Ausland
24.04.2014 14:07
Dmitro Jarosch ist Präsidentschaftskandidat und Führer des ultranationalistischen Rechten Sektors (Prawy Sektor) in der Ukraine. Seine paramilitärische Gruppe trug wesentlich zur Eskalation der Proteste auf dem Maidan in Kiew bei. Wegen ihres massiven Drucks musste Präsident Viktor Janukowitsch abdanken. Nun hat Jarosch mit einer weiteren Forderung nicht gerade für Entspannung in seinem Land gesorgt: "Jeder Ukrainer soll eine Waffe tragen dürfen", meinte er in einem Interview mit "Spiegel Online".

"Wir sind eine Kosaken-Nation. Ein Kosake ist ein freier, bewaffneter Mann. Nur so können wir uns zur Wehr setzen gegen die Willkür der Staatsmacht und Russland. Putin kann unsere Armee leicht zerschlagen. Das bewaffnete Volk aber wird er nie besiegen", tönte der 52-Jährige, der sich laut eigenen Angaben bereits auf einen Einmarsch russischer Truppen im Osten vorbereitet, gegenüber dem deutschen Nachrichtenmagazin.

"Ukraine soll nie wieder politischer Spielball sein"
Angesprochen auf das Ziel, das seine Bewegung nach dem Sturz der alten Regierung verfolgt, erklärte Jarosch, er wolle einen "starken Staat". "Die Ukraine soll nie mehr geopolitischer Spielball sein. Unsere Revolution wird erst dann vollendet sein, wenn wir den Staat vollständig erneuert haben. Das oligarchisch-korrupte System ist nur geschwächt, aber noch nicht zerstört."

"Der deutsche Nationalsozialismus ist unser Feind"
Als paramilitärisch will der Gründer des Rechten Sektors diesen nicht sehen, auch nicht als antisemitisch oder neonazistisch. "Hitler hat so viel Blut meines Volkes vergossen, ich kann ihm nichts Positives abgewinnen. Der deutsche Nationalsozialismus ist für ukrainische Nationalisten ein Feind", stellte Jarosch klar.

Die Partei Prawy Sektor steht sogar rechts von der an der Übergangsregierung in Kiew beteiligten ultranationalistischen Partei Swoboda (Freiheit) und sieht sich - auch wenn Jarosch dies im Interview verneint - durchaus in der Tradition ukrainischer Nazi-Kollaborateure während des Zweiten Weltkriegs, die für Massenmorde an Juden verantwortlich waren.

Viele Barrikadenkämpfer besonders aus dem Westen des Landes sehen den einstigen Separatistenführer Stepan Bandera als ihr Vorbild. Bandera (1909 bis 1959) hatte zeitweise mit den Nazis kollaboriert. Er wurde aber 1941 von den Deutschen ins Konzentrationslager Sachsenhausen gesteckt, in dem auch der ehemalige österreichische Kanzler Kurt Schuschnigg festgehalten wurde. Im Herbst 1946 flüchtete Bandera über Österreich nach München. Agenten des KGB töteten ihn am 15. Oktober 1959.

Russland ist der aktuelle Feind
Der aktuelle Feind sei aber Russland, gegen das alle Ukrainer sich wehren müssten. Laut Jarosch wächst das Nationalbewusstsein nun auch im Osten. "Wieso sonst muss Moskau auf Agenten und bezahlte Provokateure zurückgreifen, um für Unruhe zu sorgen?", fragte der 52-Jährige und spielte damit auch auf die jüngsten "Beweise" prorussischer Milizen in der Ostukraine, wonach der Rechte Sektor für den Bruch des Osterfriedens in Slawjansk verantwortlich sei. In russischen Medien wurden Bilder von Ausweisen und Visitenkarten in ausgebrannten Wracks gezeigt. Eines der Ausweise soll den Berichten zufolge Jarosch gehören.

Weitere Tote bei "Anti-Terror-Einsatz" in Ostukraine
Am Donnerstag intensivierte das ukrainische Militär sein Vorgehen in der Ostukraine. Bei Kämpfen nahe der Stadt Slawjansk sind dem Innenministerium in Kiew zufolge mindestens fünf prorussische Separatisten getötet worden. Ukrainische Spezialeinheiten eroberten demnach bei ihrem "Anti-Terror-Einsatz" drei Kontrollpunkte (siehe auch Story in der Infobox).

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