"Costa Concordia"

Jeder Passagier erhält 14.000 Euro als Entschädigung

Ausland
27.01.2012 15:24
Die Passagiere des havarierten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" bekommen eine Entschädigung von 14.000 Euro pro Person. Man habe diesbezüglich eine Einigung mit der Betreibergesellschaft Costa Crociere erzielt, erklärten die italienischen Konsumentenschutzverbände am Freitag. 11.000 Euro sollen demnach psychische Schäden und den Verlust von Gepäck decken, 3.000 Euro gelten als Kostenrückerstattung für die Heimreise.

Jeder Passagier kann nun die Entschädigung annehmen oder auf anderem Wege gegen die Kreuzfahrtgesellschaft vorgehen. Von US-Passagieren wurden bereits Sammelklagen gegen die Reederei eingereicht. Auch das französische Justizministerium kündigte an, dass sich ein Pariser Gericht mit der Frage der Entschädigungen für die 462 Franzosen an Bord der "Costa Concordia" kümmern werde.

"Baldige Entschädigung für Österreicher"
Das Österreichische Verkehrsbüro, Costa Crociere und Eurotours (exklusiver Reiseveranstalter von Hofer-Reisen, bei dem 50 Österreicher die Kreuzfahrt gebucht hatten) haben indes sich darauf geeinigt, dass sämtliche Ersatzansprüche von Österreichern direkt bei Costa Kreuzfahrten in Hamburg gebündelt und abgewickelt werden. So solle sichergestellt werden, dass die Gäste nur einen Ansprechpartner haben und somit eine effiziente Bearbeitung gewährleistet sei.

Sämtliche 77 Österreicher, die sich an Bord befanden, könnten mit einer baldigen Entschädigung rechnen: "Alle Ansprüche, die bei uns eingehen, werden ab sofort direkt an Costa weitergeleitet und dort bearbeitet. Unsere Kunden wurden entsprechend informiert", sagte Stefan Bracher, Kommunikations- und Marketingchef von Eurotours, am Freitag. Kunden, die Costa-Crociere-Kreuzfahrten gebucht haben, können sie bis 7. Februar kostenlos stornieren.

VKI betrachtet Angebot als "ordentlich"
Der Verein für Konsumenteninformation betrachtet das Entschädigungsangebot der Reederei als "durchaus ordentlich". "Die Österreicher hatten ja einigermaßen Glück, dass es keine Toten und mit einer Ausnahme keine gravierenden körperlichen Schäden gab", sagte Peter Kolba, Leiter des Bereichs Recht im VKI.

Eine Person habe jedoch eine Beinprothese verloren, "das kann über 11.000 Euro hinausgehen", sagte Kolba am Freitag. Darüber hinaus gebe es nach dem Unglück einige Fälle von Lungenentzündung unter den österreichischen "Costa Concordia"-Passagieren. Ob auch diesen Personen ein höherer Betrag zusteht, kann nach Angaben des Fachmanns derzeit noch nicht beurteilt werden, "da muss man sich den Krankheitsverlauf ansehen", so Kolba.

40 der 77 Österreicher an Bord des verunglückten Kreuzfahrtsschiffs hatten sich beim VKI gemeldet. Der Verein unterstützt im Auftrag des Konsumentenschutzministeriums österreichische Geschädigte bei der Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen. "Jeder muss individuell entscheiden, ob er das vorgelegte Angebot annimmt", betonte Kolba. Der VKI sei bereit, auch bei deutlich höheren Ansprüchen außergerichtlich Unterstützung zu leisten, wenn diese aus der Sicht der Konsumentenschützer begründet sind.

Erfolg von Sammelklagen in Italien und USA fraglich
Sammelklagen in Italien und den USA steht der VKI sehr skeptisch gegenüber. Es sei strittig, ob diese überhaupt möglich sind, sagte Kolba, nachdem sich die Konsumentenschützer Geschäftsbedingungen angesehen und mit mehreren Anwälten gesprochen hätten.

Einige deutsche Betroffene wollen sich einer in den USA geplanten Sammelklage gegen den Mutterkonzern der Reederei des gekenterten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" anschließen. Eine italienische Verbraucherorganisation übte Kritik am 11.000-Euro-Angebot und sprach von "Almosen".

16 Tote, 22 Vermisste, Bangen um Naturjuwel
Der Ozeanriese "Cosa Concordia" war am 13. Jänner 2012 im Zuge eines riskanten Manövers vor der italienischen Westküste auf Grund gelaufen. Zuletzt stieg die offizielle Anzahl der Todesopfer auf 16, 22 Menschen gelten nach wie vor als vermisst. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren mehr als 4.000 Personen an Bord. Neben zahlreichen menschlichen Tragödien, die sich rund um die mutmaßlich von Kapitän Francesco Schettino verursachte Havarie abspielten, werden gravierende Umweltschäden befürchtet. Die Bergearbeiten des in Schräglage befindlichen Schiffes gelten zudem als extrem gefährlich.

Abgesehen von Müll, Putzmittel und Farbe befinden sich fast 2.400 Tonnen Treibstoff im Wrack, die noch nicht abgepumpt werden konnten und den Toskanischen Archipel bedrohen. Das Naturschutzgebiet um die Insel Giglio ist geprägt von Artenvielfalt und beherbergt seltene Tierarten. In tiefen Gewässern tummeln sich Thunfische, die bis zu drei Meter groß werden können, Barrakudas, Muränen, Riesenmuscheln und Krabben. Im Frühjahr und im Sommer sind vor der Küste Delfine, Finnwale oder Pottwale zu sehen.

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