Bei den EU-Wahlen

Jean-Claude Juncker ist EVP-Spitzenkandidat

Ausland
07.03.2014 15:50
Der gemeinsame Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP) für die EU-Wahlen heißt Jean-Claude Juncker. Der 59-jährige luxemburgische Ex-Premier setzte sich beim EVP-Kongress in Dublin am Freitag mit 382 zu 245 Delegiertenstimmen gegen den französischen EU-Kommissar Michel Barnier durch.

Juncker erhob zuvor in einer Rede vor dem Parteikongress Anspruch auf den Posten des EU-Kommissionspräsidenten - parteiintern ist dies jedoch umstritten. Der Luxemburger tritt bei der Europawahl im Mai gegen den Spitzenkandidaten der Europäischen Sozialdemokraten, den Deutschen Martin Schulz, an.

Bereits seit drei Jahrzehnten in Spitzenpositionen
Juncker war 18 Jahre Ministerpräsident Luxemburgs, bis seine Christlich-Soziale Volkspartei (CVS) im vergangenen Oktober die Regierungsmehrheit verlor. Von 2005 bis 2013 war er auch Vorsitzender und Krisenmanager der Euro-Gruppe - schließlich war er einer der Väter der gemeinsamen Währung. Er habe mit seinen bescheidenen Mitteln versucht, eine Katastrophe zu vermeiden, beschrieb Juncker vor den Delegierten des Nominierungsparteitages in Dublin diese Jahre.

Mit 29 Jahren übernahm der frisch gebackene Jurist kurz nach Abschluss des Studiums in Straßburg den ersten Regierungsposten. Dann agierte er immer weiter in immer wichtigeren Positionen - vor allem als Finanzminister Luxemburgs, danach in einer Doppelfunktion als Premier- und Finanzminister. Irgendwann war aus dem Mann, den Bundeskanzler Helmut Kohl einst "Junior" rief und den immer noch eine enge Freundschaft mit Kohl verbindet, einer der "großen alten Männer" Europas geworden.

"Ich will Präsident der EU-Kommission werden"
Dass er nach einer obskuren Geheimdienstaffäre im Großherzogtum und folgenden Neuwahlen vom knapp 20 Jahre jüngeren Liberalen Xavier Bettel abgelöst wurde, warf für Juncker die Frage nach der politischen und privaten Zukunft auf. "Europäische Politik wird zuerst in den Hauptstädten gemacht", war einst sein Credo - da war er noch Regierungschef. Mittlerweile findet er auch Gefallen an Amt und Würden des EU-Kommissionspräsidenten: "Ich will Präsident der nächsten Kommission werden", sagte er selbstbewusst vor seiner Nominierung in Dublin. Juncker hat in drei Jahrzehnten vor, während und nach Hunderten von EU-Ministerratstreffen und -Gipfelkonferenzen gelernt, wie Kompromisse zustande kommen - oder manchmal auch scheitern.

Ein politischer Mensch war er schon als Kind. Sein Vater - Aktivist der christlichen Gewerkschaftsbewegung, Hüttenwerkspolizist und von den deutschen Besatzern Luxemburgs in die Wehrmacht zwangsrekrutiert - brachte dem kleinen Jean-Claude vor allem eines bei: Nie wieder Krieg! Er hielt den Sohn an, Zeitung zu lesen, bei Gewerkschaftstreffen zuzuhören und sich für Politik zu interessieren. Das hat er getan. Juncker sieht Europa "als Haus, in dem es keinen Krieg mehr gibt und in dem man zusammensteht, weil wir immer weniger werden".

"Ich bin nur ein kleiner Heiliger in einer großen Kirche"
Kleine Länder wie Luxemburg können laut dem 59-Jährigen manches gelegentlich besser als die Großen, beispielsweise Kompromisse finden, ohne in den Verdacht von Großmachtpolitik zu kommen. Zu den großen Vorzügen des Krisenmanagers Juncker zählt, dass er mit allen reden kann: Nicht nur, weil er neben Luxemburgisch die drei Fremdsprachen Deutsch, Französisch und Englisch gleichermaßen fließend beherrscht. Auch, weil ihm Verständigung ein Herzensanliegen ist. "Wir sind Harmonisierer aus Berufung", sagt der Luxemburger. Und er stellt die Inhalte vor seine Person: "Ich bin nur ein kleiner Heiliger in einer großen Kirche."

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